Wiedersehen nach 36 Jahren (769 Klicks)

Eine Kurzreise in den Harz führte mich am vergangenen Freitag auch durch Goslar. Dort wollte ich eine knapp vierzigährige Dame besuchen, die ich zuletzt gesehen hatte, als sie gerade erst drei Jahre alt war. Würde sie noch leben? Würde ich sie finden und wiedererkennen?

Die Rede ist von der normalspurigen Diesellokomotive, die ab 1967 unter der Nummer o5 bei der OEG zwischen Heidelberg und Schriesheim unterwegs war. Selbst noch im Grundschulalter, hatte ich sie ein einziges Mal gesehen, auf der Neckarbrücke zwischen Wieblingen und Heidelberg. Nach Stillegung der OEG-Güterbahn im Jahre 1970 half die Lok noch kurz bei der Hohenzollerischen Landesbahn aus und wurde dann an die Firma Starck nach Goslar verkauft.

Vor meiner Abreise in den Harz wurde die Lage des Werkes, welches zur Bayer-Gruppe gehört und Metall- und Keramikpulver fabriziert, ausgekundschaftet. So war das Ziel auch schnell gefunden. Von der Lok hatte ich in dem Buch „Eisenbahnen im Harz“ ein Foto gesehen, das wohl aus den frühen 90ern stammen musste. Das war sozusagen das letzte Lebenszeichen. Und ich hatte Glück: etwas versteckt hinter einem Bauwagen und einer Schuttmulde stand das gute Stück. Beinahe wäre ich daran vorbeigefahren. Also Auto abgestellt und hin. Leider ist das Werk von einem hohen und dichten Zaun bzw. einer hohen Mauer umgeben, also war Fotografieren nur sehr eingeschränkt zwischen den engmaschigen Zaunstäben hindurch möglich. Dann einige Fotos von schräg vorne gemacht und hin zum Pförtner, ob ich nicht zum Fotografieren hineindürfe. Als Beweis meiner Ernsthaftigkeit zeigte ich ein Foto der Lok aus OEG-Einsatztagen. Aber nein, im Werk herrscht strengstes Fotografierverbot. Ich blieb hartnäckig. Ob nicht jemand mitgehen könne und aufpassen, dass ich nicht in die falsche Richtung fotografiere? Da müsse ich zum Tor 1 und der Kollege dort solle bei der Geschäftsleitung anrufen. Auf dem Rückweg zum Auto sahen wir, daß auf der Lok mittlerweile ein Lokführer war und Zeitung las. Hin an den Zaun und mit dem alten Schwarzweiß-Foto auf mich aufmerksam gemacht. Der Lokführer kannte die Vorgeschichte seiner Lok, die jetzt die Nummer 2 trägt, nicht. Dann vor zum Tor 1, auch dort abgeblitzt: keine Chance! Die Lok verlässt auch das Werksgelände nicht, denn die DB stellt in das Werk zu. Aber durch den Zaun hindurch dürfe ich fotografieren. Also zurück, um noch Aufnahmen von hinten zu machen. Da war die Lok aber verschwunden, die Pause des Lokführers wohl vorüber. Auch bei der Rückreise zwei Tage später war sie nicht da. So gesehen habe ich wohl großes Glück gehabt, dass ich wenigstens durch den Zaun hindurch einige Bilder machen konnte. Also jetzt eines davon als Ausschnitt, damit man die Zaunstäbe nicht sieht (entstanden am 26.5.2006):




Viele Grüße

Bernhard