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Re: Umbauwagen der MVG (960 Klicks)

30. Januar 2018 23:53
Nachdem in den letzten Tagen die Zeit etwas knapp war, möchte ich doch noch etwas zu diesen Fahrzeugen schreiben, zu denen auch mein Nicknamensgeber im RNLF-Forum gehört.

Erst einmal vielen Dank an den User TZ420, der hier schön an diese Fahrzeuge erinnert und auch daran, welch verantwortungsloser Umgang mit diesen historischen Fahrzeugen in MA und LU noch immer vorherrscht. Trotz aller Besserungen in den vergangenen Jahren.


hier noch drei historische Bilder des Wagens 237, der 1913 bei Fuchs gebaut wurde als 196.




Wenige Jahre nach dem Umbau noch als 196 am Hbf.








Bei der Eröffnung des Tunnels unter dem Luisenring. Damit war die Ringbahn wieder durchgehend befahrbar und man benötigte die rückschrittlichen Zweirichter, die man sich nun wieder anlachen möchte, nicht mehr. Es dürfte sein letzter regulärer Einsatztag gewesen sein.



Als Kind interessierten mich die "alten" Straßenbahnen vor meiner Zeit stets mehr als die aktuellen Düwags und GT6N. Die aktuellsten Bücher waren auch zu Anfang dieses Jahrtausends noch "Auf Achse und Schiene" und die Rabesche Betriebsgeschichte, in denen zu lesen war, dass diese gleichförmigen, neumodischen und seelenlosen Düwags die klassiche alte Straßenbahn gerade, also "vor 14 Tagen", abgelöst hatten.
Umso größer war das Bedauern, dass keiner dieser Vertreter der alten Zeit überlebt hatte.



Mehr durch Zufall entdeckte ich als Kind beim Spielen auf dem stillgelegten Betriebshof Luzenberg den Triebwagen 237:




Somit war nun doch noch ein Vertreter der vernichtet geglaubten alten Mannheimer Straßenbahn vorhanden, den es zu retten galt.

In der Folgezeit ließ ich, natürlich von viel jugendlicher Naivität geprägt, nichts unversucht dieses letzte Fahrzeug noch zu retten.
Also begann ich fortan mein Geld zu sparen und entwickelte mich, natürlich nach den Usern Fubby und Fahrgastwunsch, zum größten Geizhals, den ich kenne. Meine Modellbauerei spielte sich damals mehr als Spielerei im Papp-Sektor ab. Nie hätte ich auch daran gedacht Modelle für andere zu bauen und lehnte erste Anfragen noch ab. Letztendlich bewog mich das Projekt "Rettung Tw 237" dann doch dazu Modelle im Auftrag zu bauen.



2004 wurde der Luzenberg geräumt. Ein großer Hoffnungsschimmer war die Tatsache, dass der Wagen nicht verschrottet, sondern nach Viernheim verlagert wurde.

2007 schlug dennoch das letzte Stündlein des Tw 237. Die örtlichen Vereine hatten sich bis dahin zwar schon etwas stärker etabliert als noch wenige Jahre zuvor, doch der schlechte Zustand und die Konzentration auf OEG-Fahrzeuge begründeten wohl ein gewisses Desinteresse.



Im Mai 2007 wurde dann die Fa. Lehr&Kindla damit beauftragt die letzten Fahrzeuge in Viernheim zu verschrotten:















Wolfgang Löckel beschrieb diese Szenerie in seinem Buch "Mannheim, hier Mannheim" treffend als die gnadenlose Zerstörung des allerletzten Zeugen der alten Mannheimer Straßenbahn.


Die Rettung des Tw 237 ist zwar gescheitert, aber man soll ja immer die positiven Dinge sehen. Und die bestehen für mich vor allem darin, dass ich aus meiner Bastelei einen kleinen Gewerbebetrieb machen konnte, der dafür sorgte, dass im studentischen Geldbeutel nie Ebbe herrschte und das ohne dass ich je einen Cent BaFög bezogen hätte.


Mit historischen Fahrzeugen aus MA/LU sieht es heute immernoch dünn aus. Immerhin ist es gelungen einen Typ Mannheim aus Helsinki heimzuholen. Den hohen Wert, den Düwag-Wagen insbesondere für die Rhein-Neckar-Region haben, habe ich zwischenzeitlich natürlich erkannt.
Ob einer der prägenden Standard-Sechsachser oder ein regional besonderes Hängebauchschwein erhalten bleibt, muss die Zukunft zeigen.

Zweiachsertechnisch gibt es noch den aus einem Verbandstyp umgebauten Arbeitswagen:






Und eine Lore, die einst mal ein Fahrgestell eines Triebwagens von 1913 war.
Welch tolle Dinge man mit Fahrgestellen von Loren machen kann zeigt eindrucksvoll der Potsdamer TW 9: [www.historische-strassenbahn-potsdam.de]

Er ist wohl gerade aufgrund seines Neuaufbaus eines der originalsten und authentischsten Fahrzeuge aus der Epoche I, da keine "Rückbau-Kompromisse" gemacht werden mussten wie beispielsweise bei ähnlichen Wagen in Krefeld oder Stuttgart.


Eine Ruine, die sicher noch schlimmer aussah als der 237 vor seiner Verschrottung ist der 907 der Atac: [www.graftreni.it]

Heute ist er ein vorbildlich restauriertes, betriebsfähiges Fahrzeug. Das gelang auch nur, weil man dieses ruinöse Fahrzeug über Jahrzehnte hinweg aufhob, ohne dass sich daran etwas tat. Fahrzeuge wie der 907 sollten dazu mahnen, auch die schlimmsten Ruinen zu bewahen, denn eines Tages kann noch was schönes daraus werden.
Thema Autor Datum/Zeit

Umbauwagen der MVG (1330 Klicks)

triebzug 420 20. Januar 2018 17:03

Re: Umbauwagen der MVG (806 Klicks)

bmstrab 21. Januar 2018 12:16

Re: Umbauwagen der MVG (603 Klicks)

Führerbremsventil 21. Januar 2018 19:14

» Re: Umbauwagen der MVG (960 Klicks)

Tw237 30. Januar 2018 23:53



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