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Weihnachtsgeschichte Strab mit Düwags so weit das Auge reicht (1324 Klicks)

24. Dezember 2005 14:30
Es begab sich also zu der Zeit vor zwanzig Jahren, als die Lokleitung noch ein armer Zivildienstleistender war, und Weihnachten war gerade vorbei und es war Winter. Die Einwohner des Rhein-Neckar-Raumes hatten sich in Scharen aufgemacht, ihre gerade erhaltenen Geschenke umzutauschen, denn damals gab es noch kein ebay und so konnte man sie nicht gleich im Internet zu Geld machen, denn Internet hatte damals auch keiner.

Die Lokleitung hatte sich auch in die große Stadt rechts des Rheins aufgemacht, weil sie in Ihrem Urlaub einige der armen Geschöpfe besuchen wollte, die auf den Straßenbahnen Dienst tun mussten und keinen Urlaub hatten.

Da begab es sich also, dass der Wagen 320 auf Linie 47 kurz nach der damaligen Haltestelle "Neckartor" einen Bügelabriss meldete. Daraufhin wurden alle anderen Straßenbahnen über das Dalbergtunnel umgeleitet. Die Lokleitung war neugierig und wollte sehen, was da los war. Und so wanderte sie vom Paradeplatz zum Neckartor. Dort stand der bügellose 320, und der 125 von VBL war schon aufgelaufen.


Irgendwie hatte die Lokleitung aber den Eindruck, dass sich auch am Kurpfalzkreisel nichts mehr tat. so begab sie sich schweren Fußes weiter zur Haltestelle Kurpfalzbrücke in Kreiselmitte. Auch dort stand ein Wagen ohne Bügel; der 417 war ebenfalls auf der 47 eingesetzt und war dort liegen geblieben, wo in ferner Zukunft einmal eine Ersatzhaltestelle gebaut werden sollte:


Der Verursacher des Chaos war auch schnell gefunden. Da man in jener Zeit eine rechte Not an sauberen Gläsern hatte war wenige Jahre zuvor das Recycling erfunden worden. Das war ein Verfahren, wo die armen Manschen ihre gebrauchten Flaschen und Gläser zu einer Tonne bringen mussten, und der Inhalt dieser Tonne wurde mit LKWs in Fabriken verbracht und wieder neu verwendet. Ein solcher LKW hatte versehentlich noch die grüne Glasbox am Kran, als er unter der Fahrleitung der Straßenbahn durchgefahren ist und hat die Fahrleitung abgerissen. Die Lokleitung fotografierte den Verursacher und die wackeren Männer, die das alles wieder flicken mussten:


Es war bitter kalt, und weil der Strom abgeschaltet war, stauten sich aus allen Richtungen die Straßenbahnen, die gesamte Kreuzung war lahm gelegt. An der Ausfahrt des Dalbergtunnels warteten die, die eigentlich umgeleitet werden sollten:


Von Schönau, Sandhofen und Neckarstadt West wendeten die Bahnen rückwärts durch die Schleife am alten Messplatz. Trotzdem warteten auch auf der Kurpfalzbrücke einige Bahnen in der Kälte auf die Weiterfahrt: ich erkenne den 408, 396, den 350 und den 436:


Mit solch schönen Fotos im Kasten ließ sich für die Lokleitung sogar die grimmige Kälte besser ertragen. Sie ging weiter zum alten Messplatz und setzte sich dort erstmal in eine gut geheizte Bahn nach Sandhofen, auf der ein ihr nicht unbekannter Fahrer eingesetzt war. Auch dieser hatte seine helle Freude am ganzen Geschehen - besonders darüber, dass er nicht stromlos stand und frieren musste.

Für die umtauschende Gesellschaft war dies natürlich ein Freudentag - der Paradeplatz und die Kurpfalzbrücke als Haupt-Knotenpunkte in Mannheim waren vom ÖPNV für über zwei Stunden komplett abgeschnitten.

Und so endete dieses Ereignis an jenem Tage - es war der 28.12.1985 - die havarierten Bahnen wurden abgeschleppt und die Lokleitung hätte nicht im Traum daran gedacht, dass zwanzig Jahre später die Lokleitung einer der Leute sein würde, die bei ähnlichen Ereignissen beruflich dort hin müssen...
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Lokleitung 24. Dezember 2005 14:30

Genial! (531 Klicks)

Hummelchen 24. Dezember 2005 14:57

Re: Glück... naja? (510 Klicks)

Lokleitung 24. Dezember 2005 17:14

Wunderschön geschrieben ! (525 Klicks)

Führerbremsventil 25. Dezember 2005 20:05



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