Heute gibts die Kettenbilder von einer der übelsten Fehlentwicklungen der vergangenen Jahrzehnte. Das Streben nach einer 100% niederflurigen Straßenbahn führte zur Entwicklung der "VÖV-Niederflur-Stadtbahn".
Insgesamt drei Wagen wurden in unterschiedlichen Ausführungen (zweiteilig / dreiteilig, Wagenkasten aus Aluminium bzw Stahl) gebaut und an Mannheim, Bonn und Düsseldorf ausgeliefert. Die Wagen waren mit angetriebenen Einzelrad-Einzelfahrwerken (EEF) ausgerüstet. Der dreiteilige Mannheimer war also im Prinzip ein Vierachser.
Das silberne Außendesign war ja nicht mal schlecht - erstmals tauchte auf einem Mannheimer Wagen hier auch das Odolblau aus den städtischen Farben als Absetzstreifen auf.
Die Fahreigeschaften müssen aber katastrophal schlecht gewesen sein. Man erzählt, dass der Wagen bei der ersten angesetzten Probefahrt schon beim Versuch, den Betriebshof zu verlassen, entgleist ist.
Im Jahr 1991 hatte man ihn noch auf einem Tag der offenen Tür in der Möhlstraße ausgestellt. Nachdem aber einige Versuche der Nachbesserung gescheitert waren kam die Order, die Kiste vor dem Publikum zu verstecken. Er verließ die Halle also nicht mehr, und offenbar hat er das Betriebshofgelände nie wirklich verlassen. Eine kleine Gruppe interessierter Bahnfreunde hatte am 28. März 1992 (also zufälligerweise morgen vor 17 Jahren) die Möglichkeit, auf dem Wagen mal eine einzige Runde durch die Möhlstraße mitzufahren. Das Gerumpel der EEFs kann man sich gut vorstellen.
Dabei sind die folgenden sieben Bilder entstanden:
Ausfahrt aus der Halle:
Linke Seite:
Rechte Seite, man erkennt die Fahrwerke mit den außen frei liegenden Bremsscheiben:
Das Innendesign mit mausgrauen Wänden und steingrauen Sitzpolstzern war ausgesprochen hässlich, hätte aber geneigten Graffiti- oder Filzstiftkünstlern ein reiches Betätigungsfeld geboten:
Heckfahrschalter:
Sollwertgeber:
Führerstand:
Man sagt - neben der unmöglichen Fahrwerkskonstruktion - eines der Probleme war, dass für den Bau dieser Bahnen vom VÖV viele Hersteller berücksichtigt wurden, die jeweils aber nur kleine Baugruppen / Bauteile beisteuerten. Daher fühlte sich niemand richtig für die Wagen verantwortlich. Auch wäre der mögliche Gewinn für jede Firma bei einer Bestellung dieses Typs wohl recht mager ausgefallen. Da verkauft man doch lieber ein Fahrzeug komplett aus eigenem Hause.
Nachdem der Wagen längere Zeit einstaubte wurde er irgendwann in einer Nacht- und Nebel-Aktion abtransportiert - angeblich zu Duewag nach Düsseldorf. Er hat übrigens nie eine Betriebsnummer erhalten.
Über den weiteren Verbleib weiß ich nichts, offenbar hat man ihn irgendwann verschrottet. War wohl auch besser so. Obwohl das was da drei Jahre später nachgekommen ist nun auch nicht das "Gelbe vom Ei" ist...
Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 27.03.09 13:34.