Letzten Sonntag war es endlich so weit – eine illustre Schar traf sich zu früher(TM) Stunde im
Mannheimer Hauptbahnhof, mehr oder weniger ausgeschlafen.
Mann (und Frau) wollte sehen, „was aus dem Zeug, dass früher(TM) in
Viernheim stand“, wohl geworden ist.
Nach einer kurzweiligen Fahrt – zu Beginn gibt es immer etwas zu erzählen – erreichten wir gegen Mittag den Bahnhof
Brohl. Von dort aus waren es nur wenige (Höhen)Meter zum Bahnhof der
Brohltalbahn.
Einige erwarben zuerst die Fahrscheine, andere stärkten sich mit Gerstensaft am Kiosk – je nach Priorität eben. Eine von uns gewünschte Werkstattbesichtigung scheiterte fast an der Anzahl der anwesenden
Brohltaler (Vergleiche mit anderen Vereinen wären rein zufällig und sind weder geplant noch beabsichtigt).
Vor der Halle dampfte das Ziel der Begierde. (Edith: Den mit dem dicken Bauch, der mir (fast) ins Bild lief, habe ich "weggeschnitten"
)
Einhellig war man der Meinung, dass aus dem rot/schwarzen Ding in
Viernheim doch etwas sehenswertes geworden ist – leider kann ich nicht mitreden, immer, wenn ich (in meinen Jugendjahren) nach
Viernheim kam, stand ich vor verschlossenen Türen.
Die Lok
11sm wurde 1906 bei
Humboldt in
Köln-Kalk für die
Brohltalbahn gebaut. Nach Einstellung des Dampfbetriebes kam sie durch den Einsatz einiger Eisenbahnfreunde in das Museum der
Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte e.V. (DGEG) ins bereits erwähnte
Viernheim.
1998 kaufte die
Interessengemeinschaft Brohltal-Schmalspureisenbahn e.V. die Lok zurück, ist sie doch die einzige für die
Brohltalbahn hergestellte Dampflokomotive, die heute noch existiert. 750.000 Euro, viele Jahre und etliche Sorgen später konnte sie am 25.04.2015 auf ihrer „Heimatstrecke“ wieder in Betrieb genommen werden.
Während die Lok vom Personal für die Fahrt vorbereitet wurde, begrüßte uns ein Mitarbeiter der Bahngesellschaft/Vereins (wer die Bahn nun betreibt, erschließt sich mir nicht wirklich) zur Werkstattführung.
Äußerst kurzweilig und informativ wurden wir durch die Werkstatt – hier und in dieser Form ein dickes Lob meinerseits - geführt und entdeckten „einen waren Schatz“ (persönliche Meinung):
Einen Meterspurtriebwagen der
(ex)Härtsfeldbahn, gebaut 1956 von
Fuchs in
Heidelberg.
Nach Einstellung der dortigen Schmalspurstrecke zwischen
Aalen und
Dillingen/Donau und einem Zwischenspiel auf der Schwäbischen Alb zwischen
Amstetten und
Laichingen kam dieser an den
Rhein. Zwischen 1989 und 2009 wurde er zwischen
Brohl und
Kempenich in allen Zugarten eingesetzt.
Leider rächte sich diese ständige Überlastung des Triebwagens, er ist in einem ziemlich schlechten Zustand und kann nur mit erheblich finanziellem Aufwand wieder hergerichtet werden.
Wie sich die Sorgen und Nöte der Vereine doch gleichen.
Im Hof entdeckte ich noch eine Stellenanzeige – ob sich wohl jemand darauf meldet?
Ein weiteres „Sorgenkind“ der Bahn steht im Hof abgestellt: Die Lokomotive mit der Nummer 1405 des spanischen Eisenbahnunternehmens
FEVE konnte 1998 erworben werden.
Die 1966 bei
Henschel in
Kassel gebaute Lok musste umfangreich aufgearbeitet werden:
[*] fünf Tonnen Ballastgewicht wurden ausgebaut
[*] die Mechanik, die Kühlanlage und die Elektrik wurden überholt
[*] die Karosserie wurde restauriert
Nach zehn Jahren in der Werkstatt fährt sie seit Ende September 2008 im
Brohltal, bis sie vor einiger Zeit einen Motorschaden bekam, der wohl nicht so einfach zu reparieren ist.
Auf jeden Fall ist – typisch deutsch – ein Warnhinweis an der Lok angebracht.
Da die Abfahrtsminute sich bedingungslos näherte, blieb nicht die Zeit den einzigen Meterspur-SKL (Aussage des Mitarbeiters) Deutschlands näher zu begutachten - leider.
Ein Teil
unseres Haufens der Reiseteilnehmer nahm in dem „Schweizer Zeugs“ Platz (Kurze Erklärung: In Ermangelung eigener Wagen kaufte die Brohltalbahn in der Schweiz dort nicht mehr benötigte Wagen), die Sonnenhungrigen (bzw. die, die keine Ahnung hatten, wie stark der Planet brennt) unserer Truppe in einer Art Güterwagen.
Mit mehr oder weniger Begeisterung Einiger (das ein Personenwagen der ehemaligen
Mosbacher – Mudauer Bahn in den Zug eingereiht war, entdeckte Man(n) erst beim aussteigen – auch hatten wir unsere „Handtücher“ in Form einer Sitzplatzreservierung vorgegeben bekommen) zog uns die Dampflok den Berg hinauf …............................................
…................................... aber nur bis Oberzissen – dort ist für die Dampflok aufgrund unterschiedlicher Auffassungen „Endstation“ - meistens jedenfalls.
Zum Abschied ein kurzer Blick auf einen Teil des interessanten
Mallet Triebwerks, bevor die Dieseltraktion den Zug übernimmt.
1965 beschaffte die
Brohltalbahn zwei neue Dieselloks bei
Orenstein & Koppel in
Dortmund (eine dritte folgte 1966) . Die
D1 und
D2 sind bis heute betriebsfähig, die Lok mit der Betriebsnummer
D3 ist nach einem Schaden inzwischen abgestellt.
Ein Bild vom Lokwechsel in
Oberzissen zeige ich hier nicht. Nicht, weil es „nix geworden“ ist, sondern weil man die Lokomotiven hinter den vielen Menschen schlecht sieht.
Aber auch dass ist ja nicht schlecht – nur viele Fahrgäste bringen ordentlich Kohle, auf dass der
Fuchs-Triebwagen eines Tages wieder fährt.
Und da verzichtet man doch gerne auf das ein oder andere Bild.
Salü Erhard
P.S.: Ergänzungen und weitere Bilder sind gewünscht!
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 23.08.18 19:02.