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Re: Scan Nummer 18147 (540 Klicks)

15. Februar 2020 11:07
Natürlich ist der Sprung gewaltig.

Aber was nützt das fotografierende Telefon und die sagenhaft schnelle Informationsmöglichkeit des Internets, wenn es Dich nie mehr darüber informieren wird, dass der IR von Gera nach Kassel heute auf dem nicht elektrifizierten Abschnitt von der 232 131 des Bw Erfurt bespannt wird. smiley on swing


Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen, obwohl ich es manchmal gerne täte. Damals war die Eisenbahn noch Eisenbahn. Viele Bahnhöfe hatten ihr eigenes Flair und Nebengleise, auf die man ausweichen konnte, wenn man sie mal brauchte. Züge waren mit unterschiedlichen Lokomotiven bespannt, Güterzüge konnte man fast überall und jederzeit antreffen. Eisenbahner waren in der Regel Leute, die vom Gesamtsystem Eisenbahn Ahnung hatten und dieses am Leben hielten.

Heute ist die Eisenbahn eintönig:
Die Bahnhöfe gleichen sich wie ein Ei dem Anderen und haben nur noch so viele Gleise, wie man unbedingt für den Betrieb braucht, Bahnsteiglängen wurden so gekürzt, dass man Züge bei Bedarf nicht einmal mehr verstärken kann. Reisezüge gibt's fast nur noch aus Triebwagen gebildet, die alle gleich rundgelutscht und uniform aussehen, und in denen man mittels enger Sitzabstände und unbequemer Sitze die Leute zusammenpfercht - man redet gerne von Komfort und schränkt diesen doch immer weiter ein. Güterverkehr gibt's - trotz aller Beteuerungen, diesen stärken zu wollen - nur noch auf den Magistralen. Und kompetente Eisenbahner gibt's kaum noch, für die meisten ist die Arbeit bei der Bahn irgendeine Tätigkeit unter vielen.

Das Ganze hat zwei Seiten:
An vielen Stellen ist die Bahn heute barrierefrei und für viele nutzbar, die damals echte Probleme gehabt hätten, einen Zug zu benutzen. Taktverkehr ist im Nahverkehr heute die Regel und nicht mehr die Ausnahme. Dort,wo noch Züge fahren, kommt in der Regel auch in einem kalkulierbaren Abstand ein anderer nach. Und nicht zuletzt sind die Preise im Bahnverkehr doch deutlich günstiger als noch vor zwanzig Jahren.

Aber:
Viele Direktverbindungen sind dabei auf der Strecke geblieben, häufiges Umsteigen im Regionalverkehr macht Verbindungen anfälliger bei Störungen und zehrt Fahrzeitbeschleunigungen wieder auf.
Anstatt Reserven vorzuhalten, haben die Betriebswirtschaftler die Bahn fest im Griff. Und die Ausschreibungspraktiken verführen die Verkehrsunternehmen ja auch dazu, noch die allerletzte Reserve wegzusparen, weil der Laden damit billiger wird. Das führt dazu, dass bei den kleinsten Störungen oder ein bisschen schlechtem Wetter Züge ausfallen oder der Betrieb ganz eingestellt wird, und es bei den Verantwortlichen niemanden kümmert.
Stattdessen werden lieber hohe Beträge für die Erstattung von Fahrgastrechten aufgewendet, Heerscharen an Personal beschäftigt, die keine andere Aufgabe haben als warme Worte zu sprechen, sich bei der Kundschaft zu entschuldigen und zu bedauern, dass es leider nicht anders gegangen wäre. Häufig ginge es anders, aber dazu braucht man Fahrzeug- und Personalreserven, eine gute Infrastruktur (nicht nur auf den Schnellfahrstrecken) und nicht zuletzt kompetentes Personal im Hintergrund.

Hier wurden in den vergangene 28 Jahren viele Chancen vertan, die sich leider vielfach nicht mehr rückgängig machen lassen.

Insofern wünsche ich mir 1992 nicht zurück.
Aber die Kompetenz von damals mit den technischen Möglichkeiten von heute wäre eine gute Kombination.

Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung
Thema Autor Datum/Zeit

Scan Nummer 18147 - Zwei Drittel erreicht (1041 Klicks)

Lokleitung 14. Februar 2020 22:00

Re: Scan Nummer 18147 (623 Klicks)

jockeli 14. Februar 2020 23:02

» Re: Scan Nummer 18147 (540 Klicks)

Lokleitung 15. Februar 2020 11:07

Re: Scan Nummer 18147 (541 Klicks)

Erbsenzähler89 15. Februar 2020 14:41

Re: Scan Nummer 18147 (567 Klicks)

Lokleitung 15. Februar 2020 15:05



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