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Adventskalender, Türchen 8 (995 Klicks)

08. Dezember 2018 21:03
Wie gestern schon erwähnt, hatte ich fünf Tage im Advent 1987 dazu genutzt, den letzten E94 der DB in Bayern und Franken aufzulauern. Wir bleiben daher im gleichen Jahr, nämlich am Dienstag, den 8. Dezember 1987. 194 580 ist Lz in Ernsgaden, an der Strecke Ingolstadt - Regensburg unterwegs. Und obwohl die Lok mit zwei originalen Stromabnehmern vom Typ SBS 39 mit jeweils nur einer Schleifleiste ausgerüstet ist, hat der Lokführer es vorgezogen, nur einen davon zu benutzen (vergleiche auch 118 013 im Türchen 2). Vom morgendlichen Schnee hat die Lok noch kleine Spuren behalten. 194 580 ist eine der Loks, die erst nach dem zweiten Weltkrieg gebaut wurden (sie wurde im Januar 1956 abgenommen) und - erkennbar an der 500er-Ordnungsnummer - eine der Loks mit stärkeren Motoren und Höchstgeschwindigkeit 100 km/h (statt 90 km/h).

Damals sollte die Karriere dieser Lok bei der DB nur noch neun Tage währen. Schon am 17. Dezember 1987 wurde sie abgestellt und Tags darauf ausgemustert. Die Verschrottung blieb ihr aber bis heute erspart. Im Jahr 1990 wurde sie von der IG Traditionslok 58 3047 e.V. erworben, welche sie 2009 an Barbara Pirch weitergab, die die Lok bei ihrer Firma Rail 4U einstellte. Nach einer Hauptuntersuchung im Jahr 2010 war 194 580 wieder betriebsfähig und wurde - in ozeanblau/beiger Farbgebung als "blaue Mauritius" - unter der zur Farbe passenden Loknummer 194 178 eingesetzt. Leider beendete ein Unfall im Jahr 2013 vorläufig die Karriere der Lok. Das Gezerre mit der gegnerischen Versicherung HDI ("Hilft Dir Immer" - haha - thumbs down) zog sich trotz geklärter Schuldfrage über fünf Jahre hin (siehe unten).






Barbara Pirch hat am. 3.9.2018 folgendes Statement auf Facebook geschrieben; ich habe es rauskopiert, weil Facebook ja nicht für jeden zugänglich ist:
Zitat
Barbara Pirch
Hallo zusammen!

endlich kann ich mich wieder zu Wort melden!

eine Stillschweigevereinbarung veranlasste mich in den letzten Monaten zur absoluten Zurückhaltung, nachdem die HDI ihre Einigungsbereitschaft signalisierte.
Heute jedoch darf ich mich nach mehr als halbjähriger FB-Abstinenz mit einer erlösenden Nachricht an meine super-tolle und wahnsinnig loyale Fangemeinde wenden!

Es ist also nun an der Zeit, die Beilegung des doch recht langwierigen Rechtsstreites zu verkünden, denn zwischen der HDI-Versicherung und mir wurde brandaktuell eine Einigung erzielt.

Beide Seiten hatten sicherlich nicht mit der gegenseitigen Beharrlichkeit gerechnet und entsprechend steinig war auch mein Weg. Über die Einigungsdetails wurde zwar Stillschweigen vereinbart, doch darf ich behaupten, dass die Angelegenheit aus meiner Sicht nun gerecht und annehmbar abgegolten ist.
Deshalb fühle ich mich gehalten, die HDI-Versicherung entsprechend zu rehabilitieren.

Ganz persönlich empfinde ich die getroffene Einigung als wirklichen Befreiungsschlag, denn die nun hinter mir liegende Zeit bedeutete nicht weniger, als einen der schwierigsten Lebensabschnitte zu bewältigen. Dazu zählten nicht nur demütigende Entbehrungen, sondern auch eine enorme Daueranspannung. Diese Belastungen haben nun ein Ende, gleichwohl ich die durchlebte Zeit nicht einfach mental abzustreifen vermag.

Ganz bestimmt jedoch hat jeder einzelne von Euch zu diesem letztlich guten Ausgang beigetragen.
Dafür von mir ein ganzes dickes

DANKE !!!

nämlich an alle Freunde, Eisenbahn- und 194-Fans für die unglaubliche Unterstützung, Motivation, Beharrlichkeit, verbunden mit unzähligen Zuschriften, sowie Kampagnen nebst Unterschriften!

Wahnsinn, absolut einmalig und toll !!!

Doch wie geht es nun weiter?

Sicher ist:
Die „Blaue Mauritius“ wird nun wieder aufgebaut und soll tatsächlich wieder zurück auf die Schiene. Der Aufbau dieser Lok wird allerdings nicht plötzlich geschehen, sondern voraussichtlich noch viele Monate in Anspruch nehmen.
Sicher ist aber auch, dass die inzwischen verlorene Zeit einen rein professionellen Einsatz dieser Lok eher unwahrscheinlich werden lässt. Das wirkt sich natürlich auch auf die inzwischen fast 75 Jahre alte 194 158-2 aus, mit welcher ich den Betrieb erstaunlicherweise bis zuletzt aufrecht erhalten konnte.
Bereits längere Zeit – und weit vor der Einigung machte ich mir allerdings schon zum Erhalt der beiden Lokomotiven ernsthafte Gedanken. Schließlich sehe ich mich auch in einer Art „bahngeschichtlicher“ Verantwortung – soweit es natürlich meinen eigenen, nicht alltäglichen Werdegang in Verbindung mit diesen ungewöhnlichen Lokomotiven zeitgeschichtlichen Wertes betrifft.

Deshalb ist nun auch mein persönlicher Abschied von der Schiene – zumindest als hauptberufliche Lokomotivführerin – längst und recht still vollzogen. Am 01.08.2018 beendete ich meine fast 32-jährige Haupttätigkeit mit einem Kesselwagenzug von München-Milbertshofen nach Neustadt/Donau und stellte die Lok in Ingolstadt ab. Nur einige „Eingeweihte“ waren an diesem Tag zugegen - das half etwas, diesen doch für mich nicht ganz leichten Schritt zu gehen, denn zugegeben - es ist schon Wehmut dabei, doch die Welt dreht sich weiter…

Aktuell arbeite ich zusammen mit einem kleinen Kreis Beteiligter an einem tragbaren Zukunfts- und Betriebskonzept für beide Lokomotiven. Keineswegs möchte ich diesen Fahrzeugen völlig „den Rücken“ kehren und vielleicht werde ich gelegentlich auch nochmal hinter dem Fahrschalter stehen, um nicht ganz aus der Übung zu geraten...
Wie heißt es so schön: „Niemals geht man so ganz…“ Das gilt auch für mich, denn die 194 158 und natürlich die „Blaue Mauritius“ bleiben ein sichtbarer Teil meiner Lebensleistung.

Für mich wird nun ein neuer Zeitabschnitt beginnen, denn ich widme mich künftig meinem Studium an einer norddeutschen Universität.

Eure
Barbara Pirch

Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung




2-mal bearbeitet. Zuletzt am 08.12.18 21:16.
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Lokleitung 08. Dezember 2018 21:03



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