Adventskalender, Türchen 20 (1075 Klicks)

Wir bleiben beim Adventskalender im Jahr 1981, verlegen unseren Standort aber nach Süden und kommen heute ins Bahnbetriebswerk Nürnberg Hauptbahnhof. Es ist Sonntag, der 20. Dezember 1981. Das Bw Nürnberg Hbf beheimatete damals überwiegend Lokomotiven und Triebwagen für den Personenverkehr, im Wesentlichen die Baureihen 141, 212 und 614 - die 119 und die Vorserien-110er waren bereits ausgemustert. Im Jahr 1981 hatte man außerdem zwei Ellok-Oldtimer hierher gebracht, die schon längst außer Betrieb gewesen waren. Es handelte sich um 152 014 (von der echten Baureihe 152, kein Drehstromzeug) und 191 002.

152 014 wurde 1926 von Maffei und AEG als EP5 21 514 als eine von 35 gleichartigen Loks für die Gruppenverwaltung Bayern der Deutschen Reichsbahn gebaut. Die 90 km/h schnelle Baureihe 152 war die schwerste einteilige deutsche Ellokbauart und bis 1972 im Einsatz. Auslauf-Bw war Kaiserslautern, von wo aus überwiegend Personenzüge nach Ludwigshafen oder Homburg bespannt wurden. Nach dem Bau der Fußgängerunterführung unter dem Rheingönheimer Bahnhof gegen Ende der 1960er Jahre hatte man drei 152er für den Belastungstest genutzt. Als letzte betriebsfähige E52 wurde 152 014 am 1. August 1972 abgestellt. Sie sollte allerdings noch fast 21 Jahre überleben, denn nach ihrer Ausmusterung wurde sie bis 1981 als Vorheizlok für abgestellte Reisezüge im Bahnhof Pleinfeld genutzt. 1981 kam sie nach Nürnberg und zwei Jahre später wurde sie im Ausbesserungswerk Weiden verschrottet.

Ein ganz ähnliches Schicksal hatte die dreiteilige und gelenkige 191 002. Sie wurde 1925 von Krauss in Linz und SSW als EG5 22 502 ebenfalls für die Gruppenverwaltung Bayern der Reichsbahn geliefert. In zwei geringfügig unterschiedlichen Bauserien wurden bis 1929 insgesamt 46 E91 gebaut. Wegen ihrer geringen Höchstgeschwindigkeit von nur 55 km/h verwendete man die Loks zum Ende ihrer Karriere überwiegend an Nahgüterzügen und als Abdrückloks in Güterbahnhöfen. 191 002 wurde im September 1974 beim Bw Oberhausen-Osterfeld-Süd außer Dienst gestellt. Auch sie überlebte lange als Heizlok, und zwar im Bahnhof Neustadt (Aisch). Und auch sie wurde 1981 nach Nürnberg gebracht, wo man eventuell noch brauchbare Teile ausbaute und sie dann 1983 zur Verschrottung ins Aw Weiden weiterschickte.

Beide Loks standen einträchtig in Nürnberg hintereinander, es war mein letztes Bild der beiden (Scan von Mexichrome 100). Es gibt aber von beiden Baureihen Museumsloks: 152 034 wurde zum Jubiläum "100 Jahre Elektrolok" 1979 rollfähig aufgearbeitet und ist heute in bayerisch brauner Lackierung als EP5 21 534 im DB-Museum Nürnberg ausgestellt. Die zu den Jubiläumsparaden 1985 betriebsfähig aufgearbeitete 191 099 ist leider auch nur noch rollfähig; sie ist in moosgrüner DR-Lackierung im Bahnpark Augsburg ausgestellt.


Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 21.12.18 09:22.