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Kurzer Abstecher nach Polen, Teil 4: Düwag, Konstal, Pesa (1194 Klicks)

09. April 2019 06:29
Hallo allerseits,

ich setze nun den vor einigen Tagen begonnenen Reisebericht in Wort und Bild mit dem vierten Teil fort.

Links zu den übrigen Teilen: > 1 < | > 2 < | > 3 < | > 4 < | > 5 < | > 6 < | > 7 <






Heute und in den nächsten drei Teilen geht es überwiegend um die Straßenbahn in und um Łódź. Das Netz ist sehr ausgedehnt, und um meine Wege ein wenig nachvollziehen zu können ist ein Liniennetzplan möglicherweise hilfreich (ich hatte auch einen Ausdruck dabei). Da solche Pläne ja durchaus Veränderungen unterworfen sind - dieser hier war schon vier Tage nach meinem Besuch nicht mehr aktuell - habe ich den Plan, der zum Zeitpunkt meines Besuchs gültig war, hier verlinkt. Leider sind die Überlandlinien 43 (im Westen) und 41 (im Süden) nur bis zur Stadtgrenze drauf:






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Es war Montag, der 25. Februar 2019. Am Morgen brach ich aus meinem Hotel auf, um noch einige Bilder der Überlandstraßenbahnlinie 43 zu machen, bevor sie sechs Tage später "vorübergehend" aus Sicherheitsgründen eingestellt werden sollte. Nahe des Hotels verkehrt die Linie 12, die überwiegend mit den modernsten Fahrzeugen bedient wird, die MPK Łódź hat - den 34 Pesa Swing Nr. 1578-1599 und 1881-1892. Wagen 1885 fährt in der Kopernika westwärts






074)
Zwischen den Niederflurwagen verkehren einzelne Umläufe mit den noch allgegenwärtigen 805Na, hier das weitgehend originale Gespann 1446+1447:






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Begegnung beider Fahrzeugtypen auf der Kreuzung Zeromskiego / Kopernika:






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Der modernisierte Zug aus den 805NaND Nr 2530 und 2532 auf Linie 15 in der Gdańska. Die führende 2 der Wagennummern weist sie als Wagen des Betriebshofs Chocianowice aus, die Wagen mit einer führenden 1 gehören in den Bestand des Depots Telefoniczna:






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An der Kreuzung Gdańska / Zielona kommt Wagen 1820 auf Linie 17 vorbei. Er ist deutlich stärker modernisiert als die Wagen im vorigen Bild. Man hat Außenschwingtüren und LED-Innenbeleuchtung eingebaut und dabei auch einen der beiden Mitteleinstiege verschlossen, womit aber immer noch großzügig drei Doppeltüren für den Vierachser übrig bleiben. Als ich das letzte Mal in Łódź war hatte man die ersten beiden Prototypen dieser Umbauvariante gerade erst fertiggestellt.






078)
Bei meinem letzten Besuch gab es Fahrscheinautomaten ausschließlich in den Wagen der Überlandlinien 41 nach Pabianice und (damals) 16 nach Zgierz; Fahrkarten für das Stadtnetz musste man sich an Vorverkaufsstellen besorgen.
Mittlerweile ist in allen Bahnen ein Fahrscheinautomat eingebaut, der mehrere Sprachen spricht und problemlos auch mit Kreditkarten gefüttert werden kann. Ich stieg in die nächste Bahn und kaufte mir für 13,20 PLN (ca. 3,30 €) eine Tageskarte für das Stadt- und Überlandnetz. Es handelte sich wohl um eine Art James-Bond-Papier, "dieser Fahrschein zerstört sich nach der Gültigkeit selbst" .
Ich versichere aber, dass man den Aufdruck am Tag des Kaufs gut lesen konnte.






079)
Am Plac Wolności stieg ich aus. Hier begegnete mir der erste alte Bekannte aus Mannheim, Wagen 513 (ex 384). Seit der "vorübergehenden" Stilllegung der Überlandlinie 46 nach Ozorków werden die Hängebauchschweine in der Regel auf der innerstädtischen Linie 4 eingesetzt. Der Wagenführer legte an der Haltestelle seine Warnweste an, denn die nächste Weiche funktionierte nicht elektrisch und musste bei allen vorbeikommenden Zügen manuell umgestellt werden:






080)
Noch umfahren die Bahnen das dortige Denkmal in einem Kreisverkehr, es ist jedoch geplant, die Streckenführung zu ändern und den Schienenkreis zu einem Gleisdreieck umzubauen, was die Möglichkeit einer Wende im Kreis aus immerhin drei Richtungen zunichte machen würde. Auch der Wagen 1522 ist ein ehemaliger Mannheimer, der über Helsinki nach Łódź gekommen ist. In Helsinki hörte er auf die Nummer 164 und war einer der wenigen Ganzreklamewagen des dortigen Betriebs. Die letzte finnische Reklame blieb in Łódź immerhin von 2015 bis Ende 2018 auf dem Wagen; erst zur Jahreswende 2018 / 2019 hat er die Eigenwerbung für die MPK erhalten.






081)
Weiter an die Kreuzung Nowomiejska / Północna. Auf der Linie 4 fährt etwa jeder zweite Kurs zwischen den Hängebauchschweinen mit Konstal-Päärchen, hier der 1736+1737. Die umrandete Liniennummer zeigt übrigens an, dass der Fahrweg dieser Linie von ihrem üblichen Linienweg abweicht. Bei den Fahrzeugen, die mit Steckschildern oder Zielbändern beschildert sind, ist bei umgeleiteten Linien die Nummer orangerot unterlegt:






082)
In der Stadt gibt es zahlreiche Gleisbaustellen, und in den zurückliegenden Jahren wurde das Streckennetz Abschnitt für Abschnitt erneuert. Die Baumaßnahmen dauern an, an dieser Kreuzung hat man aber noch nicht damit angefangen. Es geht eben nicht alles auf einmal. Die Wagenführer befahren Kreuzungen und Weichen überwiegend auch mit sehr gemäßigtem Tempo - aus gutem Grund:






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In der Querstraße nähert sich der 1963 gebaute Gt6 Nr. 1038, der soeben an der Endschleife Północna in Richtung Lutomiersk gestartet ist. Er stammt ursprünglich aus Bielefeld, hieß dort zunächst 225, wurde zum Achtachser erweitert und trug dann die Nummer 805, wurde 1982 nach Innsbruck verkauft, wo man das Mittelteil wieder ausbaute, um es in einem Zweirichtungswagen zu verwenden und kam unter seiner Innsbrucker Nummer 38 ab 2009 beim Überlandbetrieb MKT in Łódź auf der Linie 46 zum Einsatz. Bei der Auflösung der Überlandbetriebe im Jahr 2012 kam er zur MPK, die ihn in 1038 umbenannte:






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Ein Stolperstein am Straßenrand ließ mich für einen Moment innehalten.
Solche Steine kennzeichnen den Grenzverlauf des Ghettos Litzmannstadt wo in den Jahren 1940 bis 1944 unzählige Menschen unter übelsten Bedingungen lebten, Zwangsarbeit leisten mussten, ehe sie entweder in Vernichtungslager weiter transportiert wurden oder gleich vor Ort starben; nur die wenigsten überlebten.
Bis vor einigen Jahren war ich sicher, dass wir solch dunkle Zeiten längst überwunden hätten.
Heute, wo die Politik in vielen Ländern, selbst in Europa, in den Händen von Egoisten und Wahnsinnigen ist, hoffe ich umso mehr, dass man sich erinnert und aus der Erinnerung lernt.






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Zurück zur Straßenbahn.
Auf der Linie 4 war der ex-Mannheimer 515 (ex. Sechsachser 388) unterwegs, neben dem 506 einer der beiden Wagen in Łódź, die ich selbst noch in Mannheim gefahren habe:






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Vom Plac Wolnosci her näherte sich im Morgendunst der Wagen 509...






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...der in Mannheim als Sechsachser auf die Nummer 373 hörte. Die robusten Düwags haben zwar offensichtlich einiges mitgemacht, werden aber gut instandgehalten und erhöhen die Niederflurquote der MPK um zehn Fahrzeuge:






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Nun fuhr ich auf die Außenstrecke der Linie 43 raus, um dort noch einige Bilder zu machen. Ich werde in diesem Beitrag die Fotos, die ich zur Stilllegung der 43 gepostet habe, nicht wiederholen, stattdessen >>> hier der Link <<< zu diesem Beitrag. In Konstantynów stieg ich an der Haltestelle Srebrna aus. Nachschuss auf den ex-Bochumer M6S 328:






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Der ex-Bielefeld-Innsbrucker Gt6 1075 hatte in der Ausweiche gewartet...






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...ehe er die Haltestelle anfahren konnte.
1962 gebaut, lief er in Bielefeld als Wagen 243, später als 843, wurde 1975 zum Achtachser 813 erweitert und kam 1982 nach Innsbruck. Auch sein Mittelteil wurde dort wieder ausgebaut und in einen Wagen aus Hagen eingebaut; fortan trug er die Wagennummer 40. Diese Nummer behielt er beim Verkauf an die MKT im Jahr 2009 bei.

Bei der Übergabe des Fahrzeugparks der TP und MKT an die MPK im April 2012 sollte er eigentlich ausgemustert und verschrottet werden. Ein schwerer Unfall des ex-TP-Wagens 75 am ersten Tag nach der Übernahme - er war einen halben Tag lang als MPK 1075 unterwegs gewesen - sicherte dem Wagen 40 das Überleben. Kurzerhand wurde das Unfallfahrzeug an den Schrotthändler übergeben. Und damit die für die Übernahme vorgesehenen Wagennummern eingehalten werden konnten, wurde der eigentlich totgeweihte MKT-Wagen 40 zum Ersatz-1075 umgezeichnet...






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Der letzte Fahrplan:






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Die Bielebrucker Sechsachser sollten mir noch öfter begegnen. Wagen 1038 ist Richtung Łódź unterwegs:






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Nachschuss aus dem fahrenden Zug an das in Kasimierz kreuzende Konstal-Doppel:






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Meinem Linienzug folgte der Traditionswagen 2 vom Typ 803N. Ich erwartete ihn an der Brücke über das Flüsschen Ner in Lutomiersk:






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Einfahrt nach Lutomiersk...






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...der örtlichen Wachhundtruppe waren die Straßenbahnen relativ egal...






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...vorbei an einem Schulbus von Jelcz:






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Eigentlich gäbe es 2019 das neunzigjährige Streckenjubiläum zu feiern. Dank der Streckenstilllegung war die Stimmung eher weniger feierlich:






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Endschleife Lutomiersk. Der ehemals Bochumer M6S 302 ist mit Baujahr 1976 übrigens nur ganze drei Jahre jünger als der 803N-Museumswagen Nr. 2 aus dem Jahr 1973:






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Nachdem der M6 abgefahren war, kam aus Łódź der Bielefelder 1075. Also nochmal zur Brücke, um dort ein Bild zu machen....






101)
...ehe ich zu Fuß weiterging, denn es war damit zu rechnen, dass der Museumswagen dann wieder Richtung Łódź fahren würde. In Kazimierz konnte ich ihn aufnehmen:






102)
Der nächste Zug kam wieder stadtauswärts, also fuhr ich noch einmal nach Lutomiersk zurück. Die Inneneinrichtung der beiden Bielefeld-Innsbrucker ist noch weitgehend so, wie sie aus Innsbruck bekannt war:






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An der Endschleife hatte ich dann die Chance, beide Wagen hintereinander auf das Bild zu bekommen:







104)
Mit dem 1075 fuhr ich bis Konstantinów, wo ich diese Straßenszene aufnehmen konnte. Das Konstal-Paar 1238+1239 und der 1075 haben soeben gekreuzt, und der 1075 fährt auf dem straßenbündigen Gleis weiter Richtung Łódź, während die Vierachser nach Lutomiersk weiterfahren:






105)
Großformatiger Hinweis auf den kommenden Bus-Ersatzverkehr in den Fahrgastunterständen in Konstantinów:






106)
Der ehemalige Mannheimer 425 hat vor vor seinem dritten Leben in Łódź als 1072 die Zeit von 1997 bis 2010 in Grudziądz als Tw 72 zugebracht, wo man die Düwag-typischen runden Heckfenster durch eine einfachere Konstruktion ersetzt hat und wo auch Scheinwerfer und Schlussleuchten umgebaut wurden. Die Mannheimer Rollbandkästen in den Seitenscheiben hat er behalten. Er war der einzige, den ich einigermaßen autofrei mit der Kirche aufs Bild bekommen habe, und das auch nur von hinten...



Hier beende ich heute den vierten Teil meiner Reise und mache in einigen Tagen mit dem fünften Teil weiter.

Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung
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Lokleitung 09. April 2019 06:29



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