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Der Lokleitung-Adventskalender, Türchen 16 (1543 Klicks)

16. Dezember 2020 15:53
Hallo zum Türchen sechzehn unseres Adventska-Länder-s.


Heute kommen wir nach Italien, dem Land von Pasta, Pizza, Gelati con Brio, von Lima und Rivarossi, von Ilona Staller, Bud Spencer und Terenč Hill, Adriano Celentano, Alice, Ricci e Poveri und Al Bino und Ramona Bauer. Auch wieder ein Land, in dem der Bahnbetrieb so vielfälig ist, dass ich zwangsläufig einige Bilder aussuchen musste, die längst nicht das ganze Spektrum abdecken.




Die ersten Bilder stammen aus dem Jahr 1990. Erst 1989 hatte man die Elektrifizierung der Pustertalbahn fertiggestellt, was die Italienische Staatsbahn FS jedoch nicht davon abhielt, erstmal recht altes Material nach Südtirol abzuschieben. Im Bahnhof Bozen / Bolzano begegenten sich die E626 101 und die E636 427. Beiden gemeinsam ist die in Deutschland für sechsachsige Loks ungewöhnliche Bauart mit drei zweiachsigen Fahr- bzw. Drehgestellen. 448 Loks der Baureihe E 626 wurden zwischen 1927 und 1939 gebaut, die letzten wurden 1999 abgestellt, von der E636 gab es 469 Stück, die zwischen 1940 und 1962 gebaut wurden:






Ebenfalls im Pustertal begegnet uns die E636 180 mit einem Güterzug. Im sonnigen Italien sah die braune "castagno/isabella"-Farbgebung erstaunlich gut aus:






Im Bahnhof Fortezza / Franzensfeste zweigt die Pustertalbahn von der Brennerbahn ab. Einer der 73 Triebwagen der zwischen 1949 und 1964 gebauten Reihe ALe 840, die 1990 den größten Teil des Personenverkehrs im Pustertal erbrachten, wartete am Hausbahnsteig auf die Fahrt Richtung Bozen:






Vergleichsbild aus dem Jahr 2018 - heute hat sich die Szenerie kaum geändert, nur der Triebwagen ist ein völlig Anderer. Ab 2008 beschaffte die Südtiroler Transportstrukturen AG STA zahlreiche Stadler Flirt in Zweisystemausführung für 3000 Volt Gleichstrom und 15.000 Volt 16,7 Hz Wechselstrom. Mittlerweile werden alle Reisezüge im Pustertal aus diesen ETR 155 (vierteilig) oder ETR 170 (siebenteilig) gebildet und die meisten Leistungen fahren bis ins österreichische Lienz durch:





Zurück ins Jahr 1990. Zwischen 1958 und 1967 hat die FS 325 sechsachsige Loks der Baureihen E 645 (Güterzugausführung) und E 646 (Reisezugausführung) beschafft. Geliefert wurden sie teilweise noch im braunen Castagno/Isabella, wie die hier gezeigte E 645 091, teilweise in grau mit grünen Streifen. Damals wurden Züge von und nach Österreich noch fröhlich im Bahnhof Brenner umgespannt, heute werden die meisten Güterzugleistungen mit Mehrsystemloks von privaten EVUs bespannt. Die E 645 / E 646 wurden bis 2009 ausgemustert:







Leider ein wenig unscharf - Ein ALe 840 mit Steuerwagen Le 840 voraus überquert die Kastenbrücke in Franzensfeste, welche im Hintergrund zu erkennen ist:







Schon im Jahr 1993 waren die ALe 840 aus dem Pustertal verschwunden. Stattdessen gab es jetzt unter Anderem Wendezüge, die mit der Baureihe E 424 bespannt wurden. Mit Baujahr 1943-1951 waren die 158 Loks sogar noch älter als die ALe 840. Zwischen 1986 und 1993 hatte man 105 Loks der Reihe E 424 für den Wendezugbetrieb adaptiert und dafür in grau/rot/orange umlackiert. E 424 302 in San Sigismondo / Sankt Sigmund, sie war aus der E 424 102 umgebaut worden. Die letzten E 424 wurden 2008 ausgemustert:






Wir verlassen die 1990er und auch das Pustertal und machen einen Sprung ins Jahr 2005. Mittlerweile war die Lackierung in türkis / grau mit blauem Streifen, das sogenannte XMPR-Farbschema, die Standardlackierung bei den FS. Die seltsame Bezeichnung stammt vom Namen der Designagentur, die man mit der Erfindung eines neuen Corporate Designs beauftragt hatte.

Im Bahnhof Genova Piazza Principe treffen sich die E 402A 019 und die E 444R 066.
117 Loks der 200 km/h schnellen Reihe E 444 "Taratuga" ("Schildkröte") wurden zwischen 1965 und 1975 mit rundem Lokkasten gebaut und entsprechen vom Leistungsprofil etwa den deutschen 103ern. 113 Loks wurden ab 1989 einem Umbau unterzogen, dabei wurde der runde Lokkasten durch das stömungsgünstigere Design mit den Kastenschrägen ersetzt. Mit dem Aufkommen neuer Hochgeschwindigkeitszüge wurden die Einsätze der E 444R in den vergangenen Jahren stetig weniger, geplant war die Ausmusterung bis Ende 2020. Durch die Coronakrise und den damit verbundenen Rückgang der Zugleistungen wurden die letzten E 444R schon im Sommer 2020 vorzeitig abgestellt.

Von den 220 km/h schnellen E 402A wurden ab 1988 fünf Prototypen gebaut, an die sich ab 1994 eine Serie von vierzig Serienloks anschloss. Die Prototypen E 402 001-005 wurden bis 2015 ausgemustert. Zwischen 2015 und 2019 wurden alle vierzig Serienloks umfassend modernisiert und in Triebköpfe mit nur einem vollwertigen Führerstand umgebaut, die Höchstgeschwindigkeit wurde auf 200 km/h reduziert. Sie sind heute als Wendezüge mit Steuerwagen im Intercitydienst im Einsatz:






In Framura an der ligurischen Küste begegnet uns ein von einer E 656 geführter Schnellzug. Die E 655 (Güterzugvariante) und E 656 (Reisezugvariante) sind die letzten Vertreter der sechsachsigen Elloks mit gelenkigem Lokkasten. 461 Loks wurden zwischen 1975 und 1989 gebaut. Heute sind nur noch wenige in Betrieb, die letzten werden bis zum 7. April 2021 ausscheiden. Ab diesem Datum müssen alle auf dem italienischen Netz eingesetzten Triebfahrzeuge mit einer Brandbekämpfungsanlage ausgerüstet sein. Die Strecke zwischen Genua und La Spezia ist eizigartig und ausgesprochen empfehlenswert, unzählige Tunnel und das Meer wechseln sich ab:






2005 waren nur noch wenige E 636 im Einsatz - E 636 138 begegnet uns im Bahnhof von Reggio Emilia. Die XMPR-Lackierung sieht auf der alten Lok doch etwas ungewöhnlich aus (Vergleiche Bilder 1 und 2)...







Eine V200 musste in diesen Beitrag einfach rein. Die Ferrovie Emiglia Romana (FER) haben Anfang der 2000er Jahre alle zehn V200, die bei italienischen Privatbahnen und Baubetrieben gelandet waren, aufgekauft und bei Gredelj in Zagreb einer Modernisierung unterzogen. Dabei haben neun Loks auch die schöne Lackierung in den italienischen Nationalfarben erhalten. Sie setzten sie auf ihrem Netz, aber auch auf Strecken der FS im Güterzugdienst ein. Mit der Übernahme der ACT in Reggio Emilia hat die FER ab 2009 auch zahlreiche modernere Dieselloks übernommen, sodass auf die V200 weitgehend verzichtet werden konnte. die meisten V200 düften mittlerweile abgestellt, verkauft oder gar verschrottet sein. Im Jahr 2007 war es noch lange nicht so weit, begegnet uns im Bahnhof Sassuolo die 220 028.






Im Bahnhof Ferrara fährt 2007 die noch in den ursprünglichen Farben lackierte E 655 213 ein:






Imposant sind die gigantischen Reiterstellwerke in manchen italienischen Bahnhöfen. Vor einem solchen sehen wir im Bahnhof Bologna Centrale mit E 632 028 eine der zwischen 1979 und 1987 gebauten E 632 / E 633. Über 200 Loks dieser Bauart wurden in Dienst gestellt, aufgrund ihrer mit zunehmendem Alter immer größer werdenden technischen Probleme werden sie aber seit einigen Jahren verstärkt ausgemustert. Die Gütervariante E 633 ist seit Mitte 2020 komplett außer Betrieb, von den ursprünglich 65 Personenzugloks der Bauart E 632 gibt es noch einige wenige, die für Rangierdienst oder als Reserveloks verwendet werden:






Zurück im Bahnhof Ferrara, wo sich einer der Hochgeschwindigkeitszüge von Typ ETR 500 zeigt. 2007 noch in der silbernenen, "lachenden" Lackierung, fahren die Züge heute mit rot/silbernerm Lack als "Frecciarossa" (Roter Pfeil):






Ein Straßenbahnbild musste auch noch mit dazu. "Ventotto"-Vierachser 1687 in der damals üblichen orangen Lackierung verlässt den Vorplatz des Bahnhofs Milano Lambrate:






Zum Schluss noch einmal an die Brennerstrecke. Die "Monocabina"-Wendezugloks der Baureihe E 464 sind mit immerhin 727 Stück heute die zahlenmäßig größte Ellokbaureihe auf Italiens Schienen und im ganzen Land anzutreffen. Mittlerweile ist die XMPR-Lackierung ein Auslaufmodell, seit einiger Zeit lackiert man den Wagenkasten silbergrau, die Köpfe blau und ergänzt den Lack durch einen orangefarbigen Zierstreifen. Die Im Jahr 1999 gebaute E 464 033 schob im Jahr 2018 noch im originalen Look ihren Zug nordwärts:


Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung
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Eisdebahn 16. Dezember 2020 17:50

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jockeli 16. Dezember 2020 19:57

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Blumenstraße 17. Dezember 2020 18:15

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Lokleitung 17. Dezember 2020 19:43



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