Re: Heidelberg: Straßenbahn ins Neuenheimer Feld kommt (235 Klicks)

Hierzu der passenden Bericht aus der RNZ (www.rnz.de) vom 05.04.2008

Würzner und Eitel einigen sich auf „Hommelhoff-Variante"

Ist das die Lösung des Streits?

Uni und Stadtspitze wollen die Straßenbahnlinie teilweise am Handschuhsheimer Feld entlang führen.

Von Timo Teufert

"Diese Lösung hätten wir auch schon 2005 haben können", kommentierte CDU-Fraktionschef Jan Gradel gestern die Mitteilung der Stadt, dass sich Uni-Rektor Bernhard Eitel und Oberbürgermeister Eckart Würzner in einem Spitzengespräch auf eine Trassenführung für die geplante Straßenbahn ins Neuenheimer Feld geeinigt haben. Diese sieht vor, die Strecke östlich der Kopfklinik nach Norden auf den Klausenpfad zu führen. Diese Verschwenkung führte vor drei Jahren zu einem Scheitern der Gespräche zwischen der damaligen Oberbürgermeisterin Beate Weber und Eitel-Vorgänger Peter Hommelhoff.

Die überwiegende Mehrheit der Gemeinderäte wollte damals die Trasse zentral durch die Straße "Im Neuenheimer Feld" führen. Die Universität hatte bei dieser Variante aber Bedenken, dass die elektromagnetische Strahlung der Oberleitungen und der Bahnen die empfindlichen Messgeräte in den Instituten entlang der Strecke stören könnte und schlug deshalb den Klausenpfad vor. Zwar wurde die Beeinträchtigung durch ein Gutachten widerlegt, doch Hommelhoff beharrte auf der Variante am Feld entlang.

Nach der jetzigen Einigung soll die Straßenbahn das Neuenheimer Feld ringförmig erschließen. Im Süden wird sie von der Berliner Straße abzweigen und über Kirschnerstraße, Hofmeisterweg, Tiergartenstraße und der Straße "Im Neuenheimer Feld" zur Kopfklinik führen. Von dort aus schwenkt die Trasse nach Norden und verläuft bis zur bestehenden Bahnlinie in der Berliner Straße entlang des Klausenpfades.

"Dadurch wird einer zukünftigen universitären Entwicklung im Bereich zwischen der Straße ,Im Neuenheimer Feld’ und dem Klausenpfad Rechnung getragen", heißt es in der Mitteilung der Stadt. "Mit der südlichen Trasse hätten wir eine Hypothek geschaffen, da wir langfristig den Campus vom Durchgangsverkehr befreien wollen", so Rolf Stroux, Leiter des Uni-Bauamts. Baubürgermeister Raban von der Malsburg sieht die Linie durch den Klausenpfad als "zweitbeste Variante" an – diese sei aber besser als keine.

Mit Rücksicht auf die empfindlichen Messgeräte der Institute und des DKFZ hatte die RNV erst kürzlich Straßenbahnen mit Supercap-Technik bestellt, die für die Linie im Neuenheimer Feld eingesetzt werden sollen. Die Technik ermöglicht den Fahrzeugen im Bereich der Messeinrichtungen einen Betrieb ohne Strom aus der Oberleitung und reduziert so die elektromagnetische Strahlung auf ein Minimum.

Überrascht waren die Fraktionsvorsitzenden über die Bitte der RNZ um eine Stellungnahme zum Thema Straßenbahn, da Würzner im Gemeinderat dieses Thema nur kurz angeschnitten hat. "Wir stehen zur Straßenbahn ins Neuenheimer Feld. Sie ist eine sinnvolle Ergänzung zum bisherigen Streckennetz", erklärte Gradel. Die Mehrheit der CDU-Fraktion sei aber für die Trasse durch die Straße "Im Neuenheimer Feld". Kopfschmerzen bereitet Gradel vor allem die Finanzierung: Denn die Stadt müsse die Fördermittel des Landes wie bei der Straßenbahn nach Kirchheim zunächst vorfinanzieren und entsprechend viel Zinsen zahlen. SPD-Fraktionsvorsitzende Anke Schuster will das Thema heute in der Fraktionsklausur besprechen und bewerten. Bisher sei man aber auch bei der SPD für die südliche Strecke gewesen. Ihre GAL-Grüne-Kollegin Judith Marggraf war von der Einigung "überrascht". Sie sieht "keinen Grund für den Klausenpfad" und hält diese Trasse für "Blödsinn". Man solle nur dort eine Straßenbahn bauen, wo sie die Leute auch brauchen. Nur so werde das Umsteigen auf die Bahn attraktiv. Sie befürchtet zudem, dass die Trasse über den Klausenpfad einen Einstieg in die Bebauung des Handschuhsheimer Feld bedeute. Ursula Lorenz von den Freien Wählern ist ebenfalls "nicht glücklich mit der Lösung, doch besser diese Variante als gar keine". Auch sie sieht die Gefahr einer Erweiterung des Campus nach Norden und erwartet, dass der OB das Thema schnell mit den Fraktionen bespricht, um die Details des Kompromisses zu erklären.

---

Die folgende Grafik zeigt in etwa den Streckverlauf. Die blaue Linie ist der aktuelle Stand, hier fahren derzeit die Linie 21 und 24. Die grüne Linie ist der geplante Streckenverlauf der Linie 21, welche dann hinter der Neckarbrücke von der bisherigen Strecke abzweigt und im Bereich Furtwänglerstrasse wieder auf die bestehenden Gleise schliessen wird.



Hinweis: Die Streckenführung ist nicht genau eingezeichnet !!!