Zu Besuch bei Tatras, Ganzes und Düwags in Ungarn und Rumänien, Teil 5: Mit VBLuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu-Einlichtwagen und anderen löblichen Kisten durch Arad (mB) (1368 Klicks)

Mahlzeit!

Beginnen heute unseren ersten vollen Tag in der westrumänischen Stadt Arad, die etwa 17 Km von der ungarischen Grenze entfernt liegt.


Für die, die es noch nicht wissen: Arad ist bei Straßenbahnfans sehr beliebt, weil man dort noch viele klassische Düwag und Tatra-Wagen verkehren. Seit den 90er Jahren hat man sich immer wieder mit Gebrauchtwagen, vor allem aus Deutschland, eingedeckt. Darunter auch mit GT6 von VBLuuuuuuuuuuu, die dort seit mittlerweile knapp 20 Jahren im Einsatz stehen. Die letzten eigenen Neuwagen waren Tatrawagen, die man in den 70ern und 80ern bezogen hat (so um die 100 Stück) und Timis-Wagen des rumänischen Standardtyps, der im benachbarten Timisora gebaut wurde. All diese Fahrzeuge wurden oft nur wenige Jahre alt und sind bis aus einige Timis-Museumswagen, die es noch irgendwo geben soll, vollständig verschrottet.
Zurückzuführen ist die kurze Lebensdauer dieser Wagen wohl auf die Mangelwirtschaft unter der Ceausescu-Regierung.
Auch wenn die Wagen einen oft etwas heruntergewirtschafteten Eindruck machen, scheint die Werkstatt wohl gute Arbeit zu leisten. Immerhin schafft man es seit 20 Jahren nun inzwischen über 50 Jahre alte Gebrauchtwagen so ziemlich vollzählig in Betrieb zu halten, um mal die Lu-Wagen als Beispiel zu nehmen. Und dabei ist die Tatsache, dass man eine wohl einzigartige Typenvielfalt hat wohl sicher keine Erleichterung.


Zur Orientierung mal eine Netzkarte von Arad, das Rote sind die Straßenbahnen:







Bevor die Fototour beginnt, sollte ein Frühstück schon sein…






Unser erster Weg führte uns zum Bahnhof, wo uns ein Essener GT8 begegnet. Darauf steht auf rumänisch wahrscheinlich „Erstmal zu Penny“
Am Bahnhof ist auch das Kiosk, an dem man die Fahrscheine kaufen kann.
Tageskarten gibt es keine. Dafür kostet die Einzelfahrt nur 1,60 Lei, also ca. 40 Cent.
Die Tickets sind dann in den Wagen in Lochentwertern zu entwerten. Einige wenige Wagen verfügen auch schon über Stempelentwerter.
Bei den Lochentwertern hat jeder Wagen einen eigenen Stempelcode, der auf ein Zahlenfeld gepresst wird. Dies lädt natürlich zum Missbrauch ein.
Die Fahrgäste stecken dann oft beim Aussteigen ihre Fahrscheine den Einsteigern zu, oder lassen sie auf dem Platz liegen.




Dann mal einen Blick auf die große Eisenbahn. Dort steht ein Schnelltriebwagen nach Timisora bereit.
Interessant ist, dass der Wagen in seinem Aufbau, geschätzten Abmessungen und der Optik start kann die SVT erinnert, die in den 30er Jahren in Deutschland die ersten Schnellverbindungen hergestellt haben. Auch, wenn die Front etwas abweicht, so ist die Ähnlichkeit von der Seitenansicht her fast identisch.
Unsere erste Vermutung, dass die Wagen sicher jünger sind, als sie aussehen, wurde zurückgewiesen. „Des Internet do“ bot die Aufklärung: Die Züge sind in den 30er-50er Jahren gebaut und die ersten damit etwas gleich alt mit den DR-SVT! Und immer noch in Betrieb!





Der Innenraum wurde allerdings mit Plasteschalen „modernisiert“.






Mit diesem Innsbrucker fuhren wir nach Fat Frumos – und wieder zurück.




Nahe dem Zentrum begegnet uns wieder ein Essener GT8.





Am Rathaus noch einer…





Ein ex-Hallenser Zug am Revolutionsdenkmal, das die Rumänische Flagge mit in der Mitte heraus getrenntem Logo der Ceausescu-Diktatur.
Auch hier etwas Interessantes: Der TW trägt Reklame für die Kleiderbude „Wöhrl“. Der BW auch. Das tat er in Halle aber nicht. Der Beiwagen erhielt seine (deutschsprachige) Reklame erst in Arad, damit er optisch besser zum TW passt!






Fahrfreude von Dauer bietet auch T4D 1096.





Und da war dann auch wieder VBLu. Hier allerdings mit zwei Lichtern bereits massiv verfälscht.





Wir haben noch einen kleinen Schlenker über den örtlichen Markt gemacht.
Wie rechts im Bild zu sehen, laufen in der Stadt viele Hunde frei auf der Straße herum. Allerdings kann ich mich weder an herumkläffende Köter noch voll geschissene Gehwege erinnern. Sicherlich sind die Hunde dort so weit gebildet, dass sie wissen, was ihnen passiert, wenn sie sich nicht an die Regeln des gesellschaftlichen Stadtlebens halten…
Täte den Hunden (samt Herrchen) in diesem Land sicher auch nicht schlecht…







Bei der Bäckerei um die Ecke bekam die Lokleitung dann doch noch mal spontan Hunger.





Hinterm Theater sehen wir wieder einen Essener GT8.





Hier enden die Bahnen im Westen der Stadt in Fat Frumos in einer Blockumfahrung, wo man zur CFR umsteigen kann. Die Linie 6 zur Piata Gaj fährt noch weiter in ein dörflich wirkendes Stadtgebiet, das allerdings nur alle 30 Minuten. Die restlichen Linien verkehren etwa alle 10-15 Minuten, allerdings meist nicht nach einem festen Taktschema.






Dieser Kollege hier wollte unbedingt mit aufs Bild.



Um die Schleife herum ist mittags viel Betrieb. Davon nun einige Bilder:




VBLu






VBLu







VBLu






Evag







Danach fuhren wir mit der Line 1 A in das ganz westlich, sozusagen westlich B9, gelegene Gewerbegebiet. Die Strecke dort hin zweigt nochmals von der SL6 ab und führt einige Kilometer auf eigener Trasse der Landstraße entlang nach „Platforma vest“
Eröffnet wurde die Strecke 2005 und wird zweimal am Tag bedient. Einmal am früh morgens und einmal so gegen 13:30 Uhr. In den meisten Liniennetzplänen in den Wagen ist sie nicht enthalten
Das Foto entstand in der Endschleife, die schon gut begrünt ist. Bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen Bochumer GT6, der bereits „tunnelgängig“ umgebaut wurde.




Blick in den Innenraum….




…der sogar noch den Schaffnerplatz aufweist.






Wieder zurück in der Stadt, sehen wir einen ex-SNCF-TrieWa, der einer Privatbahn gehört, die hinter einem BÜ einen Haltepunkt eingerichtet hat.






Am BÜ selbst treffen wir auf diesen O305G. Ich schätze mal er kommt aus Kiel.








Mit dem Zweilicht-VBLu-Wagen sind wir weiter zur Piata Gaj, wo gerade die Schleife befahren wird.







Diese Stelle sollte auch User TW 17 mal besuchen. Denn hier kann er mit der Bahn gleich zwei Kirchen aufs Bild bekommen!





Hier ist er wieder auf dem Weg zurück in die Stadt.





Wir haben uns auch auf diesen Weg begeben, allerdings mit der nächsten Bahn, dem Turbo-T4D 111.






Zurück an der Piata UTA begegnet uns ein weiterer Bochumer.





Nahe der Haltestelle Orologerie begegnet fährt ein Essener GT8 Richtung Stadt, wo er an der Piata Romana wenden wird.









In die andere Richtung wendet an der Piata Romana die SL 18, hier mit einem Ulmer GT4.






GT6 am Theater. Dieser Wagen hat eine längere Geschichte des Durchreichens. 1960 wurde er für Heidelberg gebaut und kam nach Stilllegung aller Strecken mit Wendeschleife (außer Schwetzingen, aber die hatten ja eh eigene Wagen) nach Mainz. Nach seiner Mainzer Zeit kam er in das glücklose Straßenbahnmuseum in Schwerte. Von dort kam er dann nach Arad.



Wir gingen dann eine Kleinigkeit essen:












Danach fuhren wir noch die Strecke zum Bahnhof Neu-Arad, wo der ehemalige Würzburger/Hagener GT6 gerade gewendet hat.






Das Besondere an diesem Wagen ist, dass er anscheinend die Bestuhlung eines OEG-Bielefelders hat.






Mit ihm sind wir nach Fat Frumos durchgefahren, wo abends noch mal richtig Betrieb ist.






Zum Tagesabschluss gab es noch mal ein Milchmischgetränk.





alla hopp



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.12.12 15:40.