Willkommen! » Anmelden » Ein neues Profil erzeugen » Neueste Beiträge

Streckenwanderung im „schwarzen Loch“ (Teil 6) (1225 Klicks)

21. September 2016 19:05
Vorwort:
Bei den – eigentlich immer schönen und informativen – Reiseberichten liest man ab und an in den Kommentaren, warum eigentlich nie (oder meinetwegen auch selten) Berichte „aus der Region“ eingestellt werden.

Nun will ich diesem Manko abhelfen und das Heidelberger Streckennetz ein wenig zeigen.
Erwartet aber bitte keine perfekten Aufnahmen (dies sei anderen vorbehalten), sondern meine Schnappschüsse zeigen Betriebssituationen, in denen eben Masten, Schilder und Passanten/Fahrgäste und sogar Fahrzeuge vor den Bahnen zu sehen sind!

Bericht:
Der Teil (5) endende, wie meine (Stamm)Leser sicherlich noch wissen, mit der Linie 22 an der Haltestelle Kranichweg. Heute also, das letzte Stück dieser „Überlandlinie“, - die einst bis Schwetzingen führte – nach Eppelheim.

Die Autobahn A5 zeigt deutlich, wie die Grenze zwischen den beiden Städten Heidelberg und Eppelheim verläuft.

<a href="[abload.de] src="[abload.de]; /></a>

Der M8CNF hat gleich Heidelberger Boden erreicht. Nachdem er auf der Brücke die A5 überquert hat rollt er die Abfahrt hinunter und wird gleich die Eingleisigkeit an der Haltestelle Kranichweg verlassen, in der schon der Gegenzug wartet, um seine Fahrgäste nach Hause zu bringen.

Das, die Straße querende Gleis ist die ehemalige Zufahrt zum Gleislager Pfaffengrund, dass ich im Teil 5 schon gezeigt hatte.

<a href="[abload.de] src="[abload.de]; /></a>

Auf der 1936 gebauten Brücke geht es eng zu: Für den Lkw-Verkehr ist sie schon seit einigen Jahren gesperrt. Auch die ausgeflickten Stellen im Gleisbereich zeigen deutlich, dass hier ein größerer Sanierungsbedarf ansteht. Und im Dezember (2016!) soll es so weit sein; die marode Brücke wird durch einen Neubau ersetzt, diese Bilder werden in ein paar Jahren also schon „historisch“ sein, der Tw 3251 wird jedoch noch ein paar Jahre in Heidelberg unterwegs sein und somit seine Fahrgäste auch nach Eppelheim bringen.

<a href="[abload.de] src="[abload.de]; /></a>

Waren, nach vielen (Einsatz)Jahren der Gtw6a nach Eppelheim, ausschließlich die 1994 beschafften Niederflurwagen des Typ MGT6D auf der Linie 22 eingesetzt, teilen sie sich heute diese Stecke mit den M8CNF.
Die M8C wurden vor ihrem Umbau und des Austausches des mittleren Wagenteiles normalerweise auf dieser Strecke nur in Ausnahmefällen eingesetzt, wurden sie doch 1985/86 für die (heutige) Linie 23 beschafft, auf die ich – übrigens – in meinen nächsten Folgen kommen werde.

<a href="[abload.de] src="[abload.de]; /></a>

Nachdem der Wagen 3256 die Eppelheimer Auffahrt zur Autobahnbrücke hinabgerollt ist, etwas Geschichte:

Die Konzession für die vier Kilometer lange Verbindung Schlachthaus (heute Betriebshof) – Eppelheim Rathaus lag der HSB am 9. August 1905 vor. Da jedoch die Eppelheimer Landstraße auf Grund des Baues des neuen Güterbahnhofes verlegt werden sollte, hieß es erst einmal; abwarten.

Am 16. April 1914 konnte mit der Verlegung der Gleise begonnen werden, aber der 1. Weltkrieg verzögerte auch hier den Bau: Der Gleisbau war zwar bereits 1915 abgeschlossen, die Oberleitung konnte erst nach Beendigung des Krieges erstellt werden, so dass die Strecke erst am 04. April 1919 in Betrieb genommen werden konnte.

<a href="[abload.de] src="[abload.de]; /></a>

In Eppelheim liegen die Gleise auf der rechten Seite der Straße, wie auf dem Bild zu sehen, auf dem ein MGT6D an der Haltestelle Jakobsgasse gerade zum Fahrgastwechsel hält, besonders interessant zeigt sich die Situation übrigens, wenn eine Bahn Richtung Heidelberg entgegen dem IV-Verkehr fährt; dann erkennt man sogleich (an seinem Fahrverhalten) den Ortsunkundigem Fahrzeuglenker!

Mein nächstes Foto zeigt die – dem älteren Fahrpersonal bestens bekannte – Vierlingschikane: Eine gefürchtete Unfallstelle, benannt nach der sich einst (um nicht früher(TM) zu verwenden) im grünen Gebäude befindlichen Metzgerei.

<a href="[abload.de] src="[abload.de]; /></a>

Seit vor einigen Jahren die Fahrrichtung des IV-Verkehr in der Straße davor geändert wurde, gehen (zumindest hier) die Unfälle gegen 0.

Aber, was wäre Eppelheim ohne ein Bild über den oben angesprochenen Ortsunkundigen, auch wenn Situationen wie diese nicht unbedingt die Pünktlichkeit der Bahnen zuträglich sind:

<a href="[abload.de] src="[abload.de]; /></a>

Immerhin, wenn ich die Statistik richtig im Kopf habe, ist die Linie 22 hinter der Leimener Verbindung, die (zweit) meistbenutzte Linie in Heidelberg.
Und ich hoffe inbrünstig, dass sich daran nicht ändert, wenn die demnächst Fahrgäste 1 ½ Jahre mit einem (Bus(Ersatzverkehr) „leben“ unhappy smiley müssen!

An der Haltestelle Rathaus gab es bis 1964 eine Ausweiche. Auf Bitten der Gemeinde Eppelheim wurde diese - wegen der „Verkehrssicherheit“ - ans Wasserwerk zwischen Eppelheim und Plankstadt verlegt, was damals eine Verschlechterung des Anbindung für die Bevölkerung zur Folge hatte: Die in Eppelheim Rathaus endende Linie 10 wurde zum Pfaffengrund zurückgezogen, so dass nur noch die alle 15 Minuten verkehrende Linie 11 nach Schwetzingen den Ort bedienen konnte.
Geblieben ist am Rathaus lediglich ein kurzes Stück besonderer Bahnkörper.

<a href="[abload.de] src="[abload.de]; /></a>

Kurz nach der Haltestelle biegt die Hauptstraße fast 90 Grad ab. Genau im Kurvenbereich verlässt der M8CNF 3251 den besonderen Bahnkörper und fährt in rechter Seitenlage Richtung Endhaltestelle weiter, wie auf dem nächsten Bild, dass rund 100 Minuten später entstand, zu sehen ist:

<a href="[abload.de] src="[abload.de]; /></a>

Am 6. Januar 1974 wurde als vorletzte Strecke des „Schechterle-Gutachtens“ (ein aus Ulm von der Stadt Heidelberg bestellter Gutachter, der einen Generalverkehrsplan erstellte, dieser die weitere „Geschichte“ der Heidelberger Straßenbahn maßgeblich beeinflusste) die 5 km lange Strecke Eppelheim Rathaus – Schwetzingen auf Busverkehr „umgestellt“.
Gut, neben der finanziellen Situation der HSB, war das Auslaufen der Konzessionen für diese Strecke ziemlich maßgeblich, lag diese doch in Seitenlage auf einer Landstraße.

Ironie des Schicksals: Die Aufgabe der Gleisschleife in Schwetzingen zwang zum Verkauf der 13 erst 12 Jahre alten sechsachsigen Einrichtungstriebwagen. Es folgte die in der Geschichte der HSB größte Beschaffung von Straßenbahnen, die der 15 Zweirichtungsfahrzeuge Gtw6a.

Im Zuge dieser Einstellung wurden die Straßenbahnlinien neu geordnet; die (neue) Linie 2 bediente fortan Eppelheim. Auf Klagen der Anwohner (Umstieg zur Buslinie 20 am Rathaus), wurden am 01.12.1974 rund 390 Meter der ehemaligen Linie 11 wieder in Betrieb genommen. Seit dieser Zeit endet die Linie 2 – heute 22 – auf einem Gemeindegrundstück in zwei Stumpfgleisen, dort erfolgt auch der Umstieg zum Bus nach Schwetzingen.

Der MGT6D 3272 ist auf diesem Streckenabschnitt gerade unterwegs.

<a href="[abload.de] src="[abload.de]; /></a>

Mit einem Bild des Tw 3271 in die Endstelle Kirchheimer Straße in Eppelheim endet meine Wanderung von Heidelberg nach Eppelheim. Wenn ich richtig informiert bin, schwenkte einst (als die Straßenbahn noch nach Schwetzingen fuhr) das Gleis in dieser Kurve von der rechten Seitenlage auf die linke Straßenseite. Auf dieser Seite verlief sie dann durch Plankstadt bis Schwetzingen.

<a href="[abload.de] src="[abload.de]; /></a>

Aber dies ist eine andere Geschichte, und die soll ein andermal erzählt werden. Aber leider nicht von mir, als ich mit meinen Eltern das erste Mal zum Schwetzinger Schloss fuhr, mussten wir hier schon auf den „Schienenersatzverkehr“ umsteigen.


Salü Erhard
Thema Autor Datum/Zeit

» Streckenwanderung im „schwarzen Loch“ (Teil 6) (1225 Klicks)

Heidelberger Straßenbahner 21. September 2016 19:05

Da häng ich mich mal mit ein paar Bildern dran.... (471 Klicks)

Der Regenleisten 0 305 24. September 2016 16:40



In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicke hier, um Dich einzuloggen