Heute berichte ich von unserer Fahrt mit der
Matterhorn-Gotthard-Bahn von
Oberwald nach
Brig:
Im Gegensatz zum Bahnhof
Realp DFB ist der Endpunkt der
Furka-Bergstrecke in
Oberwald eher bescheiden, er besteht lediglich aus einem Umfahrgleis - ein Bahnhofsgebäude fehlt. Für das drehen der Dampfloks ist eine Drehscheibe mit ein paar Stumpfgleisen vorhanden. Als Warteraum steht ein Personenwagen am Gleisende. Für das Personal wurde im Bereich der Drehscheibe eine kleine (allerdings sehr schöne) Holzhütte erstellt.
Dafür liegt er aber gleich gegenüber des Bahnhofes der
MGB und ist ohne großen Fußweg zu erreichen. In diesem entstand mein Foto eines Pendelzuges, gezogen von der
Deh 4/4 Nr. 91. Nach dem Fahrgastwechsel fährt er durch den Furka-Basistunnel bis nach
Andermatt.
Wir hatten noch ca. 30 Minuten Zeit, bis unser Zug nach
Brig fahren würde, genug Zeit, sich umzusehen. In der Nähe des Bahnhofes entdeckte ich meine Lieblingswerbung – nur Uwe Ochsenknecht fehlte, ob er inzwischen aufgegeben hat, das Geheimnis des Käse zu lüften?
Nun etwas Geschichte: Die
Furka-Oberalp-Bahn (FO) betrieb die 97 km lange Verbindung zwischen
Disentis und
Brig. Sie führte über den
Oberalppass und (wir wissen es bereits) bis 1982 auch über die
Furka. Eine knapp 4 Kilometer lange (die früher(TM) selbstständige
Schöllenenbahn) Strecke verbindet
Göschenen mit
Andermatt.
Am 01. Januar 2003 fusionierte sie mit der
Brig-Visp-Zermatt-Bahn (BVZ) zur
Matterhorn-Gotthard-Bahn.
Obwohl 2022 auch in der
Schweiz immer näher rückt, ist man (auch in diesem Lande) noch weit von der Barrierefreiheit entfernt. Besonders die Haltepunkte sind noch nicht ausgebaut. Vielleicht zählt bei den Eidgenossen ein anderes Datum – oder es gibt Ausnahmen.
Und was bei der Modellbahn eigentlich als Fauxpas zählt, ist in der
Schweiz möglich!
Die Fahrt auf dieser Strecke ist einfach empfehlenswert, natürlich nur wenn man die
Schweiz mag. Wir fuhren durch eine Bilderbuchgegend, eigentlich fehlte nur noch, dass unterwegs die Heidi und der Gaisenpeter zusteigen – das hätte die Illusion perfekt gemacht.
In
Brig angekommen, entschieden wir uns spontan (Gut – wir haben dies schon während unserer Fahrt in Erwägung gezogen – aber „spontan“ klingt in einem Reisebericht weit aus besser), nach
Zermatt zu fahren.
Zwischen
Fitsch und
Zermatt fahren meist die 2008 bei der
Stadler Busnang AG hergestellten, modernen
ABDeh 4/8 Pendelzüge. Verstärkt sind diese mit zwei kurz gekuppelte Niederflurwagen, die an einem Ende ein Steuerabteil besitzen:
Sehr zu unserem Leidwesen lässt sich in den vollklimatisierten Wagen kein Fenster öffnen.
Auch hier etwas Geschichte: Die
Brig-Visp-Zermatt-Bahn (BVZ) betrieb seit 1891 die 44 Kilometer lange Bahnstrecke zwischen dem autofreien Urlaubsort
Zermatt und
Brig.
Der früher(TM)e Kopfbahnhof beider Bahngesellschaften auf dem Bahnhofsvorplatz wurde – irgendwann vor der Jahrtausendwende - mit einer anderen Einführung der Strecke aus
Andermatt in einen Durchgangsbahnhof umgebaut. Dadurch entfielen die umständlichen Rangiervorgänge mitten im IV-Verkehr.
Da es leider während der Fahrt anfing zu regnen (somit wäre "Fenster auf" sowieso entfallen), habe ich von diesem Streckenabschnitt keine Bilder, zumindest keine vorzeigbaren.
Dafür aber eines der Triebwagen – mit Steuerwagen – im Endbahnhof
Zermatt. Ein Bummel durch das Bergsteigerdorf ist quasi Pflicht – man trifft alle möglichen Leute und Nationalitäten, nur eben
keine Bergsteiger! Unser Reiseleiter versuchte uns mit „weiter hinten wird es ruhiger, da ist noch das ursprüngliche
Zermatt", zu motivieren! Irgendwann hatte der Regen die beste Absicht fortgespult - oder wir waren eben "nicht weit genug hinten". Ich hatte gerade noch so viel Elan, dass im Nebel verschwindende
Matterhorn bildlich festzuhalten.
Das letzten Bild (für heute) bringt meine Gemütsverfassung recht deutlich zum Ausdruck. Ich war froh, dass ich wieder im Zug nach
Brig saß und dachte:
„ Hier musst du nicht mehr her“ - obwohl ich die Strecke gerne noch einmal bei schönem Wetter fahren würde, nur aussteigen werde ich in
Zermatt nicht mehr!
Salü Erhard