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Ein Besuch bei den fahrenden Schuhkartons... (25 Bilder, 2,35 MB) (1026 Klicks)

11. Januar 2008 11:57
Vorigen Mittwoch hatten wir uns aufgemacht, der Würzburger Straßenbahn einen Besuch abzustatten.

Mit einem RHB-Wackeldackel fuhr ich bis Mannheim, wo ich mich mit Frieder Schwarz traf. Die letzte 155 wartete auch schon auf uns, dieses Mal war sie als 155 163 beschriftet:



Wie schon zwei Tage zuvor bespannte 218 130 den Wendezug Richtung Heilbronn. In Bad Friedrichshall-Jagstfeld stiegen wir um. Dort gibts noch umfangreichen Güterverkehr, 294 176 brachte einen Kesselwagen mit:



Mit einem von 143 655 geschobenen Regionalexpress erreichten wir Würzburg um 11:20, zwei Minuten vor Plan.
Die Würzburger Strab wird im wesentlichen von zwei Fahrzeugtypen bedient. Die Hauptlast des Verkehrs tragen zwanzig im Jahr 1996 von LHB gebaute, fünfteilige Multigelenkwagen. Zuerst fuhren wir die Steilstrecke nach Heuchelhof ab, wo dieses Endschleifenbild von Wagen Nr 265 entstand:



Das Fahrverhalten ist - wie zu erwarten war - von leichten Schlägen beim Kurvenein- und auslauf begleitet, es sind halt "nur" gekuppelte Zweiachser. Diese Fahrzeuge sind durchgehend niederflurig und bieten einen guten Fahrgastkomfort mit vielen Einstiegen. Im Innern waren die Wagen ausgesprochen sauber, und vergammelte Sitzpolster sind uns nirgends begegnet. An fast allen Griffstangen und teilweise auch zwischen den Lehnen der Doppelsitze sind Haltewunschtaster angebracht. Dafür hat man sich die Entwerter bei den Einstiegen in Front und Heck gespart. Der Innenraum wirkt in Natura nicht ganz so schrill rosa wie es dieses Bild vermittelt:



Der Fahrerplatz macht einen aufgeräumten, aber für ein Neubaufahrzeug etwas schmalen Eindruck. Auch in Würzburg hat man ein RBL-System von Siemens beschafft, ebenfalls mit dem "Ibis-Plus"-Bedienteil. Die Haltestellenansagen sind von einem Sprachsynthesizer generiert und entsprechend grauenhaft in Redefluss und Betonung:



Einige "Expresszüge" fahren unter der Linienbezeichnung 505:



Am frühen Nachmittag fährt ein Einsatzzug noch mit den Düwag-Achtachsern aus den Jahren 1968 bzw 1975. Wir bestiegen den gut besetzten Wagen 244 in der Innenstadt und fuhren mit bis zur Endstelle Grombühl. Die dortige Schleife besteht aus einer eingleisigen Blockumfahrung:



Nach zwei Minuten Ausgleichszeit fuhr der 244er zurück zum Betriebshof Sanderau, deutlich leerer als zuvor. Die Inneneinrichtung wurde damals noch sehr vandalismusresistent erbaut:



Die linksseitigen Türen sind mit Schaltschränken zugebaut und nicht mehr benutzbar. Zur Abtrennung des Fahrerplatzes von der Zugluft der Außentür gibts nicht einmal eine niedrige Klapptür, nur einen kleinen Vorhang. Der unbedarfte Besucher aus dem Rhein-Neckar-Raum fragt sich unwillkürlich, ob in diesen Wagen Rentner überhaupt mitgenommen werden können:



Wir fuhren mit bis zum Betriebshof Sanderau, wo der Wagen sogleich einrückte:



Gleich vor dem Betriebshof gibt es diese niedliche Unterstellmöglichkeit. Es schien sich aber weniger um eine Haltestelle für 8-Sitzer Linientaxis zu handeln, als um einen Wetterschutz für die Fahrer, die dort die Linienzüge ablösen müssen:



Die Endschleife Sanderau ist nur eine Haltestelle vom Betriebshof entfernt. In dem auf Höhe der Zugspitze erhöht angebrachten Kasten befinden sich zwei Monitore, auf denen der Wagenführer mit einem Blick nach links die hinteren, im Gleisbogen gelegenen Einstiege des Zuges als Kamerabild beobachten kann. Mehrere Würzburger Wagen tragen eine Ganzreklame für weiße Farbe, so wie hier der 261:



Mal mit einem markanten Gebäude der Stadt Würzburg - der jüngste Wagen, Nr 269:



Nun war es endlich Zeit ein leckeres Mittagessen einzunehmen. Sogleich erfuhren wir, dass es nicht unbedingt etwas zu bedeuten hat, wenn an einer Gaststätte Tafeln mit Speisekarten ausgestellt sind. Also gabs zunächst nur Bier zu Mittag. Ein paar Straßen weiter war dann allerdings der Mittwoch zum Schnitzeltag erklärt worden, was uns überleben half. Nach einiger Zeit kam der Wirt und fragte, ob wir denn mit dem Auto angereist seien, draußen vor der Tür würden gerade reihenweise Strafzettel verteilt - ein besonderer Service, den wohl mancher Autofahrer zu schätzen wusste.


Nach dem verspäteten Mittagessen machten wir auch Bekanntschaft mit dem zweiten Niederflur-Fahrzeugtyp aus Würzburg. die Designer müssen bei diesem Wagen wirklich eine Vorliebe für abgekantete Bleche gehabt haben - die Formen sind schon sehr gewöhnungsbedürftig. Vierzehn dieser auf allen Achsen angetriebenen Achtachser mit richtigen Drehgestellen wurden 1988 und 1989 von LHB gebaut:



Nochmal, in voller Länge...



...und frontal:



Ein schöner Rücken kann auch entzücken:



Im Innern sind diese Wagen hochflurig, mit Ausnahme des Bereichs um den Mitteleinstieg.
Als Türen wurden in den Niederflurwagen Außenschwingtüren eingebaut, die relativ langsam eingestellt sind und erfreulicherweise keine Piepstöne oder ähnliches von sich geben. Die Sitze dieser Wagen haben nur gepolsterte Sitzflächen, die Rückenlehnen bestehen aus Plastik - ein Blick Richtung Mittelteil:



Die hochflurigen A- und B-Teile sind durch einen leicht geneigten Gang verbunden; nach links führen zwei Stufen in den Niederflurbereich. Dazwischen wurde ein "Gartenzaun" aus Rundrohren eingebaut:



Und damit man nicht hinfällt wird man gewarnt:



Der 244 war nachmittags nochmal für eine Zusatzrunde ausgerückt. Obwohl es langsam dunkel wurde, musste das Kultfahrzeug erneut aufgenommen werden:



Und von links; gut ist die verbaute linke Tür zu erkennen:



An der Haltestelle Neubaustraße fiel uns der Fahrscheinautomat für Claudias Erotikshop auf. Ich wusste bisher nicht, dass man dafür auch Fahrscheine braucht:



Zum Schluss wurden noch die Strecken nach Rottenbauer und Zellerau befahren; hier der 266 in der Schleife Rottenbauer:



Von der Strecke nach Zellerau habe ich kein Bild gemacht, es hat sich in der Dunkelheit keine gute Fotogelegenheit mehr ergeben.

Auf der Rückfahrt, beim Umsteigen in Bad-Friedrichshall-Jagstfeld konnte ich noch die 143 899 fotografieren; Qualität, die leider in Mannheim nicht mehr regelmäßig zu sehen ist:



Eigentlich dachte ich immer, die Würzburger Wagen wären (nach den Stuttgarter Gt4) die zweithässlichsten Straßenbahnwagen Deutschlands. Aber wenn man mal eine Weile dort gewesen ist und sich an die Formen gewöhnt hat sind sie richtig gut, und die inneren Werte überzeugen sowieso.
Alles in allem ein schöner Tag.

Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung




2-mal bearbeitet. Zuletzt am 15.02.12 16:21.
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Lokleitung 11. Januar 2008 11:57

Re: Ein Besuch bei den fahrenden Schuhkartons... (25 Bilder, 2,35 MB) (432 Klicks)

Tw22 11. Januar 2008 16:30

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Kampfzwerg91 11. Januar 2008 17:44

Re: Ein Besuch bei den fahrenden Schuhkartons... (25 Bilder, 2,35 MB) (384 Klicks)

felix83 11. Januar 2008 19:20

Re: Ein Besuch bei den fahrenden Schuhkartons... (25 Bilder, 2,35 MB) (415 Klicks)

Lokleitung 12. Januar 2008 12:57

Re: Ein Besuch bei den fahrenden Schuhkartons... (25 Bilder, 2,35 MB) (330 Klicks)

felix83 12. Januar 2008 23:46

Re: Ein Besuch bei den fahrenden Schuhkartons... (25 Bilder, 2,35 MB) (376 Klicks)

Frieder Schwarz 12. Januar 2008 00:26

Re: Ein Besuch bei den fahrenden Schuhkartons... (25 Bilder, 2,35 MB) (361 Klicks)

Hummelchen 13. Januar 2008 13:51



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