Hallo zusammen,
heute geht es weiter mit Teil 2 unserer Asien-Reise.
Am Nachmittag nach Abflug in Doha waren wir in Saigon gelandet, oder auch Ho Chi Minh City. In den Jahren der Teilung war Saigon die Hauptstadt des schon immer marktwirtschaftlich organisierten Südvietnams. Mit dem Abzug der Amerikaner als Schutzmacht konnte sich Südvietnam nicht mehr länger gegen den Norden behaupten und fiel. Nach dem Sturz der südvietnamesischen Regierung wurde das Land 1975 wiedervereinigt. Damit wurde auch das ganze Land kommunistisch.
Wie eine berühmte britische Staatsfrau jedoch schon wusste: Im Kommunismus droht ihnen schnell anderer Leute Geld auszugehen. Und so war das auch hier. Bis in die 80er Jahre hatte sich eine durchaus prekäre Situation entwickelt, die viele Menschen sogar in den Hunger trieb.
Dem begegnete man mit einer Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik mit marktwirtschaftlichen Komponenten, ähnlich wie es das heute auch in China gibt. Heute existieren neben den klassischen Staatsbetrieben zahlreiche private Unternehmen, die auch recht frei produzieren können. Gerade auch was kleine Gewerbe bis hin zum Händler am Straßenrand angeht, so unterliegen diese deutlich weniger Einschränkungen und Restriktionen als in unseren Breiten.
Nach dem Abzug der Amerikaner wurden dann auch alle demokratisch und freiheitlich geprägten Menschen aus Südvietnam zur Flucht gezwungen ("Boatpeople"), andere landeten in Umerziehungslagern und wurden dort dann auch entsprechend ihrer Rolle im Südivetnamesischen Staat gefoltert.
Inzwischen hat sich das alles sehr entspannt und man pflegt gute Kontakte mit dem Westen, vor allem auch mit den USA.
Nachdem wir vom Flughafen abgeholt und zum Hotel gebracht wurden, starteten wir einen ersten Rundgang durch die Stadt, wo sich das klassische Bild vieler Menschen auf dem Roller bot.
Das Hotel lag mitten in der Stadt und bot für dafür eigentlich relativ viel Platz. Preislich war es dennoch günstiger als kleine Zimmer in unseren Breiten.
Blick vom Hotelzimmer auf die Straßen der Stadt. Auch bei den Bauvorschriften scheint es relativ wenige Restriktionen zu geben.
Auf manchen Dächern mögen die silbernen Wassertanks auffallen: Dies liegt daran, dass häufig in der Wasserversorgung kein ausreichender Druck gewährleistet werden kann. So helfen die Hauseigentümer auf diese Weise nach.
Bis in die 50er Jahre gab es in Saigon noch eine Straßenbahn. Seit dem wird der komplette ÖPNV innerhalb der Stadt mit Bussen abgewickelt, die aber wohl im Verkehrsgeschehen dennoch eine eher untergeordnete Rolle spielen. Viele Wege sind hier noch kurz oder werden mit dem Roller zurückgelegt. Autos spielen noch eine eher untergeordnete Rolle, sind sie doch auch im Stadtzentrum eher unhandlich und kommen nicht ganz so schnell voran.
Doch eine Besserung der Verkehrsverhältnisse naht: Die Metro ist schon im Bau und soll dieser Tage auch den Betrieb aufnehmen.
In der "Bücherstraße", wo eine Buchhandlung neben der anderen ist, befindet sich auch ein alter Stadtbus.
Der berühmte Präsidentenpalast und Sitz der früher(TM)en südvietnamesischen Regierung. Das Gebäude im Stil der 60er Jahre wurde recht gut im letzten Zustand erhalten und ist nun ein Museum zur Wiedervereinigung
Im Innenraum gab es dann noch ein paar Souvenirs zur Wiedervereinigung
Klassischer Blick auf einen Gehweg: Geschäftsfläche, Außengastronomie und Rollerparkplatz.
Stadtbus im Verkehrsgewühl.
In der Stadt findet man noch viele Gebäude aus der französischen Kolonialzeit, die auch noch recht ursprünglich erhalten sind.
Nun kommen wir zur Eisenbahn: Unsere weitere Fahrt sollte uns einmal von Süd nach Nord mit der Bahn ins 1.700 km entfernte Hanoi führen. Um hier schon einmal die Gegebenheiten zu checken, haben wir uns den Bahnhof einmal angesehen. Vor dem Bahnhof steht noch eine Dampflok als Denkmal aufgestellt.
Gegenüber des Bahnhofes befindet sich eine Verladestelle, wo gerade ein Packwagen für die lange Fahrt nach Hanoi beladen wird.
Auf die Bahnsteige durften wir leider nicht. Das war streng bewacht und die Wachleute ließen sich da nicht erweichen.
Also sind wir ein Stück der Strecke entlang zum Depot der VNR. Hier wurde fleißig gearbeitet und rangiert.
Dass ich dazwischen herumgelaufen bin und Bilder gemacht habe, hat dabei niemanden gestört. Die Säcke auf dem Motorroller vor mir beinhalten frische Bettwäsche, die gerade von der bahneigenen Wäscherei zum Zug gebracht wird.
Hier noch weitere Bilder aus dem Depot, das in einem als "No-Go-Area" bezeichneten Stadtbezirk liegt:
Meine Freundin fühlte sich in diesem Viertel leider nicht ganz so wohl. Ich persönlich hatte hier als langjähriger Einwohner der Mannheimer Neckarstadt weniger Probleme und fühlte mich auch zu keinem Zeitpunkt unsicher.
klassische Schrankenanlage mit Wachposten und Rollschranke. Links die Streck nach Hanoi, rechts die ins Depot.
Ein Idyll an Trassierung. Hier fungieren noch die Wohnhäuser als Lärmschutzwand und bieten dem Fahrgast interessante Einblicke.
Gerne hätte ich an dieser Stelle einen Zug fotografiert. Normalerweise - da bin ich aus dem Straßenbahnsektor etwas verwöhnt - habe ich kaum Geduld etwas mehr als 5 Minuten auf einen Zug zu warten. Hier waren es dann doch gut 45 Minuten, in denen ich die Strecke etwas auf und ab lief. Immerhin bot das Viertel einige interessante Einblicke. Einen Zug bekam ich dennoch nicht vor die Linse. Als leidgeprüfter DB-Vielfahrer kennt man Zugausfälle als an der Tagesordnung. Im Nachhinein würde ich nicht ausschließen, eventuell den Fahrplan falsch gelesen zu haben. Denn in den folgenden Tagen und Wochen sollten wir noch mehrfach mit der vietnamesischen Eisenbahn fahren und ich begab mich zu verschiedenen Fotostellen. In allen Fällen waren die Züge auf den Zeigerschlag pünktlich unterwegs.
Auf der Rückfahrt vom Depot zum Zentrum nahmen wir den Bus. Dessen Routen sind mangels Fahrgastinfo nur schwer nachzuvollziehen, jedoch sind diese in Google Maps hinterlegt, sodass die Nutzung des ÖPNV dann doch relativ einfach war.
Die Fahrt im Bus: Die Tickets bekommt man gegen Bares beim Schaffner, der dann zu einem kommt.
Das sind dann die Tickets. Der Fahrpreis beträgt hier 7.000 Dong. Dabei muss man natürlich auch den Wechselkurs sehen, dass 1 Euro 28.000 Dong entspricht.
Für den Fall, dass man keinen Sitzplatz mehr ergattert, gab es im Bus einen kleinen Stapel mit den in Vietnam weit verbreiteten Plastik-Hockern, die man sich schnappen und Platz nehmen konnte.
Ebenfalls in Saigon befindet sich das Mark 81, das höchste Gebäude in Vietnam. Dieses bietet auch eine Aussichtsplattform, welche einen guten Blick über die Stadt bietet.
Neben dem Blick auf die Stadt bietet sich auch ein Blick auf die erste Metro-Linie, welche nahezu ausschließlich aufgeständert durch die Stadt verläuft. Wir hatten Glück und konnten einige Probefahrten beachten:
Für eine Millionenstadt wie Saigon ist der Bau einer Metro längst überfällig gewesen, zog sich über Jahrzehnte hin, bis zur Inbetriebnahme in diesem Jahr. In Sachen Bürokratie scheint man aber wohl näher an Westeuropa zu sein als beim großen Nachbarland im Norden, wo die Realisierungszeiträume deutlich kürzer sind.
Die Pläne für den Ausbau der Metro in Form weiterer Linien sind scheinbar schon beschlossene Sache. Auch eine Straßenbahn soll nach Saigon zurückkehren. Ob und wenn ja wie schnell das umgesetzt wird, steht allerdings noch in den Sternen.
Zum Abschluss noch ein Rundgang durchs abendliche Saigon:
Im Stadtzentrum gibt es auch noch eine Art Fußgängerzone, die aber eher Partymeile als Einkaufsstraße ist.
Blick in eine Markthalle, bis an den Rand zugestellt mit Kruscht. Das ist so das, woran das Berliner DongXuan-Center angelehnt ist.
Nicht in einer Markthalle, sondern in einer Filiale der auch in Deutschland vertretenen Bekleidungshauskette Uniqlo fand ich diese wunderbar riesige Auswahl an Mickey-Mouse-T-Shirts, mit an Vietnam angelehnten Motiven.
Es ist kurios, dass ich im sozialistischen Vietnam die größte Auswahl an Kleidung mit der kapitalistischen Mickey Mouse finde. Nicht nur als bekennender und leidenschaftlicher Kapitalist, sondern auch als langjähriger Mickey-Fan und Disney-Aktionär deckte ich mich umfangreich damit ein.
Hier noch ein obligatorisches Essensbild. Essengehe kann man schon für wenige Euro oder Cent. Wie hier etwa die vietnamesischen Pfannkuchen Banh Xeo
Auch sehr bekannt in Vietnam sind die belegten Baguettes Banh Mi, die es nahezu überall am Straßenrand zu kaufen gibt.
Noch ein letztes Essensbild für heute (u.a. mit Sommerrollen) und ein paar Anmerkungen: Auch wenn ich nach wie vor der Überzeugung bin, dass die indische Küche die Krone kulinarischer Schöpfungskunst markiert, könnte die vietnamesische durchaus einen soliden zweiten Platz belegen. Für mich als Vegetarier ist es jedoch nicht immer klar erkennbar, was denn nun konkret vegetarisch ("chay") ist, da auch in scheinbar fleischlosen Gerichten Suppen und Brühen von toten Kühen oder Fischen enthalten sind. Da ist in Vietnam selbst - im Gegensatz zu vietnamesischen Lokalen in Deutschland - jedoch weniger ein Problem, da es eine Vielzahl komplett vegetarischer Restaurants gibt. Viele Menschen in Vietnam leben ganz oder mal immer wieder einen Monat aus religiösen Gründen komplett vegetarisch oder vegan, sodass ich da zu keinem Zeitpunkt Probleme hatte, satt zu werden.
So viel für heute.
Alla hopp!
Im nächsten Teil wird es dann um die Bahnfahrt von Saigon nach Hanoi gehen.