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Kurzer Abstecher nach Polen, Teil 8: Ein bisschen Breslau auf der Heimreise (1452 Klicks)

14. Mai 2019 20:01
Hallo allerseits,

ich setze nun den vor einigen Tagen begonnenen Reisebericht in Wort und Bild mit dem achten und letzten Teil fort.

Links zu den übrigen Teilen: > 1 < | > 2 < | > 3 < | > 4 < | > 5 < | > 6 < | > 7 < | > 8 <





207)
Am Morgen des 27. Februar 2019 trat ich meine Heimreise an. Ich hatte ja am Vorabend gut gegessen, sodass ich das Hotel nach nur einem schnellen Earl-Grey-Tee auf dem Zimmer schon wenige Minuten vor 6:00 Uhr verlassen konnte. Mit der Straßenbahn fuhr ich Richtung Osten, zum Rondo Inwalidów, von wo aus es nur ein kurzer Fußweg zum Bahnhof Łódź Widzew ist. Die Fahrkarte für umgerechnet 65 Cent war wiederum problemlos am Automaten in der Bahn gegen Kreditkartenzahlung zu erwerben:






208)
Das alte Bahnhofsgebäude kannte ich noch von meinem Besuch zehn Jahre zuvor. Der übrige Bahnhof wurde mittlerweile aber komplett barrierefrei umgebaut und modernisiert. Da der geplante Tunnel zwischen den Bahnhöfen Kaliska und Fabryczna noch nicht fertiggestellt ist, fahren zahlreiche durchgehende Fernzüge derzeit nur den Bahnhof Widzew an:






209)
Die Bahnsteige werden von einem stylischen Blechdach überspannt, der früher(TM)e Fußgängersteg ist einer Unterführung gewichen:






210)
(Für Insider) Traditionsgemäß vor der Abreise: "Machen Sie mal eine typische Handbewegung"...






211)
...und dann raus auf den Bahnsteig. Hier bespannt EP09-041 einen Intercity - Lokbespannt zu reisen hätte ich auch gut gefunden, aber es sollte wiederum ein Triebwagentag werden. Die Halle am rechten Bildrand ist der Servicestützpunkt der 2010 gegründeten Łódzka Kolej Aglomeracyjna (ŁKA):






212)
Mein Reiseplan sah folgendermaßen aus...






213)
...über 17 Stunden unterwegs, das ließ sich günstig auch in der ersten Klasse zurücklegen - abschnittsweise, denn einige Züge führten nur die zweite Klasse. Aber so war die Reservierung schon im Preis inbegriffen und der Aufpreis gegenüber der Holzklasse relativ gering:






214)
Für mich kam ein Pesa Dart, der mich nach Wrocław aka. Breslau bringen sollte:






215)
Steckdosen sind selbstverständlich auch vorhanden. Das On-Bord-Wifi funktionierte leider nicht. Ansonsten ist die Inneneinrichtung der Pesa Dart einigermaßen komfortabel...






216)
...und der Sitzabstand, zumindest in der ersten Klasse, ist durchaus großzügig:






217)
Immerhin gibt es ein Bistroabteil, allerdings mit recht wenigen Sitzplätzen. Gegen die Speisewagenplatz-Dauerblockierer wirbt WARS jetzt mit der Kampagne "Bitte setzen Sie sich, dieser Platz ist gerade frei geworden" auf Sitzen und Plakaten:






218)
Zeit für Kaffee und Frühstücksei:






219)
In Breslau hatte ich knapp drei Stunden Aufenthalt eingeplant. Zunächst machte ich ein paar Bilder im Hauptbahnhof. Die niederschlesische Eisenbahn Koleje Dolnośląskie fährt überwiegend mit modernen Fahrzeugen. Von den 76 gebauten zweiteiligen Pesa 218M besitzt KD neun Exemplare, wie beispielsweise den SA134-003:






220)
Der 1975 gebaute und äußerlich weitgehend unmodernisierte "Kibel" EN57-1039 trägt zwar die niederschlesischen Farben, gehört aber zum Fahrzeugpark von Przewozy Regionalne:






221)
Von PKP Intercity kam EP07-1065 an der heiligen Katharina vorbei. "Sie nehme sich sich der Eisenbahner an und kümmere sich um die Reisenden":






222)
Nebenan bespannte EU07-040 ihren Zug:






223)
Es ist praktisch unmöglich, die tolle Bahnhofshalle ganz aufs Bild zu bekommen. Aber immerhin den Schriftzug "Wrocław Głowny". EU07-1052 wartet am Wasserkran:






224)
EP07P-2005 hat 46 Einsatzjahre auf dem Buckel und trägt die Farbgebung "Polregio" ihres Eigentümers Przewozy Regionalne:






225)
Als ich das letzte Mal in Breslau umgestiegen bin war es nicht nur dunkel, sondern der komplette Bahnhof war eine Baustelle. Heute ist das Bahnhofsgebäude ein Schmuckstück, passenderweise auch hier mit dem unbedingt nötigen Lieferwagen im Bild. Immerhin war er nicht weiß:






226)
Ich widmete mich dem städtischen Nahverkehr. Das Hotel Piast bietet einen tollen Hintergrund, allerdings "bereichern" auch regelmäßig Kraftfahrzeuge und Fußgänger den Vordergrund, sodass für die Straßenbahn dazwischen die Fotolinie häufiger mal gestört ist. Wagen 2316 und 2315 sind modernisierte Konstal 105N, die Breitspurvariante der 805N:






227)
Wagen 2810 ist einer von 22 Sechsachsern der Bauart Moderus Beta MF19 von Modertans, meines Erachtens ein sehr gelungenes Fahrzeuggkonzept - sowohl technisch wie auch optisch.






228)
Es war an der Zeit, Fahrkarten zu kaufen und ein wenig mitzufahren:






229)
Im Innern bietet der Moderus Beta Niederflur im abgesenkten Mittelteil und im restlichen Wagen Platz für ordentlich große Drehgestelle und unter dem Wagenboden Platz für die dort angebrachte Technik. Nicht unbedingt das "innovativste" Konzept, aber bewährt, verschleißarm, servicefreundlich und zuverlässig:






230)
Am Betriebshof 2 Ołbin steig ich aus. Hier warteten noch einige nur geringfügig modernisierte 105N auf den nächsten Linieneinsatz, wie beispielsweise die 1991 gebauten 2542 und 2543...






231)
...und der neun Jahre ältere 2392:






232)
Ich lief zurück zur Haltestelle Nowowiejska. Unterwegs kam mir der 1975 gebaute und 2008 modernisierte Wagen 2276 entgegen:






233)
Wagen 2721 ist einer von 26 Protram 205Wr, dem ersten Breslauer Niederflur-Wagentyp, geliefert zwischen 2006 und 2010:






234)
Nur etwa ein Jahr nach den Protram 205Wr lieferte Škoda die ersten Wagen vom Typ 16T "Elektra". Die Flotte umfasst 17 Einrichtungswagen aus den Jahren 2006 und 2007 und außerdem 31 Zweirichtungswagen vom Typ 19T aus den Jahren 2010 und 2011, jeweils als Multigelenkwagen mit ca. 65% Niederflur. Die Betriebserfahrungen mit diesen Fahrzeugen waren eher ernüchternd, der Wartungsaufwand ist hoch und auf Linien mit schlechtem Gleiszustand setzt man die Škodas nicht oder nur im Ausnahmefall ein.






235)
Nicht zuletzt wegen dieser Erfahrungen ist man zum Konzept "Drehgestellfahrzeug" zurückgekehrt. Ein Ergebnis sind die Moderus Beta - 22 ab 2015 gelieferte Fahrzeuge sind im Bestand, 40 weitere sind bestellt und werden seit Februar 2019 ausgeliefert:



Daneben hat man, ebenfalls im Jahr 2015, acht Pesa "Twist" beschafft - die ersten Breslauer Straßenbahnen mit einem Niederfluranteil von 100%. Leider ist mir in der kurzen Zeit keiner dieser Wagen begegnet, Nachbestellungen dieses Typs gibt es bisher auch nicht.





236)
Aber auf der Ringlinie 0L ("zero leva"; die Gegenrichtung heißt 0P wie "zero prawa") kam freundlicherweise das 105Na-Gespann 2496+2497 vorbei:






237)
Zurück am Hauptbahnhof entstand noch dieses Bild eines Mannheimer Schienenersatzverkehrsqualitätsproduktes, womit die Busquote in diesem Reisebericht absolut erfüllt wäre:






238)
Es war noch Zeit, für den weitestgehend Speisewagenfreien Restabschnitt der Reise ein Sandwich zu kaufen. Und auch im Innern ist der Bahnhof absolut sehenswert und der Beweis dafür, dass Modernisierungen nicht unbedingt hässlich sein und überall gleich aussehen müssen:






239)
Der EN57AL-2113 von Przewozy Regionalne wurde 1980 von Pafawag als EN57-1370 gebaut und im Jahr 2015 von ZNTK Mińsk Mazowiecki modernisiert:






240)
Für meine Weiterfahrt nach Żary wurde der SA139-012, einer von vier Pesa Link der Koleje Dolnośląskie, bereitgestellt:






241)
Innenraum des Link:






242)
In Żagań stand die Museumslok Ok1-198 im besten Sonnenlicht:






243)
Viel weniger passend entlang der Strecke stand eine ST44 - man betrachte dieses Bild nur als Beweis dafür, dass es die Sergejs noch gibt






244)
Angekommen in Żary:






245)
Gerne hätte ich die schöne Formsignalkulisse mit einem Zug fotografiert. Trotz sehr weniger Fahrgäste für den Triebwagen nach Forst liefen mir diese genau im falschen Moment durchs Bild...






246)
Zur Weiterfahrt nach Forst kam der SA105-105, einer von nur sieben einteiligen "Regio Tramp", die zwischen 2002 und 2005 bei ZNTK Poznań gebaut wurden:






247)
Äußerlich nicht gerade eine Schönheit, ist der Triebwagen im Innern zweckmäßig. Allerdings hat man ihn nach nur neun Einsatzjahren schon einer Modernisierung unterzogen:






248)
Überquerung der Lausitzer Neiße auf der Fahrt nach Deutschland:






249)
Umsteigen in Forst. Das war der Anschluss, vor dem ich am meisten fürchtete, er könnte in die Hose gehen...






250)
...doch trotz nur vier Minuten Übergang machte es mir das hohe Schüleraufkommen sogar noch möglich, vor dem Einsteigen den ODEG-Desiro 642 913 zu fotografieren:






251)
Bei der ODEG gibt's statt DB-Quadraten psychedelische Schnecken als Sitzpolstermuster:






252)
In Cottbus ging es nach vierzehn Minuten Umsteigezeit weiter mit einem 442. Vom Umsteigen in Cottbus habe ich leider keine Fotos, da ich die Zeit dazu genutzt habe, mir mal wieder ein typisch deutsches Essen zu besorgen. Und während des Verzehrs im Zug konnte man den Streckenverlauf ausgiebig studieren:






253)
Man ist es ja mittlerweile gewöhnt, dass in den unterschiedlichen Fahrzeugbauarten die Steckdosen an den fantasievollsten Stellen versteckt werden und nur seltenst irgendwie darauf hingewiesen wird, wo sie denn zu finden sind. Bei den Talent II sind sie recht leicht zu finden, aber mit einem Ladekabel von der üblichen Länge von ca. einem Meter hängt dann unter Umständen das Mobiltelefon in der Luft. Gerne würde ich erfahren, was die Entwickler sich eigentlich bei solchen Konstruktionen denken...






254)
Beim Umsteigen in Leipzig gabs dann doch noch ein Bild des 442 209:






255)
Und draußen vor der Tür zeigte sich sogar noch ein Tatra-Großzug:





256)
IC und ICE dreier Generationen. Der Wackelzug in der Mitte sollte mich nach Frankfurt am Main bringen:






257)
Beim Umstieg in Frankfurt zeigten sich noch Altbauelloks aus West...






258)
...und Ost. Vom ICE, der mich anschließend nach Mannheim brachte, gibt es leider kein Foto, aber der ist ja auch nichts Besonderes.






259)
Insgesamt war die Bahn viel besser als ihr Ruf, keiner meiner Züge hatte mehr als sechs Minuten Verspätung. Und so möchte ich diesen Reisebericht mit dem Goethe-Zitat beschließen, das ich am ÖPNV-Terminal in Gotha schon so oft gesehen habe, das aber selten so gut fotografierbar war.
Das trifft es eigentlich auf den Punkt.

Und so hoffe ich, dass ich nicht zu viel gelabert habe und bedanke mich fürs Interesse an Bildern und Texten.


Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.05.19 20:07.
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Lokleitung 14. Mai 2019 20:01

Re: Kurzer Abstecher nach Polen, Teil 8: Ein bisschen Breslau auf der Heimreise (750 Klicks)

Heidelberger Straßenbahner 14. Mai 2019 22:58

Re: Kurzer Abstecher nach Polen, Teil 8: Ein bisschen Breslau auf der Heimreise (789 Klicks)

Sandhase 15. Mai 2019 21:41

Re: Kurzer Abstecher nach Polen, Teil 8: Ein bisschen Breslau auf der Heimreise (737 Klicks)

jockeli 16. Mai 2019 08:48

Re: Kurzer Abstecher nach Polen, Teil 8: Ein bisschen Breslau auf der Heimreise (673 Klicks)

Lokleitung 16. Mai 2019 10:58

Re: Kurzer Abstecher nach Polen, Teil 8: Ein bisschen Breslau auf der Heimreise (835 Klicks)

Linie 8 muss wieder her 16. Mai 2019 14:51



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