Aber zum Thema "Heidelberg hat es schon vorgemacht":
HD hat den Bahnhof verlegt. Man hat sich damals eines veralteten Bahnhofs entledigt, der sich schon in den 50er Jahren an seiner Kapazitätsgrenze befand und dessen teilweise Ausgestaltung als Kopfbahnhof ein Betriebshindernis war. Außerdem konnte der Bü inmitten der Stadt entfallen, dessen Schranken in den Spitzenzeiten wohl nur 15 Minuten pro Stunde geöffnet waren.
Bahnbetrieblich konnte man ein modernes Betriebswerk bauen. Kraftverkehrstechnisch wurde der IV in den ehemaligen Bahntunnel verlegt, und mit der Kurfürstenanlage ein Verteiler geschaffen, der den Kfz-Verkehr ein wenig aus der Innenstadt heraushält.
Was wäre die Alternative gewesen?
Neubau am alten Standort, mit der Beibehaltung der wesentlichen betrieblichen Einschränkungen? Ersatz des Bü durch eine Unter- oder Überführung mit gigantischen Betonrampen, mitten in der Innenstadt? Man stelle sich nur den heutigen IV ins Neckartal vor, der über Tunnel und Kurfürstenanlage geht, müsste ebenfalls die Straße am Neckarufer mitbenutzen.
Immerhin war man damals so weitsichtig und hat gleich die Straßenbahntrasse auf der Kurfürstenalage mit eingeplant. Wenn man heute vom Bismarckplatz zum Bahnhof will, dauert das etwa zehn Minuten länger als noch 1953. Dafür können die Züge zügiger ein- und ausfahren. Vom Bahnhof geht es zehn Minuten schneller ins Neuenheimer Feld und nach Handschuhsheim, der Weg zu den Gerichtsgebäuden an der Stadtbücherei ist ungefähr der gleiche geblieben.
Und das Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs ist architektonisch heute ein echter Hingucker, der Denkmalschutz verdienen würde (wobei ich nicht wissen möchte, was es kostet, das hohe verglaste Ding zu heizen).
Viele der damaligen Argumente gibt es nach 63 Jahren nicht mehr. Mit der Aufgabe von Stückgut- und Postbeförderung braucht man dafür keinen Platz am Bahnhof mehr. Behandlungsanlagen für Dampfloks auch nicht, und durch die Umstellung des Personenverkehrs auf Triebwagen und Wendezüge sind auch viele Zugbildungsaufgaben weggefallen. Damals war das alles noch wichtig und die weitere Entwicklung nicht vorhersehbar. Und die unzureichende Streckenkapazität auf der schmalen durchgehenden Trasse (die heute sicherlinks und rechts von hübschen Lärmschutzwänden gesäumt würde) hätte das auch nicht geändert. Daher ist der Umzug völlig nachvollziehbar.
Und nicht alles, was alt ist, ist nur deswegen auch gut.
Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung