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Bahnhof Rennsteig vor 14 Tagen... (2298 Klicks)

19. September 2020 22:52
Kollege Erbsenzähler89 hat hier kürzlich ein paar fast aktuelle Bilder vom Verkehr am Bahnhof Rennsteig eingestellt.

Als kleine Ergänzung stelle ich hier mal ein paar Bilder von früher(TM) ein, viel Spaß beim Vergleichen.


Zunächst mal die Strecke auf der DB-Streckenkarte 1981/82, wo die Strecken noch in drei unterschiedlichen Strichstärken eingezeichnet waren (dünn - nur Nahverkehrszüge, mittel - Nahverkehrs- und Eilzüge und fett - Nahverlkehrs-, Eil- und Schnellzüge).
Die Strecke Plaue - Rennsteig - Schleusingen - Themar habe ich grün hervorgehoben; damals dürfte es also sogar noch mindestens einen Schnellzug bis oder ab Schmiedefeld gegeben haben. Die violett hervorgehobene gestrichelte Linie war nicht so durchlässig, wie es eine gestrichete Linie eigentlich erahnen lässt und verhinderte jahrelang zuverlässig, dass ich in dem nordöstlich gelegenen Gebiet Eisenbahnfotos machen konnte. (FunFact am Rande - die Strecke Neudietendorf - Arnstadt war damals noch nicht elektifiziert und heute ist die es nicht mehr - elektrischen Betrieb gab es dort zwischen 1984 und 1998)

Ein großer Teil der Strecken auf der Karte ist längst stillgelegt, viele sogar abgebaut. Neu gebaut wurden lediglich die Verbindungen Mellrichstadt - Rentwertshausen und Neustadt bei Coburg - Sonneberg (orange hervorgehoben)




Mein erster Besuch am Bahnhof Rennsteig war am 28. August 1991. Die Züge bestanden aus in der Regel zwei Doppelstockwagen in der originalen Farbe, die entweder dem Bautzner Senf oder dem Born-Senf aus Erfurt nachempfunden war. Da die sowjetischen Dieselloks zu schwer für die Strecke waren und für die eingesetzten Triebfahrzeuge eine Steilstreckenausrüstung für die bis zu 61,2 Promille steilen Abschnitte erforderlich war, war dies ein zuverlässiges Einsatzgebiet der Baureihe 118. Die Züge hatten keinen Steuerwagen, im Spitzkehrenbahnhof Rennsteig wurden die Wagen umfahren:




118 646 vom Bw Arnstadt beim umfahren:





Über die DKW zurück an den Zug:





Abfahrbereit:





Das nächste Mal war ich am 11. Juni 1992 auf dem Rennsteig. Die Betriebsweise hatte sich geändert, offenbar waren nun Steuerwagen für die Doppelstockzüge vorgesehen (und man hatte offenbar keine) oder man bespannte planmäßig die beiden Doppelstockwagen im Sandwich mit zwei 118ern, um sich das Umsetzen zu sparen, egal, wie hoch der Spritverbrauch durch diese Maßnahme anstieg. Loks hatte man nun ja im Überfluss. Die 118er waren keine 118er mehr, die meisten hatten ihre schönen Lokschilder eingebüßt und waren DB-West-konform mit Klebeziffern zur Baureihe 228 umgezeichnet worden.




Wiederum die von oben schon bekannte 228 646 bespannt den aus Ilmenau kommenden Zug, hier bei der Einfahrt in den Bahnhof. Am Ende des Zuges hängt die ebenfalls Arnstadter 228 784. Die Produktfarben haben auch im Osten schon Einzug gehalten, jedoch ist der mintgrüne Wagen offenbar nur umlackiert - er hat noch die originalen Schiebetüren und noch keine zusätzlichen Fenster im Oberdeck. Wie man am letzten oberen Fenster sieht, konnte man diese damals auch noch mittels einer Handkurbel öffenen:





Der Gegenzug aus Schleusingen trifft ein, er ist bespannt mit der 228 700, am Zugende betätigt sich 228 759:





Hier noch ein Bild dieses Zuges, welches am selben Tag, einige Minuten zuvor im Bahnhof Schmiedefeld entstanden ist. Der hier mitlaufende mintgrüne Doppelstockwagen trägt eine Versuchsanordnung der Farben, wie sie später nicht serienmäßig angewendet wurde. Auch er hat noch alle üblichen "DR-Attribute":





Am 14. Juli 1994 habe ich die 228 704 in ihrer Sparlackierung im Bahnhof Rennsteig angetroffen. Nach Gründung der DBAG war der neue Hungerkeks auf den beiden mintgrünen Doppelstockwagen angebracht worden, mittlerweile wurde im Bahnhof Rennsteig auch wieder umgesetzt. Nach Auflösung des Bw Arnstadt als selbstständige Dienstelle zum Ende des Jahres 1993 gehörte die Lok nun buchmäßig zum Bw Erfurt. Es ist abgehängt:





Der Fdl höchstselbst hat die Handweichen umgestellt:





Angekuppelt zur Abfahrt:





Ab 1994 versetzte man Loks der Baureihe 213 zum Bw Erfurt. Für die Steilstrecken-V100 hatte man im Westen eh keine richtige Verwendung mehr, und so sollten sie im Osten helfen, Kosten zu sparen. Man war ja jetzt eine Aktiengesellschaft, die an die Börse sollte. Eingesetzt wurden die Loks mit ebenfalls importierten n-Wagen aus dem Westen als Wendezüge aus drei Wagen. Zu meinem Erstaunen hatte man nicht nur modernisierte Wagen, sondern auch gammelige Silberlinge im Originalzustand nach Erfurt versetzt. Die 213er waren gegenüber den leistungsstarken 228ern sicher ein Rückschritt und dementsprechend beim Fahrpersonal wenig beliebt. Und wenn ein Fahrmotor defekt wurde mit nur einem Motor weiterzufahren ging auch nicht, weil sie nur einen hatten. Und wenn einer der West-Steuerwagen mal schlapp machte, dann musste der Zug wieder im Sandwich bespannt werden, sodass man bis zuletzt auf die 228er als Reserve nicht verzichten konnte.

Mein nächster und letzter Besuch des Bahnhof Rennsteig datiert vom 20. März 1997. Es kreuzen die 213 336 und 213 332:





213 336 fährt ab:





Auch die Westloks halfen nichts, die Strecke und ihr Zustand waren gegenüber dem Individualverkehr absolut nicht konkurrenzfähig, im Mai 1998 wurde der Zugverkehr zwischen Ilmenau und Themar eingestellt. Die Strecke blieb jedoch erhalten und heute bedient die Südthüringenbahn Ilmenau täglich im Stundentakt, die Züge sind nach Erfurt durchgebunden und mit etwa einer Stunde Fahrzeit durchaus eine Alternative zum Pkw. Der Bahnhof Rennsteig wird aus Richtung Ilmenau nur an Wochenenden und Feiertagen im Zweistundentakt bedient. Auf dem Abschnitt Rennsteig - Schleusingen - Themar wird derzeit kein Personenverkehr durchgeführt.

Die hier in den Bildern gezeigten 228er wurden allesamt verschrottet. Als erste traf die Abstellung die 228 759, die schon im Februar 1993 den Dienst quittieren musste, noch im Juli des gleichen Jahres verschrottet wurde und die DBAG-Aera nicht mehr miterlebte. Am längsten hielt 228 700 durch. Sie wurde erst am 11. Juni 1998 abgestellt und drei Jahre später verschrottet. Besser ging es den beiden V100 - die 213 332 und 336 gehören, nach einer Zwischenstation bei DB-Bahnbau in gelber Lackierung, beide der EVG und sind seit 2017 (213 332) und 2020 (213 336) wieder im altroten Farbkleid im Einsatz.

Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung
Thema Autor Datum/Zeit

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Lokleitung 19. September 2020 22:52

Re: Bahnhof Rennsteig vor 14 Tagen... (981 Klicks)

Erbsenzähler89 20. September 2020 09:01



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