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Attenzione al Sezionamento, Teil 2 (557 Klicks)

09. August 2007 11:42
Milano Centrale, 01. August 2007, 7:44 Uhr

Mein Plan war, gleich mit dem Intercity nach Parma weiterzufahren, von wo aus ich mich auf die Spuren der Don-Camillo-Filme begeben wollte. Mal ein kleiner Überblick über die Region:


Die hellgrün und blau dargestellten Linien sind die Eisenbahnstrecken der Ferrovie Emilia Romagna (FER). Die blau gestrichelte Strecke von Parma nach Brescello wird schon seit über zwei Jahren im Schienenersatzverkehr bedient, weil sie wegen des Baus der Schnellfahrstrecke Bologna - Milano unterbrochen ist. Unglücklicherweise wurde auch der Rest der Strecke bis Suzzara während der italienischen Schulferien per Bus bedient, angeblich wegen Gleisbauarbeiten in Guastalla (davon später mehr)

Ich kam in Parma an und kaufte mir am Tabakladen im Bahnhof eine Fahrkarte nach Brescello. Fahrkarten für die Privaten gibts bei der Staatsbahn nicht, Automaten für die Privaten gibts überwiegend auch nicht, und Fahrkarten im Bus oder in den Zügen normalerweise erst recht nicht. Und auch auf den Ankunfts- und Abfahrtsplänen der Staatsbahn werden die Privaten einfach nicht erwähnt. In Parma stand noch die E 652 127 mit ihrem Güterzug in originaler Farbgebung, mit leidlich entfernter Graffiti:



Mein Bus kam mit 10 Minuten Verspätung, was aber niemanden sonderlich störte. Auf dem Bahnhofsvorplatz von Parma herrschte sehr reger Busbetrieb, die ebenfalls vorhandene Obus-Fahrleitung schien aber nicht genutzt zu werden.

Wie schon erwähnt gab es am Bahnhof von Brescello keine Züge, und so fotografierte ich eben das allerliebst gestaltete Toilettenhäuschen:


So sah das damals vor fünfzig Jahren in den Filmen aus...

(Foto von [www.doncamillo.homepage.t-online.de])

...und so heute, kaum verändert:



Eigentlich wollte ich mich ja auf die Spuren der 220er in Italien begeben. Beim Sammeln der Infos, wo sich die Loks denn heutzutage so herumtreiben, bin ich auf die Ferrovie Emilia Romagna und deren Streckennetz gestoßen. Und als ich mir dann angesehen habe, wo das ist, hab ich mich erinnert, dass in diesen Filmen eine ähnliche Gegend vorkommt - der Name des Ortes wird in den Filmen wohl nicht erwähnt, man spricht immer nur von "dem kleinen Dorf an dem großen Fluss".

Aber im Web wird ja alles erklärt, und so bin ich auf die Seite [www.mondoguareschi.com] gestoßen. Und wenn ich doch schon mal da war, so sollte es natürlich auch ein Besuch am originalen Schauplatz und im "Don-Camillo-und-Peppone-Museum" sein.

Dort steht nebenan in einer kleinen Grünanlage die Dampflok 835 106, laut Museum "die" Lok aus den Don-Camillo-Filmen. Allerdings wurden in den 13 Jahren, in denen die Entstehungszeit der fünf Filme auseinander liegt, mehrere verschiedene Loks benutzt. Ob die ausgestellte dabei war oder nicht ist wohl auch nicht so wesentlich, ein Bild von der einzigen Lok, die ich in Brescello angetroffen habe:



Hier ein kleiner Einblick ins Museum auf das Motorrad von Peppone und ein paar Filmplakate:



Den russischen Panzer hat man auch als Denkmal aufgestellt...



...nicht weit von Don Camillos Kirche "Santa Maria Nascente", die fast noch so aussieht wie in den Filmen - leider war sie verschlossen:



Im Café Don Camillo (ich hätte auch in das Café Peppone gehen können !) gabs dann Gnocci zum Mittagessen, und nach einiger Zeit machte ich mich wieder auf zum Bahnhof, um mit dem Schienenersatzverkehr weiter nach Suzzara zu fahren.

Hier gab es nun weit und breit keine Fahrkarten. Ich erklärte also dem Busfahrer mein Problem, und er fragte mich nach meinem Personalausweis, behielt ihn während der Fahrt ein, zeigte mir, wo ich am Ziel eine Fahrkarte kaufen konnte, mit der ging ich dann wieder zum Bus, entwertete sie und bekam vom Fahrer den Pass wieder.
Die Busfahrt war eh nicht schlecht. Irgendwann reduzierte der Fahrer die Lautstärke des Radios, um besser mit dem Handy telefonieren zu können. Offensichtlich haben alle Italiener eh eine Handy-Flatrate, und so hing er dann gut zehn bis fünfzehn Minuten am Telefon - mit einer Hand am Lenkrad und einer am Ohr ging es über nicht gerade großzügige Straßen und durch enge Orte und mit 70 km/h durch Baustellen, wo zwar niemand baute, die aber mit 10 km/h ausgeschildert waren...

Während der Busfahrt entdeckte ich irgendwo in den Maisfeldern auch eine 220 mit Güterzug auf der Fahrt nach Guastalla - eigentlich dachte ich, es könne wegen Gleisbauarbeiten nicht angefahren werden.

In Suzzara schaute ich mich dann ein wenig auf dem Bahnhof um. Bis vor einiger Zeit sollen dort noch Wendezüge mit den alten E424 unterwegs gewesen sein; ich habe keine mehr angetroffen. Ältestes Material im Nahverkehr der FS waren diese Züge Aus ALe801 und ALe940, aus den 60er Jahren, hier der ALe940 033:



Irgendwann kam dann auch die 220 aus Guastalla zurück, es war die 220 028:



Die FER haben den 220ern eine wirklich tolle Farbgebung verpasst; die Linienführung folgt den Formen der Lok recht gut. Die Zierspitzen auf der Front wurden bei allen Loks unterschiedlich ausgeführt, hier bei der 028 in hellgrau und recht klein - Ausfahrt aus Suzzara Richtung Ferrara:



Nun sollte es auch für mich nach Ferrara weitergehen, wo ich mein Hotel gebucht hatte. Der Erwerb einer Fahrkarte gestaltete sich wieder als Problem - einen Fahrkartenschalter gab es nicht, der Automat war außer Betrieb (und hätte wahrscheinlich eh nur Karten für die Staatsbahn ausgegeben) und in der Bar, wo ich die Fahrkarte nach Guastalla gekauft hatte, erklärte man mir, dass sie nur Fahrkarten für die Strecke nach Parma verkaufen würden und sonst nichts. Aber die Zugführerin meines Triebwagens war wiederum sehr freundlich, schrieb mir eine Fahrkarte von Hand aus und als Begründung für den Verkauf im Zug notierte sie darauf "ausländischer Reisender":



Der ALn668 010 der FER war im Innern noch nicht modernisiert und präsentierte sich fast noch wie Ende der 50er Jahre, als er von Fiat gebaut worden war:



Entlang der Strecke der FER steht noch viel interessantes herum, so wie diese Wagen im Bahnhof Felonica:



Für die 82 Kilometer lange Fahrt von Suzzara nach Ferrara benötigt der Triebwagen etwa eine Stunde und 20 Minuten. Bei der Ankunft in Ferrara empfingen mich dann gleich drei 220er - die auf der Front rote 220 029 konnte ich leider nur mit Mast erwischen, sie setzte sich sofort nach Ankunft meines Zuges auf Nimmerwiedersehen in Bewegung:



Wann hatte ich das zuletzt erlebt - zwei 220 gleichzeitig - fast wie vor 25 Jahren in Lübeck oder Oldenburg - hier die 220 045 mit dunkelgrauer, großer Zierspitze und die schon zuvor gesehene 220 028:



Mit diesen Eindrücken des Tages machte ich mich auf den Weg zum Hotel - 10 Minuten vom Bahnhof, stand im Internet. Die 10 Minuten waren wohl für Autofahrer gerechnet, zu Fuß waren es gut 25 Minuten. Aber die Innenstadt von Ferrara ist sehr sehenswert und hat das geschafft, wovon man in Heidelberg noch träumt - sie wurde zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt. Nach einer ausgiebigen Dusche gönnte ich mir eine leckere Pizza auf dem Platz vor der Kathedrale.


SEZIONAMENTO

Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung




2-mal bearbeitet. Zuletzt am 04.11.16 21:09.
Thema Autor Datum/Zeit

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Lokleitung 09. August 2007 11:42

kleiner OT-Hinweis am Rande ... (252 Klicks)

Doomsayer 09. August 2007 13:45



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