Bock auf Rollbock? Herztropfen bereitstellen... (1180 Klicks)

Bock auf Rollbock?

Nachdem mir LW und TK die Erlaubnis gaben, mit diesen Bildern die DSO-HiFo Gemeinde zu erfreuen, möchte ich nun den (elektrischen) Rollbockverkehr der OEG vorstellen, wie er bis ca. 1989 bestand.

Ich beginne am Anfang (ach?), am OEG Güterbahnhof in Heidelberg. Dort befanden sich ausgedehnte Güterumladeanlagen, zwei Rollbockgruben und ein kurzes Stück Vierschienengleis, um Fahrzeuge umzuladen. Auch hatte hier die “Dreischienenstrecke”, die Güterbahn über den Neckar nach Schriesheim, ihren Ausgangspunkt. Heute soll es aber nur über den Rollbockbetrieb gehen.


<iframe width="800" height="300" frameborder="0" scrolling="no" marginheight="0" marginwidth="0" src="[maps.google.de] /><small><a href="[maps.google.de]; style="color:#0000FF;text-align:left">Größere Kartenansicht</a></small>

So sieht das heute aus- das Gelände des ehemaligen Bahnhofs wird von der neugebauten Strecke der OEG diagonal durchschnitten- links, auf Höhe des Haltepunktes &#8220;Berufsschule&#8221; befindet sich das Gleislager der OEG, dieses ist mit einem Ausweichgleis an die Strecke angeschlossen.
Rechts, am stadtseitigen Ende auf Höhe des Hp Gneisenaustraße Süd steht noch das kleine Umladegebäude mit der offenen Rampe.

Bevor es losgeht muß man sich natürlich erst einmal über die Vorschriften informieren:




Aus der SbV der OEG von 1961:


Auf der&#8220;Nebenstrecke&#8221; Neckarhausen-Seckenheim soll anfänglich auch Rollbockverkehr bestanden haben, davon habe ich jedoch noch nie Bilder gesehen. Dem Vernehmen nach gab es in Edingen Anschlußgleise zur heutigen Malzfabrik, sogar mit Rollbockgruben zum abstellen von beladenen Wagen, um Rollböcke zu sparen. Kastenlok, bitte übernehmen Sie!


Jetzt, nachdem man weiß wie es geht, muß man sich noch ein passendes Triebfahrzeug heraussuchen:


Man nehme den 18. Obwohl der 18 auf den ersten Blick baugleich aussieht wie die Wagen 19 und 20, so ist der 18 um einiges stärker als 19 und 20. Ursprünglich gab es nur die Güter-Tw 19 und 20. Die Wagennummer 18 war mit einem Personen-Tw der ersten Serie belegt und wurde nach dem Kriegsverlust des Tw 18 &#8220;frei&#8221;. Da die OEG als kriegswichtiger Betrieb eingestuft war, erhielt sie die Genehmigung, einen Güter-Tw neu bauen zu dürfen. Von der Waggonfabrik Fuchs in Heidelberg wurde der Bau auch noch während des Krieges begonnen. Da die elektrische Ausrüstung jedoch nicht mehr geliefert werden konnte wurde der Wagen erst nach dem Krieg fertig und in Betrieb genommen, diesmal jedoch mit stärkeren Motoren. Da die E-Ausrüstung mit Marshallplanmitteln bezahlt wurde hatte der Wagen danach den Spitznamen &#8220;Ami&#8221; weg.

Los gehts:

V60 940 stellt G-Wagen an der Umladerampe bereit. Dieses Gebäude, nebst Rampe, existiert heute noch.

Die Rampe, wie sie sich in den letzten Jahren bot. Ich bin dort als Kind oft herumgestromert und hatte auch meine &#8220;Ritschratsch-Klick&#8221;, eine sogenannte &#8220;Pocket-Kamera&#8221; dabei. Die damals entstandenen Bilder sind jedoch selbst nach heftigster digitaler Verwurstelung nicht brauchbar, aus Ochsenschwanzsuppe wird eben keine klare Brühe.


&#8220;Gesteuert&#8221; wurde der Betrieb aus dem hier abgebildeten Fahrdienstleitergebäude, darin waren neben Diensträumen ein Hebelstellwerk und ein Wasserbehälter untergebracht.

Die folgenden Bilder sind ein Mischmasch, um wenigstens die Reihenfolge des Aufbockens beizubehalten, deswegen möge man die unterschiedlichen Waggons entschuldigen:


Tg18 kommt aus Edingen und rangiert vom Streckengleis in den Bahnhof.




Der 18 hat sich vor die Wagenreihe gesetzt und zieht den Zug langsam über die Rollbockgrube.



Nach einigen Rangierungen wird der Zug in das Ausziehgleis zurückgedrückt und für die Abfahrt vorbereitet.

Ziel der Fahrt ist der Bahnhof Heidelberg Wieblingen-Ort:



Hier stellt der 18 weitere Güterwagen an der (inzwischen erweiterten!) Güterhalle bereit.


Heute gibt es hier nur noch zwei Durchgangsgleise und einen Gleiswechsel. Immerhin wurde das Bahnhofsgebäude, nachdem es im Dezember 2007 säuberlichst von Graffitti befreit wurde und wieder ansehnlich war, erst im darauffolgenden Januar abgerissen.

Der OEG-Rollbockverkehr ging jedoch noch weiter, wie einleitend bemerkt.
Nun noch einige Bilder aus Edingen und Seckenheim:



Irgendwann, in den 60er Jahren steht an der Umladerampe auf Gleis 12 in Edingen der Tg 20, in frischem Lack. Leider mußte dieser Wagen, der auch noch erhalten war, 2007 im Rahmen einer Platzbeschaffung verschrottet werden.

Bahnhof Seckenheim:




Mit einem gemischten Güterzug rangiert der 18 in Seckenheim. Der Zuckerrübentransport wurde bis zum Ende des Rollbockverkehrs durchgeführt.



Aber auch Einzelwagen wurden in Seckenheim rangiert. Hier hat der Zug rückwärts auf das Streckengleis nach Edingen rangiert um die Fahrt in Richtung Edingen/Heidelberg anzutreten. Der weitere Streckenverlauf entgegen der Fahrtrichtung war für Rollbockzüge, siehe oben, nicht zugelassen.

Was ist vom Rollbockverkehr geblieben?
In Edingen stehen noch vier Rollböcke, sowie der Tg 18. Dieser wird, &#8220;neben&#8221; den anderen, vordringlicheren Arbeiten, von der [www.ign-ev.de] äußerlich aufgearbeitet. Die Grundsubstanz ist, aufgrund der massiven Bauweise und der verhältnismäßig trockenen Abstellung im &#8220;guten Teil&#8221; der Viernheimer Wagenhalle, noch sehr gut.


Leider ist kein Pufferwagen mehr erhalten geblieben.

Ich hoffe, ihr habt noch Bock auf andere historische OEG-Bilder.

Bis neulich, in der *hust*&#8221;Metropolregion Rhein-Neckar&#8221;*räusper*... :joke: