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Kurzer Abstechher nach Polen, Teil 5 - Mehr Düwag, Konstal, Pesa und ein Cityrunner (1397 Klicks)

18. April 2019 09:14
Hallo allerseits,

ich setze nun den vor einigen Tagen begonnenen Reisebericht in Wort und Bild mit dem fünften Teil fort.

Links zu den übrigen Teilen: > 1 < | > 2 < | > 3 < | > 4 < | > 5 < | > 6 < | > 7 <






Heute und in den nächsten beiden Teilen geht es überwiegend um die Straßenbahn in Łódź. Das Netz ist sehr ausgedehnt, und um meine Wege ein wenig nachvollziehen zu können ist ein Liniennetzplan möglicherweise hilfreich (ich hatte auch einen dabei). Da solche Pläne ja durchaus Veränderungen unterworfen sind - dieser hier war schon vier Tage nach meinem Besuch nicht mehr aktuell - habe ich den Plan, der zum Zeitpunkt meines Besuchs gültig war, hier verlinkt. Leider sind die Überlandlinien 43 (im Westen) und 41 (im Süden) nur bis zur Stadtgrenze drauf:






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Ich war am Nachmittag des 25. Februar 2019 auf der Linie 43 wieder stadteinwärts nach Łódź unterwegs. Die zweite Haltestelle im Stadtgebiet befindet sich beim Museumsdepot Brus, früher(TM) das Depot der Tramwaje Podmiejskie (TP). Hier stand der Wagen 1042 im Freien, noch in der grünen TP-Farbgebung. Er ist der letzte Überlebende von acht Düwags, die 1990 unmittelbar nach der politischen Wende von Bielefeld direkt an Łódź abgegeben wurden. Heute gehört er zum Bestand des Museums. In Bielefeld hörte er auf die Nummer 827, und mit Baujahr 1957 ist er einer der ältesten Düwag-Gelenkwagen überhaupt. Man nennt ihn deshalb auch "Dziadek", "Opa".






108)
Die Weichen für die Einfahrt in den Betriebshof wurden vor einigen Monaten erneuert. Leider haben diese punktuellen Erneuerungen die Streckenstilllegung letztlich doch nicht verhindern können:






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Vergleichsbild vom 17. März 2009, als hier noch Einzungenweichen eingebaut waren und die Gleisanlage noch im Matsch lag. Der Tw 1042 war damals in einer überwiegend grauen Graffitilackierung als Wagen 42 für die Tramwaje Podmiejskie im Linieneinsatz:






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Für das Bild der vor der Halle abgestellten Arbeitswagen kam einen Moment lang die Sonne heraus:






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Kreuzung der Wagen 1071 (ex. Mannheim) und 316 (ex. Bochum) in Brus. In den 1071 stieg ich ein.






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Der 1071 hat in Grudziądz die gleichen Heckfenster wie der 1072 erhalten. Im Gegensatz zu den Wagen aus Bielefeld wurde die Inneneinrichtung mittlerweile komplett erneuert; neben den modernen Systemsitzen wurde eine Innenbeleuchtung aus quadratischen LED-Flächenleuchten eingebaut. Bei diesem Wagen wurden auch die Mannheimer Rollbänder durch die in Łódź in den Altfahrzeugen üblichen beleuchteten Stecktafeln ersetzt:






113)
Zwei Vergleichsbilder:
Am 4. Oktober 2011, schon in Łódź, damals aber noch bei der TP, mit Mannheimer Rollbandkästen, Innenbeleuchtung durch Leuchtstoffröhren und mit den in Grudziądz wild umgebastelten und teilweise rot gepolsterten Mannheimer Originalsitzen:






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Am 16. März 2009 in Grudziądz (allerdings in diesem Fall der Wagen 72), noch mit Glühlampenbeleuchtung und in jedem Fenster mit einem Rahmen für Werbung:






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Zug hält:






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Ausstieg an der Kreuzung Zachodnia / Legionow:






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Tw 1071 breitseitig:






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Ich fuhr weiter auf der Zachodnia in Richtung Norden bis zur Haltestelle Dolna, wo die Linien 3, 4 und 11 zusammentreffen. Dem Tw 1519 sieht man seine finnische Vergangenheit deutlich an - bewusst hat man bei diesem einen Wagen den Lack im Farbschema der HKL belassen. In Helsinki war er von 2008 bis 2014 als Wagen 165 bezeichnet, in Mannheim hieß er 507 und vor seinem Umbau zum Achtachser im Jahr 1992 hieß er 366:






119)
Auch im Innern ist die Vergangenheit präsent. Die Sitzpolster tragen das eingewebte "MVV" aus Mannheim:







120)
Wo zu Hochflurzeiten Kinderwagen abgestellt waren, hat nun der Fahrscheinautomat seinen Platz gefunden:






121)
Die Glühlampen im A- und B-Teil hat man gegen ein Leuchtband getauscht, das offenbar mit kaltweißen LED-Röhren bestückt ist. Das Leuchtband im Mittelteil gab es bereits in Mannheim:






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Aber was am stärksten auf Helsinki hindeutet ist der breit gerippte, schwarze Gummifußboden, den dort selbst die Neubaufahrzeuge vom Typ Artic haben. In Mannheim hatten die Achtachser in Front- und Heckteil fein gerippte und in der Regel graue Fußböden und im Mittelteil einen glatten "modernen" Boden:






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Nächster Fotostopp am Plac Pamięci Narodowej, dem Platz des nationalen Gedenkens. Der Nordabschnitt der Łódzki Tramwaj Regionalny (ŁTR) ist nicht unbedingt reich an Sehenswürdigkeiten und führt fast geradlinig entlang der Ulica Zgierska nach Helenówek. Neben den allgegenwärtigen Konstal 805N wird er durch die Linie 4 mit den ehemals Mannheimer Tiefladern und auf der Linie 11 vor allem von den "älteren" Niederflurwagen befahren. Bombardier Cityrunner 1205 fährt stadtauswärts:






124)
Ohne zu wissen, was es damit auf sich hat, wollte ich diesen Obelisken aufs Bild bekommen. Mittlerweile kenne ich die Geschichte; er erinnert daran, dass sich auf dem Gelände im Hintergrund vor dem zweiten Weltkrieg eine Textilfabrik befand, die während der deutschen Besetzung durch die Nazis in ein provisorisches Gefängnis umgebaut wurde. Die letzten etwa 1500 Insassen wurden im Januar 1945, einen Tag vor dem Einmarsch der Roten Armee nach Łódź, größtenteils erschossen und das Gefängnis anschließend in Brand gesetzt. Nur ca. 30 Personen überlebten das Massaker; die übrigen konnten überwiegend nicht einmal identifiziert werden und wurden auf dem Friedhof nebenan begraben.

Solch üble Zeiten hat der Wagen 1865 nicht erleben müssen, der 1993 gebaute MGT6D kommt aus Bochum und hörte dort auf die Nummer 408:






125)
Wagen 1854 ist einer von zehn Pesa 122N "Tramicus", die im Jahr 2007 speziell für den Verkehr auf den Linien der ŁTR beschafft wurden:






126)
Der ehemals Mannheimer 515 kam aus Helenówek zurück:






127)
Ein Detail am Rande:
Hier nennt sich eine Kindergarten nicht etwa "Gänseblümchen", "Kumuluswölkchen" oder "rosa Einhorn", sondern "Lokomotive".
Früh übt sich, was ein Eisenbahner werden will* / soll* / muss*.

*) = Nicht zutreffendes streichen.





128)
Mit dem Konstal-Doppel 1571+1622 fuhr ich zur Dolna zurück. Im Innenraum sparsam bestuhlt und leicht modernisiert:






129)
In der blauen Stunde befand sich der Zug auf Einrückfahrt zum Betriebshof Telefoniczna:






130)
Nun steig ich in die nächste Linie 4 und durchfuhr die Stadt bis zum derzeitigen (umleitungsbedingten) Endpunkt am Friedhof Zarzew. Die dortigen Endschleife ist noch fast so erhalten, wie sie mal erbaut wurde und befindet sich irgendwo zwischen Schnellstraße und Nirgendwo. Hier ergab sich die Gelegenheit, die Züge der Linien 4 und 8 nebeneinander aufzunehmen. Konstal 2631 und Düwag 515...






131)
...und Konstal 2900 mit Düwag 1519:






132)
Auf der Rückfahrt stieg ich an der modern und großzügig gestalteten Umsteigehaltestelle Piotrkowska Centrum aus. Konstal 805N ist auf der Linie 2 im Einsatz...






133)
Der 1987 gebaute Konstal 1713 trifft auf die 28 Jahre jüngere Pesa-Schaukel 1579:






134)
Sowohl der Betrieb als auch das Personal sind mit den Bochumer MGT6D außerordentlich zufrieden - abgesehen von der fehlenden Fahrerstandstür. Die aus Bochum ankommenden Züge werden innerhalb von ca. zwei bis vier Wochen leicht adaptiert in Betrieb genommen. Demnächst soll der Wagen 1868 (ex Bochum 426) als Erster umfangreich angepasst und Modernisiert werden. Geplant ist der Einbau von Fahrerstandstüren und anderen Fenstern, die statt der kleinen Klappen größere Öffnungen zum Lüften haben - vermutlich werden es Schiebefenster werden. Die Führerstände sollen klimatisiert werden. Noch nicht entschieden ist, ob die Wagen auch geänderte Frontpartien erhalten und inwiefern diese Probeumbauten dann alle in den Serienumbau übernommen werden.
Der hier gezeigte 1862 war in Bochum zwischen 1993 und 2018 unter der Nummer 405 unterwegs. :






135)
Zwischendurch zeigte sich auch immer mal wieder einer der modernisierten ehemaligen Bielefelder M8CN, doch an diesem Abend leider nicht ordentlich fotografierbar. Und so beendete ich den Abend mit einem Spaziergang durch die Fußgängerzone Piotrkowska, wo sich ein hübsches Gebäude an das nächste reiht...






136)
...zahlreiche kleine Denkmäler und Skulpturen aufgestellt sind auch die Sterne des Walk of Fame für die polnischen Film- und Fernsehschaffenden zu finden sind.






137)
Zum Abendessen gab es Thunfischsteak mit Kartoffelpüree, schön angerichtet und sehr lecker...







138)
...ehe ich mit einem Pesa Swing der Linie 12 zu meinem Hotel zurückfuhr.




Damit beschließe ich den fünften Teil meines Reiseberichtes. Teil 6 folgt in wenigen Tagen.

Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung
Thema Autor Datum/Zeit

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Lokleitung 18. April 2019 09:14



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