Vorwort:
Bei den – eigentlich immer schönen und informativen – Reiseberichten liest man ab und an in den Kommentaren, warum eigentlich nie (oder meinetwegen auch selten) Berichte
„aus der Region“ eingestellt werden.
Nun will ich diesem Manko abhelfen und das
Heidelberger Streckennetz ein wenig zeigen.
Erwartet aber bitte keine perfekten Aufnahmen (dies sei anderen vorbehalten), sondern meine Schnappschüsse zeigen
Betriebssituationen, in denen eben Masten, Schilder und Passanten/Fahrgäste und sogar Fahrzeuge vor den Bahnen zu sehen sind!
Bericht:
Heute meine Fortsetzung der Streckenwanderung durchs „
schwarze Loch“:
Da meine letzte Streckenwanderung nun doch ein wenig – ich glaube der letzte erschien im Herbst 2017 – her ist, beginne ich mit dem damals letzten geschriebenen Bild/Absatz:
Die Gemarkungsgrenze
Heidelberg/Leimen befindet sich ziemlich genau am Ende der Eingleisigkeit.
Der Erdbeerverkaufsstand auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich noch auf
Heidelberger Gebiet, das anschließende Weingut Seeger liegt bereits in
Leimen.
Jetzt geht’s aber wirklich los:
In
Leimen liegt die Strecke entlang der
Rohrbacher Straße auf einem besonderen Bahnkörper. In der ca. 1,2 km langen Eingleisigkeit bedient die Linie 23 drei Haltestellen. Eine
rnv8 der 2. Bauserie (die Nummer hatte ich mir damals zwar nicht notiert – im November 2018 waren die der ersten Serie noch blau/weiß) hat gerade die mittlere der drei Haltestellen –
Johannes-Reidel-Straße – Richtung
Leimen verlassen. Für Ortsunkundige: Die Haltestelle befindet sich auf der Höhe, auf der gerade der PKW das Gleis quert.
In Höhe der Einmündung der
Bürgermeister-Lingg-Straße endet der besondere Bahnkörper, ab hier wird das Gleis bis zur Endstelle
Friedhof straßenbündig geführt. Diese Kreuzung ist eigentlich der Unfall trächtigste Punkt in der Nachbarstadt
Heidelbergs. Meist (aber natürlich nicht immer) biegen die parallel zur Straßenbahn aus Norden kommenden PKW verbotswidrig nach links in die
Bürgermeister-Lingg-Straße ab – oder versuchen es zumindest. Der auf dem Bild zu sehende
Tw 3281 hatte im September 2017 die Gefahrenstelle gerade ohne Schaden passiert.
Gut 100 m vor der zweigleisigen Haltestelle
Kurpfalz-Centrum befindet sich die Haltestelle
Georgi-Marktplatz. Die letztgebaute achtachsige
Variobahn 3288 hat den Fahrgastwechsel beendet und wartet auf das F1 um die
Rathausstraße zu überqueren und danach in die Ausweiche am
Kurpfalz-Centrum einzufahren → mit 3 Minuten Verspätung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von der Fahrerin des Gegenzuges bereits sehnlichst erwartet.
Eigentlich sollte die
Leimener Linie ausschließlich mit
rnv8-Bahnen bestückt werden – bei Wagenmangel kommt jedoch auch ein
MGT6D zum Einsatz – in der Hauptverkehrszeit nicht gerade zur Freude der Fahrgäste, die 1996 beschafften Bahnen sind immerhin 10 m kürzer. Auch das Fahrpersonal (auch die, die diesen Fahrzeugtyp gerne fahren) sind alles andere als begeistert. Durch die vollen Bahnen dauert der Fahrgastwechsel entsprechend länger – und 5 Minuten Fahrzeit für 1,2 km/3 Haltestellen mit einer vorgebenden Geschwindigkeit von 30 km/h sind nicht gerade üppig – und wer es mal als Fahrgast ganz kuschelig mag → ganz ganz selten „verirrt“ sich ein
M8C nach
Leimen – einfach mal mitfahren
.
In Höhe des Fahrgastunterstandes (oder für die Älteren: Wartehäuschen) der Buslinie 751 endete vor einigen Jahren die Sanierung der Strecke. In knapp einem Jahr kann das nächste Bild so nicht mehr aufgenommen werden. Zwar endet die Eingleisigkeit nach der Sanierung immer noch an etwa der gleichen Stelle, das Richtungsgleis
Heidelberg liegt dann aber ein paar Meter weiter rechts und zwischen den Gleisen befindet sich ein barrierefreier Mittelbahnsteig.
Warten auf den Gegenzug – so könnte dieses Bild betitelt sein. Anstelle des Gebäudes, an dem der
MAN Lion's City der
DB Rhein-Neckar-Bus gerade vorbeifährt befand sich das Depot der am 23. Juli 1901 von der
Deutschen Eisenbahngesellschaft eröffneten Straßenbahn von
Heidelberg nach
Wiesloch. Während die
HSB-Wagen in
Heidelberg noch vier Jahre von Pferden gezogen wurden, war diese von Beginn an elektrifiziert.
Bereits 1905 wurde die Bahn an die Stadt
Heidelberg verkauft, die sie an die
HSB verpachtete. Erst 1923 erwarb die
HSB die Vorortbahn von der Stadt
Heidelberg und beglich den Kaufpreis mit Aktien.
Der Straßenbereich wird sich hier verändern – wie genau ist mir nicht bekannt. Auf jeden Fall wird die Zweigleisigkeit bis kurz vor die Haltestelle
Moltkestraße verlängert, das dass nach Beendigung der Bauarbeiten hier zwei Gleise liegen werden.
Vor der Haltestelle
Moltkestraße enden in Zukunft das zweite Gleis, die Haltestelle selbst bleibt eingleisig, der barrierefreie Bahnsteig wird sich an der Stelle befinden, an dem die Fahrgäste gerade aussteigen und zum Teil wohl bis zum
Friedhof laufen, denn hier ist vorübergehend Endstelle. Aufgrund eines erneuten Bruchs der Leitschiene kann der Gleisbogen in Höhe des Altersheims seit August 2019 nicht mehr ohne der Gefahr einer Entgleisung befahren werden – aus Sicherheitsgründen war die Geschwindigkeit im Bogen zuletzt auf lediglich 5 km/h reduziert.
Geplant war ursprünglich, die Strecke bis
Friedhof bis zum Beginn des Umbaues zu bedienen. Die Mitarbeiter des Gleisbaus versuchten immer wieder die Schadstelle für die Straßenbahn befahrbar zu halten. Zum Schluss war einfach zu wenig Material für weitere Schweißungen vorhanden – die Bedienung musste schweren Herzens eingestellt werden. Wie auf der
G2a-Tafel in der Fahrleitung zu sehen, konnte der Bogen 2018 noch mit 15 km/h befahren werden.
Am 22.02.2015 war Fotosonderfahrt angesagt – mit den beiden verbliebenen
Duewag Gt8a wurde – „wie in alten Zeiten“ – auch bis nach
Leimen gefahren. Auch, wenn ich immer versuche, bei solchen Veranstaltungen „nicht im Rudel“ zu fotografieren (dabei sehe ich immer zu,dass ich eigentlich, der Fotofraktion nicht im Bild stehe – klappt leider nicht immer
), so dürften die beiden folgenden Bilder bestimmt wohl x mal aufgenommen worden sein. Aber – wenn wieder einmal diese Fahrzeuge auf der Linie fahren, für die sie 1975 beschafft wurden, muss der geneigte Straßenbahnfreund dies nutzen.
Einen interessanten Aspekt finde ich auf jeden Fall, dass diese vier letzten Zweirichtungswagen der
Duewag-Einheitsbauart bestellt wurden, obwohl es die Vorgängerbauart der später dann doch gekauften
M8CD bereits auf dem Markt waren – den Grund dafür werden wir wohl nie erfahren.
Nachdem der – heute wieder im blau/weißen Farbkleid der 70er Jahre erstrahlende –
Tw 204 wenige Meter vor der Endstelle
Leimen aufgenommen wurde, seht der
Tw 202 am heutigen Gleisende, wie man unschwer am
Sh2 ersehen kann. Auch diese Haltestelle wird im Zuge des Umbaues barrierefreie ausgebaut.
Der Wiederaufbau nach
Wiesloch wurde nicht in das sogenannte Mobilitätsnetz aufgenommen, des errechnete Kosten/Nutzen-Verhältnis war nicht ausreichend.
Na ja, hinter der eigentlichen Haltestelle entstehen noch 60 m Abstellgleis → wahrscheinlich werden dies Einige als „Vorleistung“ deuten
.
Stilllegen wollte zumindest die
HSB die Strecke keinesfalls – hatte man doch noch kurz vorher bis zur Ausweiche am
Fischweiher die Fahrleitung für ein zweites Gleis erstellt.
Aufgrund des immer stärker werdenden IV-Verkehres und der schlechteren Finanzlage der
HSB stellte man am 16. Juni 1973 die Strecke zwischen
Leimen und
Wiesloch auf Busbetrieb um (so nannte man sies wohl damals). Seitdem bedient(e) die
HSB Linie 30 die Strecke.
Auch, wenn der auf dem Bild zu sehende
MB Citaro I 8160 nie auf diese Stecke gefahren ist, wurde die Linie tagsüber mit Gelenkbussen bedient – war sie wirklich so unwirtschaftlich? Oder hatte die Politik hier – mal wieder – gewusst, „was gut für das Volk“ ist?
Heute bedient die
Linie 723 die Busse der
DB Rhein-Neckar-Bus mit Solofahrzeugen – inzwischen wurden die bestehenden Eisenbahnstrecken im
Rhein-Neckar-Gebiet mit einer
S-Bahn im 30 Minuten-Takt gestärkt.
Salü Erhard
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 04.02.20 19:32.