Ja, ich weiß, die Bielefelder waren nie besonders beliebt bei meinen Kollegen, man hat halt mit dem Steuerhebel ordentlich schalten müssen und nicht nur wie bei den Düwags einen kleinen Simatic-Befehlsgeber führen müssen. Und je nach Fahrzeug war das gar nicht soo einfach, den 302 hab ich mehr als einmal verflucht.
Und die Bielefelder hatten natürlich vier große Nachteile:
1. das ungeteilte, geschlossene Fenster links in der Fahrerkabine sorgte im Sommer für eine Bullenhitze ohne den geringsten Lufthauch, besonders, wenn man tagsüber die 30 Minuten (!!!) Wendezeit, (die übrigens keineswegs von irgendwelchen Zulagen beim Verdienst der Triebfahrzeugführer abgezogen wurde) in Heddesheim abstehen musste / konnte / durfte.
2. der fehlende Schalter "Alle Türen auf", der ebenfalls dafür sorgte, dass durch die sich automatisch schließenden Türen ein ordentlicher Hitzestau im Fahrzeug entstand (es sei denn, man schaltete die Türantriebe einzeln ab; für 30 Minuten lohnte sich das dann schon, hab ich oft getan).
3. manchmal hätte man zwei zusätzliche Hände gebrauchen können - zwei zum Bedienen des Steuerhebels und zum Betätigen des Bremsschalters und dann noch zwei zum Drücken des Sandtasters, der Weichentasten oder von Horn oder Funktaste
4. der größte Nachteil überhaupt - sie waren Einrichtungswagen.
Aber sie hatten auch Vorteile:
1. sie waren bis zu den RNV6 die einzigen OEG-Wagen, mit denen man die Wendeschleife am Mannheimer Hbf befahren durfte, man musste nicht ständig den Fahrerstand wechseln oder wie bei den Düwag, in Heddesheim von der A-Seite in den B-Führerstand gehen, um die IMU-Kennung umzustellen.
2. sie hatten viele viele Einstiege, der Fahrgastwechsel ging im Vergleich zum Düwag rasend schnell (aber durch die Blech-Trittstufenkontakte auch sehr laut) von statten.
3. sie hatten viel Platz für die Beine und Knie, das umgebaute Fahrerpult war so ziemlich einer der besten Umbauten, die die OEG je gemacht hat. (Ich war ziemlich enttäuscht, als 1988 die Düwag der 111er-Serie neu geliefert wurden, und die hatten wieder so ein niedriges Pult, mit höchstens 1 cm Abstand zu den Knien des Fahrers - da waren die Bielefelder um Klassen besser)
4. sie hatten ein Ansagegerät mit Cassetten; für OEG-Verhältnisse damals edelste Ausstattung.
So waren sie:
Ich hab sie gerne gefahren; es war immer eine Abwechslung im Düwag-Einerlei...
Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 10.02.06 20:04.