Och, abrechnungstechnisch war das damals wahrscheinlich einfacher als heute.
Die OEG durfte als Gegenleistung für die Anerkennung der MA/LU-Fahrkarten im Stadtgebiet MA die Einnahmen aus den selbst verkauften Fahrscheinen dieses Typs einfach behalten.
Die Strab-Fahrer, die ja in MA und LU fuhren, hatten immer 4 Fahrscheinblocks dabei: MA-Erwachsene (rot) und MA-Kinder (gelb), jeweils mit durchgehendem Balken am Rand, LU-Erwachsene (ebenfalls rot) und LU-Kinder (ebenfalls gelb) mit gestricheltem Balken am Rand.
In jeder Stadt wurden einfach nur die entsprechenden Fahrkarten verkauft, also hat Mannheimer Personal in LU Ludwigshafener Fahrkarten verkauft und umgekehrt. Auf der Rheinbrücke wurde das lederne Fahrscheinmäppchen einfach umgedreht und dann lagen die Blocks der anderen Stadt obenauf.
Ermäßigte Vorverkaufskarten aus den Automaten hatten einen blauen Randstreifen, Stadtfahrscheine der OEG hatten gar keine Randstreifen.
Ich hab gerade mal drei Beispiele aus meinem Tramper-Monats-Ticket-Fahrtenbauch aus dem Jahr 1983 auf die Schnelle gescannt. Die Einzelfahrt kostete damals beim Fahrer 2,20 DM. Zwei Karten am Automaten gab es für 3,50 DM, also 1,75 pro Fahrt und als Vorverkaufsblock gab es 13 Fahrkarten zu 20 DM, also 1,5386153846... DM pro Fahrt. Bei der "Erfindung" des Vorverkaufsblocks hatte er ursprünglich 17 Fahrkarten, mit jeder Fahrpreiserhöhung wurden es dann ein bisschen weniger.
In der Regel fuhr ich mit Fahrkarten aus den Blocks, wobei ich mir immer gerne die "exotischen" OEG-Blocks gekauft habe, weil die Fahrscheinprüfer in Ludwigshafen (damals "KS" = "Kontrollschaffner" genannt) immer erst dumm guckten wenn man ihnen so eine Karte vorlegte...
Hier nacheinander
MVG mit Stempel aus einem der drei Standentwerter am Hbf LU mit durchgehender Tageszählung (Tag 227):
VBL mit Stempel aus den damals nagelneuen AEG-Entwertern aus der RHB (Linie 90) am 23. Juli, Fahrtrichtung II (Mannheim - Bad Dürkheim), das Einstiegsmerkmal 609 kann ich nicht zuordnen:
und
OEG
oben entwertet in einem Mannheimer Zug (Entwerternummer beginnt mit "M") der Linie 4 mit Tages- und Monatsstempelung am 8. August, entwertet in Fahrtrichtung I (Käfertal - Oggersheim) nach der Haltestelle Friedrich-Ebert-Brücke (B):
unten entwertet in einem Ludwigshafener Bus der Linie 56 in Fahrtrichtung I (Adolf-Kolping-Straße - Marienkrankenhaus) vor der Haltestelle Rheinfeldstraße (A) mit den gebraucht aus Frankfurt gekauften Entwertern mit durchlaufender Tageszählung (Tag 221)
Der aufmerksame Beobachter erkennt, dass MVG und VBL 1,54 DM auf die Einzelkarte gedruckt haben (das ergäbe bei 13 Fahrkarten 20,02 DM) und die OEG 1,538 DM (das ergäbe 19,994 DM)
Da fällt mir gerade ein, dass mir irgendwer mal eine Portion Musterfahrscheine zukommen ließ. Noch ein kurzer Scan der "normalen" Kinder- und Erwachsenenfahrscheine, die Vorverkaufskarte habe ich mal auf die Rückseite gedreht. Das Quadrateticket und der Erwachsenenfahrschein haben schon den welligen Unterdruck, den man damals gerade eingeführt hat, um Radierungen leichter zu erkennen.
Bis zu Anfang der 1980er Jahre trugen die Fahrkarten vier Pfeile, auf der Vorderseite so wie hier "Fahrtantritt" und außerdem "1. Umsteigen", auf der Rückseite "2. Umsteigen" und "3. Umsteigen". Man musste also bei jedem Umstieg neu entwerten, und damals konnten die Leute sogar die Aufschrift lesen und in der richtigen Reihenfolge stempeln.
Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung
5-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.01.20 21:29.