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Unterwegs mit dem Heidelberger Straßenbahner – oder „im Pommesundwaffelland“ – Teil 4. (973 Klicks)

26. Dezember 2019 09:24
Wer die durchaus interesannte Schilderung unserer Anreise verpasst hat, hier wäre der Link, und da gelangt der geneigte Leser zu Teil 2, sowie an dieser Stelle zu Teil 3.

Zitat
Geschrieben hatte ich in meiner letzten Schilderung:
Auf jeden Fall entstand mein nächster Schnappschuss an der Haltestelle De Panne Esplanade, der einstigen Endstation. Warum wir da ausgestiegen sind, erfahrt Ihr im nächsten Teil (natürlich nur wenn Ihr interessiert seid).


Für die Interessierten also die heutige Geschichte:
Die heutige Haltestelle Esplanade liegt ein Gleisdreieck, der Abzweig ist eingleisig ausgeführt.
Das Ganze sieht in Google Maps so aus:



Wir liefen also so ziemlich „aufs Grade wohl“ der eingleisigen Strecke nach und gelangten nach kurzem Fußweg zum Depot der ehemaligen Endstation.

Wir waren wohl genau zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Die Museumswagen des Vereines Toerisme Transport Ontspanning Nordzee (TTO) standen aufgereiht vor des alten Wagenhalle.



Von den schönen Wagen auch gerne nochmals ein Bild etwas größer:



Vor der Halle stand ein Mann, der uns – bedauernswerterweise – eröffnete, dass wir einen Tag zu früh da wären, die öffentlichen Fahrten fänden erst morgen statt. Na ja, soviel → zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort.
In unserem Gespräch kamen wir auch auf die IGN und dass wir in Deutschland ebenfalls historische Bahnen betreuen. Darauf hin – und da wir morgen nach Hause fahren würden – lud er uns ein, alles genau anzuschauen, falls Fragen aufkämen, sollten wir uns melden.

Dieser Einladung kamen wir natürlich gerne nach.


Der Vierachser 9985 gebaut 1932 vom Ateliers de Construction de et à Familleureux vor der Halle hat mir besonders gut gefallen, hier ein Bild des Fahrerarbeitsplatzes.





Laut Aussage des Vereinsmitarbeiters war der Tw. bis etwa 1981 in Betrieb.




Zu den beiden offenen Sommerbeiwagen konnte ich leider nichts in Erfahrung bringen, deshalb lasse ich das Bild einfach unkommentiert stehen – vielleicht weiß einer der Urser etwas darüber?


Interessant fand ich auch die Gleisverlegung in der Halle selbst – wohl nicht mehr original, aber Zweckmäßigkeit (und darauf kommt es an).



Über den auf dem Bild zu sehenden Anhänger Nr. 19211 konnte ich (im Gegensatz zu den Sommerbeiwagen) einige Daten in Erfahrung bringen: Länge: 13,36 m, breite 2,40 m und die Höhe 3,259 m. In der 1. Klasse bot er 16 Sitzplätze und 24 in der 2. Klasse – auch Stehplätze waren vorhanden: 25 pro „Balkon“. Offensichtlich durften im Wageninnern niemand stehen. Erbaut wurde er vom gleichen Hersteller des oben gezeigten Motorwagens, ebenfalls 1932.

1933 wurde er zum Motorwagen 10049 umgebaut, 1956/57 dann wieder in einen Anhänger mit der Nummer 19685 zurückgesetzt, Anfang der 1980er Jahre konnte er in den Werkstätten von De Lijn (damals noch NMVB) mit der Nr.19211 im Zustand von 1932 als Museumswagen zurückversetzt werden.


In manchen Foren lese ich immer wieder die Aussage von Straßenbahnfans, dass „in der engen Halle die Fahrzeuge nicht fotografierbar aufgestellt sind. Na ja, man kann nur jedem Verein gratulieren, der eine Halle zum Unterstellen der Museumsfahrzeuge sein Eigen nennen kann – und wenn noch eine kleine Werkstatt dabei ist (oder wenigstens eine Grube), so dass nicht nach Arbeitsende alles weggeräumt werden muss, ist dies doch was – ich kann auf jeden Fall damit leben.



Der auf dem Bild zu sehende geschlossene zweiachsige Güterwagen A 17689 wurde 1910 für das Straßenbahnnetz in der Region Westflandern erbaut. Im Ersten Weltkrieg war er im Bereich der Yzer-Front eingesetzt. Bis zur Einstellung des Güterverkehrs im Jahr 1952 kam er danach bei der Kusttram zum Einsatz. 1980 konnte er dank einiger Freiwilliger der TTO-Noordzee vor dem Abriss gerettet werden.
Bei einer Länge von 6,31 m konnte er mit 10 Tonnen beladen werden.


Neben dem Tw. A 9965 ist übrigens ein kleiner Pausenraum mit WC für die Mitarbeiter zu sehen.
Sozusagen – klein aber fein.


Im Nachhinein muss ich sagen, dass sich unser Besuch hier auf jeden Fall gelohnt hat, schade nur, dass wir die Fahrten mit den Museumswagen um einen Tag verpasst haben.

Ich würde ja sagen, ein Grund zum wiederkommen. Aber: Diese Bahn fährt fast ausschließlich durch Hochhausschluchten - oder während der kurzen Überlandabschnitte an, bzw. mitten auf der vielbefahrenen N 34. Lediglich zwischen Middelkerke und Mariakerke liegt die Strecke 4,8 km direkt an der Küste. Auch De Haan kommt der Vorstellung einer Überlandbahn nahe, aber nur im Bereich des Bahnhofes. Für mich eigentlich unverständlich, dass Dörfer mit ca. 5000 Einwohnern so Großstädtisch ausgebaut sind - besonders da es sich hier ja um die bevorzugte Urlaubsgegend handelt. Wer's mag (oder akzeptiert), dem sei die Gegend empfohlen.

Fazit (für mich): Schön diese Bahn gesehen zu haben, aber noch einmal hierher muss ich nicht.



Aber – es ist ja noch nicht aller Tage Abend, wie mein Opa steht's zu sagen pflegte. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich ja noch nicht, was mich - bzw. uns - auf dem letzten Tag unsere Reise erwartete. Ah, Ihr ja übrigens auch noch nicht eye rolling smiley.

Tja, da müsst Ihr Euch wohl (leider) bis zum folgenden und letzten Teil meiner Reiseschilderung im nächsten Jahr warten.

Ich wünsche Euch bis dahin einen „Guten Rutsch“ ins Jahr 2020 – mögen sich Eure guten Vorsätze erfüllen. Meine Vorsätze treten auf jeden Fall ein → ich weiß ja, was ich mir vornehmen muss cool smiley.



Salü Erhard
Thema Autor Datum/Zeit

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Heidelberger Straßenbahner 26. Dezember 2019 09:24



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