Deine Ausführungen sind in der Sache völlig richtig, was die Sache mit den Tw verschiedener Betriebe angeht. Dennoch könnte man diese ganzen Fahrzeuge recht ähnlich bezeichnen.
Ich versuch hier jetzt mal, an Deine Vorarbeit anzuknöpfen und mit recht viel Text das Problem im Detail zu veranschaulichen und einen Lösungsvorschlag zu machen (um am Ende zu erklären, warum er nicht angenommen werden wird).
Übrigens, die massiven Nachteile der sog. Multigelenkwagen (wie schon mehrfach gesagt, das sind meistens eigentlich Multi_sattel_triebwagen!) hatte ich ja schon mal
hier beschrieben, als es um die hier verbreiteten Fahrwerke ging.
Das Grundproblem hast Du eigentlich schon im ersten Satz genannt und die Lokleitung hat ja auch den zweiten Teil genannt: Verschiedene Hersteller benutzen unterschiedliche Namen für Sachen, die unterschiedliche Verkehrsbetriebe wieder anders benennen.
Das Problem wird sich aber leider nicht beheben lassen; gibt's ja auch überall anders. Z.B. Autos: Bei den einen heißt es Touring, bei anderen Turnier, manchmal auch Kombi, oder...
Ich tendiere aber zumindest soweit gegen die bevorzugte Richtung. Das Konrinthenkacken, das ich oben mal wieder gezogen habe (Sattel- gegen GTw), ist eigentlich sehr sinnvoll, wird nur kaum noch benutzt, auch wenn es sich um grundlegend verschiedene Konstruktionen handelt.
Wie Du schon richtig geschrieben hast, gibt es GTw sowohl mit als auch ohne Jakobsdrehgestelle. Es gibt sogar Konstruktionen, wie sie es auch als Idee für den Umbau der M8C (da haben wir's ja: eigentlich ein stinknormaler GT8 von DUEWAG
) gibt: zwei Mittelteile und trotzdem nur ein Achtachser, denn unter dem mittleren Gelenk befindet sich kein Drehgestell, unter den beiden anderen schon.
Wirklich wichtig ist - mal rein von der Konstruktion und damit vom Fahrverhalten und den Verschleißeigenschaften her betrachtet -, ob sich zwischen den Fahrzeugmodulen _tragende_ Gelenke befinden - egal um welche Achsen diese drehbar sind. Ist das nicht der Fall, ist häufig das mittlere Modul auf die beiden benachbarten aufgesattelt, der Dreh- und Stützpunkt befindet sich also innerhalb des Wagenkastens der Nachbarn - wir haben einen Satteltriebwagen.
Es gibt sogar Konstruktionen, bei denen jedes Modul ein Drehgestell hat, aber es keine tragenden Gelenke zwischen den Modulen gibt, sondern nur Träger ober- und/oder unterhalb des Kastens. Diese lenken das Modul dann z.B. über eine Lemniskatenanlenkung an. Hier liegt dann auch kein GTw mehr vor, man müßte es anders bezeichnen, z.B. als Multitriebwagen, da weder Sattelung noch Gelenk vorliegen.
Und auch das kann man auf die Spitze treiben. Wenn man bei einem solchen Wagen nun in der Mitte das Fahrwerk wegläßt, hängt man den Wagen an diese Lenker, die damit auch noch Träger werden. Also quasi ein TraglenkerTriebwagen. Natürlich kann man dann Träger und Lenker wieder trennen, dann hätte man einen Trägertriebwagen (bisher haben wir ja immer nach dem tragenden Teil der Verbindung benannt).
So damit hätten wir jetzt so ziemlich den Großteil der momentanen Konstruktionen durchgeackert und uns um eine einigermaßen saubere Nomenklatur bemüht. Für den Wissenschaftler sehr schön. Aaaber:
Für die Verkehrsbetriebe ist es traditionell wichtig gewesen, ob ich einen alten Tw oder einen der tollen, modernen Großraumtriebwagen hatte. Dies waren meist GTw (teils aber auch STw) und so hat sich mit der Zeit bei vielen die Bezeichnung GTw für mehrteilige Triebwagen eingebürgert.
Naja, und die Hersteller halten sich halt dran und nennen alle möglichen Sachen GTw, auch wenn's eigentlich keiner ist. Daß man dann noch eine weitere, technischere Bezeichnung einführt, hat einfach den Grund, sich von der Konkurrenz abzusetzen oder tollen Fortschritt kundzutun. Sonst hätte man ja den M8C auch gleich als GT8 bezeichnen können, aber dann hätte keiner gewußt, daß es eine vom klass. DUEWAG GT8 grundverschiedene Konstruktion ist.
Was nun die Ns und Ms angeht, so haben wir leider im Deutschen das Problem, daß _N_ormalspur und _N_iederflur mit dem gleichen Buchstaben anfangen. Man kann also mit einem NGT sowohl einen Niederflur- als auch einen Normalspur-Tw bezeichnen. Bei uns kein Problem, da wir ja nur auch Normal- und nicht auf Breitspur... äh, Meter- und nicht Normalspur fahren. Lustig wird's bei Betrieben, die sowohl Hoch- als auch Niederflurer haben und sowohl 1000 mm als auch 1435mm Spurweite.
Selbst Hoch- und Niederflur kann man ja nach Bedarf anders definieren. Habe ich Fahrzeuge, in die ich mit Treppen auch eine Bodenhöhe von 90cm einsteigen muß, so sind das zweifellos Hochflurer. Was ist dann ein Wagen mit z.B. 50cm Höhe ohne Treppen, in den ich von einem Bahnsteig niveaugleich einsteige?
Langer Rede und viel Konstruktionstechnik, kurzer Sinn: Man muß einfach damit leben, daß es unterschiedliche Bezeichnungen gibt und immer geben wird. Man muß nur rechtzeitig klarmachen, worüber man denn grade redet.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 03.10.06 13:05.