Das ist natürlich dummes populistisches Geschwätz. Wenn andere Parteien in der Mannheimer Stadtspitze säßen wären die Probleme dieselben.
Keine Baufirma, keine Stadt und kein Verkehrsbetrieb hat das Geld, sich Material auf Lager zu legen, für eine Baumaßnahme, die möglicherweise irgendwann mal stattfindet. Und wenn der Lieferant wegen "Personalausfällen", "Materialproblemen" oder Ähnlichem den Liefertermin nach hinten schiebt, dann ist das blöd, aber kaum zu ändern.
Und die Kurpfalzbrücke ist natürlich nicht die Maßnahme eines Einzelnen, sondern da sind verschiedenen Ämter der Stadt MA und die rnv nebst den von ihnen beauftragten Baufirmen beteiligt. Und derzeit gibts wirklich bei allem Lieferverzögerungen und Personalprobleme und kurzfristige Ausfälle. Andererseit muss so eine große Aktion wie der Kurpfalzbrückenumbau natürlich zwingend in den Schulferien stattfinden, weil dann nicht so viele Fahrgäste und auch Kraftfahrer davon betroffen sind.
Ich hab von einem Verkehrsbetrieb erfahren, der vor einigen Jahren für eine Baustelle von anderen Verkehrsbetrieben alles, was an meterspurigen Schwellen auf Lager war, aufgekauft hat und auch die eigenen Reserven restlos geplündert hatte, um das Gleis überhaupt rechtzeitig fertig stellen zu können. Der einzige Lieferant für Betonschwellen in Meterspur hatte zwar den Auftrag angenommen, aber seine Produktion "für eine Handvoll Schwellen" gerade nicht umstellen wollen, weil Regelspurschwellen auch stark nachgefragt waren und man denen aufgrund der größeren Menge den Vorzug gegeben hat. Druckmittel dafür gibt's auch keine, viele Firmen sind sich ihrer "Quasi-Monopolstellung" bewusst, verweisen auf "ihr könnt ja woanders kaufen", wohl wissend, dass das kaum möglich ist. Die Baustelle zu verschieben war auch keine Option, weil das ein ganzes verlorenes Jahr bedeutet hätte.
Und zum Thema Fahrlachtunnel:
Ich habe damals am Tag vor der Eröffnung die Gelegenheit wahrgenommen, duch den Tunnel zu spazieren. Damals war das ein moderner Tunnel. Inzwischen wurden einige Vorschriften für Brücken und Tunnel deutlich verschärft, nicht zuletzt nach diversen Tunnelunfällen oder dem Brückeneinsturz in Genua. Wenn dann ein Gutachter zum ergebnis kommt, dass ein solches Bauwerk nicht den aktuellen Vorschriften entspricht (beim Fahrlachtunnel ist es der Brandschutz), dann wird heute keiner der Verantwortlichen mehr auf seine Kappe nehmen, das Bauwerk unverändert in Betrieb zu lassen, weil man ihn damit direkt haftbar machen könnte. Also ist es zwar nicht schön, dass der Tunnel gesperrt wurde, aber folgerichtig.
Und bis das Geld dafür da ist, das Ganze zu renovieren, ist das eben so. In der Stadt MA ist man sicher auch nicht glücklich darüber, den ganzen Durchgangsverkehr durch die Stadt leiten zu müssen.
Und ja, ich hab früher(TM) auch gerne mal die Abkürzung durch die Quadrate als Schleichweg von MA Richtung LU genutzt. Aber es zeigt sich ja, dass die jetzige Regelung funktioniert und die Stadt damit gewinnt. Das Verkehrsaufkommen auf dem Ring und in der Bismarckstraße ist dadurch auch nicht wesentlich schlimmer geworden. Also: mehr Anliegerstraßen und Fußgängerzonen ergeben mehr Lebensqualität in der City.
Perfekt wäre natürlich die französische Methode, die die Parkhäuser an den Stadtrand legt und wo es zum Parkticket gleich eine Hin- und Rückfahrt für jeden Autoinsassen gibt, die Innestadt nur für Anlieger freigegeben wird und wo die Bevölkerung diese Verbesserungen für die Allgemeinheit durch eine Umlage bezahlt.
Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 30.08.22 16:54.