lost places statt 628: Eine Wanderung entlang der KBS 274 f Grünstadt-Offstein-(Worms) mit Besuch im BW Offstein. (2876 Klicks)

Der Personenverkehr ist hier schon seit 1969 Geschichte. Es gibt aber in der Geschichte dieser Strecke eine Besonderheit: Sie war urspräünglich keine Staatsbahnstrecke.

Die 1886-1900 errichtete Strecke wurde ursprünglich von der Süddeutschen Eisenbahngesellschaft (SEG) betrieben. Das ist der Laden, der auch die OEG-Strecken vor 1911 betrieb, die Straßenbahnen in Wiesbaden und Essen, sowie eine größere Anzahl von Schmalspurbahnen.

Die SEG, die heute unter dem Namen "Essener Verkehrs AG" (EVAG) firmiert, gab die Strecke wegen Unrentabilität in den 50ern an das Land Rheinland-Pfalz ab.
Fortan wurde sie von der Bundesbahn betrieben, die 1969 den Personenverkehr einstellte und 1970 den Güterverkehr zwischen Offstein und Worms. Die Strecke wurde abgebaut.

Zwischen Grünstadt und Offstein wurde der Güterverkehr noch beibehalten. Kurz vor Offstein wurde noch das Sudzuckerwerk weiterhin bedient. Der Abschnitt Neu-Offstein und Offstein wurde 1998 stillgelegt. Für den Rest der Strecke stellte die DB im Rahmen von MoraC die Bedienung ein und gab die Strecke auf.

Da die Jungs von Südzucker zu viele LKW auch doof finden, haben sie die Strecke gekauft. Heute gehört sie der Wincanton Rail, die auch die Bedienung im GV (hier: Güterverkehr) durchführt. Die Strecke gilt nur als Anschlussbahn.

Leider konnte ich nicht herausfinden, wann GüZus fahren. Das ist wohl mehr so eine Glückssache.





Am 7.11.2010 hatte ich mal Glück und konnte Frau 100 ablichten, als wir die Strecke nach Altleiningen abwanderten: [www.rnlf.de]





Heute früh traf ich mich wieder mit dem Kollegen Sprinter 001 um 11:44 am Hbf und wir machten uns via Frankenthal auf den Weg nach Grünstadt





Unser 628 bei der Ausfahrt in Grünstadt.






Hier am Stellwerk gabeln sich die Strecken nach Ramsen, Monsheim und Offstein.






Die beiden letzteren Strecken laufen noch eine Weile nebeneinander her. Währen auf dem linken Gleis schon wieder ein 628 aus Monsheim in Grünstadt einfährt, macht die rechte Strecke gleich eine Rechtskurve Richtung Worms.







Der erste BÜ






Anweisung zur Sicherung der BÜs






Bahnhof in Heidesheim





Kurve hinter Heidesheim. Der Immobilienheini setzt wohl auf einen Rückbau der Bahn. Dann stellt er wohl die zweite Hälfte der Häuser hin.







Einfahrt in den Bf. Obrigheim. Gut zu erkennen der Bahnsteig aus Holzschwellen.







Die Fernsprecherbude ist wohl eine Weile schon außer Betrieb







In der Werbebeilage warb der "Schweinemarkt" jedenfalls noch mit DM-Preisen.






Stellenweise wurde sogar schon richtig in eine Sanierung investiert.







EInfahrt in das Südzuckerwerk, das noch im GV bedient wird.







Blick in den Abstellbereich.






Interessant: "Dynamischer Prellbock". Darunter ist ein Seilzug. Offenbar ist das Teil gut, um Wagen einer Ladestelle entlang zu drücken.






Ende der befahrbaren Strecke Richtung Worms.






Kurz dahinter wurden schon BÜs rückgebaut.












Einfahrt in den Bahnhof Offstein.






In Offstein stehen noch die Hallen des SEG-BW.





Schuppen 1






Dieser weist eine Schmalspur auf. Zu einem Anschluss an ein Feldbahnsystem konnte ich keine infos finden. Es muss wohl aber schon lange vorher weggekommen sein. Im Außenbereich sind nur Regelspurgleise zu finden.






Im Turm befinden sich die Waschräume, wo sich die "alten Männer" der SEG früher(TM) nach der Seife bückten.






Das muss wohl aus der Zeit stammen, als dort noch so richtig Betrieb war. Kann jemand das Plaktat genauer datieren?






Blick in den großen Lokschuppen.






Hier scheint es wohl einen Treff für Assis zu geben. Den Spraydosen nach muss es sich um den Sprayer-Abschaum handeln.
Möglicherweise irgendwelche Radikale.





Demnach muss es sich wohl um linken Abschaum handeln. Wäre es rechter Abschaum, würde da wohl was von "Sonderschulabbruch 2013" stehen.





Ob sich die (anscheinend etwas simplen) Linkspunker bewusst sind, dass sie sich mit Bücherverbrennungen an alten faschistischen Traditionen orientieren blieb unklar.






Vielleicht haben sie auch nur dieses Heft gelesen. Gefunden haben wir es jedenfalls nicht. Möglicherweise haben sie es auch schon verbrannt.





Das dürfte dann wohl für den nächsten Winter reichen...




Im Seitenbau, der vom Abschaum natürlich auch schon verwüstet wurde, findet man noch Überreste seiner Bewohner.




Das erklärt wohl einiges. Scheint wohl auch ein Kiffer-Treff zu sein.





Zum Beispiel dieser Plaste-Porsche





Oder dieses Büchlein, das der "lieben Frau Holl" zum Weihnachtsfest 1952 geschenkt wurde.



Das sind wohl die Bewohner, zu erkennen auf Fotos, die bisher noch nicht verheizt wurden:











Einer davon hat 1958 das Verfassen von Geschäftsbriefen in der Schule geübt.


Und einen Eisenbahnfan scheint es auch gegeben zu haben, wie ein Faller-Heft von 1959 und ein Märklin-Katalog von 1964 beweisen:












EG von Offstein.







Kurz dahinter endet das Gleis schon.






Ein Teil der Trasse wurde in einem Acker untergepflügt. Kurz vor der Straße ist die Trasse wieder zu erkennen.






Die anschließende Brücke über einen Bach existiert noch.






Hier kann man die Trasse noch erahnen.






Der Bahnhof von Heppenheim ist heute eine Grabsteinbude.





Der SEV nach Worms Hbf.




In Worms konnten wir uns noch ein paar Busse ansehen:










Sogar noch einer in Stadtwerke-Farben.





628 beim Warten auf den 425 aus Mainz, den wir dann nahmen.


Auf der Fahrt hatten wir ausgiebig Zeit in den Katalogen zu blättern: