Die Überhänge sind nicht wesentlich anders als bei den RNVs oder GTN. Außerdem sind die Wagen deutlich kürzer als die üblichen 30m, sodass der Überhang das geringste Problem war.
Die Fahrer haben die Varios auch nicht wesentlich anders gefahren als die Drehgestellwagen. Der Kurvenlauf war auch gar nicht schlecht.
Aber die Wagen waren nicht nur dem Wetter nicht gewachsen, sondern technisch sehr instabil, häufige Ausfälle waren die Folge. Und natürlich die Probleme, die alle Multigelenker haben, großer Verschleiß der Dämpfer, Radreifen, Risse in den Gelenkportalen und die hohe Beanspruchung der Gleise. Zusätzlich kam noch das Gerumpel durch die großen ungefederten Massen der Radnabenmotoren.
Von den 40 Wagen waren zeitweise nur 10 bis 15 betriebsfähig. Dies änderte sich erst, als man mit Bombardier einen Knebelvertrag abschließen konnte, der den Hersteller dazu zwang, die gesamte Wartung der Varios zu einem geringen Preis zu übernehmen und Bombardier gewährleisten musste, dass im 3-Monats-Schnitt mindestens 35 Wagen betriebsfähig sein mussten. Ansonsten wären alle Wagen an Bombardier gegen Rückzahlung eines großen Teils des Kaufpreises zurückgegeben worden.
Dazu hatte man als „Backup“ und Druckmittel die zehn Mannheimer Wagen beschafft, um eine realistische Chance zu haben, im Fall einer Rückgabe der Varios an Bombardier den Betrieb nicht wesentlich einschränken zu müssen.
Eigentlich hatte man erwartet, dass der Hersteller alles daransetzt, die Wagen so nachzurüsten, dass sie zuverlässiger werden, was aber nicht geschah. Bombardier hat nur viel Aufwand in die tägliche Wartung gesteckt, aber nichts Wesentliches verbessert.
Nach 10 Jahren waren weder die HKL noch Bombardier aus unterschiedlichen Gründen an einer Verlängerung des Wartungsvertrages interessiert. Man hat verhandelt und gab die Flotte zurück, Bombardier musste dafür immer noch einen Teil der Anschaffungskosten an die HKL zurückzahlen.
Die finnischen Varios wurden europaweit angeboten, Interessenten gab es möglicherweise - die rnv hatte sich ja die Wagen 234 und 237 nach Ludwigshafen bringen lassen, aber aus verschiedenen Gründen wurde eine Anpassung verworfen.
Wie man hört war das Engagement von Bombardier, die Wagen zu vermarkten, auch nicht wirklich groß. Man hätte sich ins Zeug legen können und für potenzielle Käufer oder Mieter in Vorleistung gehen und die Kisten anpassen können oder zum Beispiel in Zusammenarbeit mit einem neuen Betrieber in einem anderen Land als Finnland eine Zulassung erwirken. Stattdessen hat man für nötige Anpassungsarbeiten Mondpreise angesetzt und somit stark dazu beigetragen, dass die Fahrzeuge keinen neuen Betreiber gefunden haben. Ich behaupte mal, wenn nicht der Hersteller sondern ein Verkehrsbetrieb diese Wagen hätte verkaufen müssen, würden midestens einige Bahnen heute wieder fahren.
Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 20.12.20 23:54.