Adventskalender - Türchen 13 - Osnabrück ist eine schöne Stadt, sie liecht in einer Gejend (14 Bilder) (673 Klicks)

Am Sonntag, den 13. Dezember 1981 war ich per Nachtfahrt in Bremen angekommen. Bei der Vorbeifahrt am Bundesbahn-Ausbesserungswerk staunte ich nicht schlecht, als ich dort eine V80, frisch aufgearbeitet, im Schnee herumstehen sah. Trotz Sonntag beschloss ich, mir das genauer anzusehen.


Ich fuhr also mit der Straßenbahn nach Sebaldsbrück und weiter mit dem Bus zur Haltestelle "Osterholzer Friedhof". Dort begann mein beschwerlicher Marsch durch den Tiefschnee entlang der Außenmauer des Aw Bremen. Es hat ziemlich lange gedauert, und meine Schuhe waren völlig durchnässt, aber ich kam dort an, wo ich hin wollte. Die Bilder wurden übrigens über die Mauer fotografiert, ich bin nicht ins Aw eingebrochen ;-)

Da stand sie, völlig ohne Identifikationsmerkmale, aber es konnte nur eine einzige sein. 280 010 war im September 1952 abgenommen worden, wurde im Oktober 1977 von der DB ausgemustert und kam danach als V31 zur Hersfelder Kreisbahn. Da man dort mit ihr nicht wirklich zufrieden war, wurde sie über den Zwischenhändler Layritz nach Italien verkauft. Ich habe leider nichts darüber gefunden, ob und in welchem Zustand es sie heute noch gibt:



Einige Schritte weite stand noch was Besonderes, die erste aller "Lollos", die 1960 gebaute 216 001. Sie war im Oktober 1981 ausgemustert worden und ging später - ebenfalls in ozeanblau/beige an die ACT in Reggio Emilia. Dort hat man sie mittlerweile wieder in DB-Farbgebung zurückversetzt und bewahrt sie für gelegentliche Sondereinsätze auch (>>> siehe mein Bericht aus dem Jahr 2009 <<<). Links stand noch die ein Jahr zuvor ausgemusterte 245 004, ehemals Eisenbahnen des Saarlandes, die mir aber keine Aufnahme wert war - ich hatte sie schon bei besserem Wetter aufgenommen. Gerüchteweise soll auch sie nach Italien gegangen sein.
Die etwas dunklen Ecken am Bildrand stammen übrigens von einem Ring für Aufsteckfilter, den ich damals auf mein Weitwinkelobjektiv montiert hatte, und der dummerweise die Ecken abgeschattet hat. Jugendsünden eben:



Ich fuhr zurück zum Bremer Hauptbahnhof, wo die 1959 gebaute 261 641 rangierte. Sie wurde 1987 zur 361 641 und durch Einbau der Funkfernsteuerung 1989 zur 365 641. Im Jahr 2006 wurde sie ausgemustert und bei Theo in Trier verschrottet:



Unter dem Bahnhofsdach lugte die 1967 gebaute Oldenburger 216 150 hervor, die Dampfheizung zeigte eindrucksvoll, dass sie in Betrieb war. Die Lok ging im Juni 1999 außer Dienst, über ihren Verbleib weiß ich leider nichts.



Rot/beige stand den E10 einfach gut. Die im März 1968 an das Bw Heidelberg abgelieferte 112 487 hat schon Klatte-Lüftergitter; sie gehörte damals zum Bw Hamburg-Eidelstedt. In den Wagen hinter der Lok ist das Ladegeschäft in vollem Gange. Auch diese Lok wurde mehrfach umgezeichnet, zunächst 1988 zur 114 487 und dann, nach Herabsetzung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf 140 km/h zur 110 487. Fast exakt 31 Jahre nach dieser Aufnahme wurde sie am 6. Dezember 2012 bei der Fa. Bender verschrottet:



Eines der gelungensten Bilder dieses Tages zeigt die 141 321 des Bw Seelze, man sieht ihr den harten Winterdienst an. Die Lok wurde am 29.11.1963 in Betrieb genommen und einen Tag vor ihrem 39. Geburtstag, am 28.11.2002, abgestellt. Ausmusterung und Verschrottung folgten im Jahr darauf:



Ich fuhr weiter nach Süden, nach Osnabrück. Für alle, die nicht wissen, was das ist - es ist die Stadt, die einen Dialekt sucht. Dazu sei dieses anschauliche Video empfohlen:
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Statt eines Dialektes hat Osnabrück einen zweistöckigen Hauptbahnhof, wo sich die Bahnsteige im 90-Grad-Winkel kreuzen, fast wie im Rathaus LU, nur eben nicht im Tunnel. Im unteren Teil zeigte sich 140 280 des Bw Oberhausen Osterfeld Süd mit ihrem auf dem Kopf stehenden DB-Logo. Sie stammt aus dem Jahr 1963, wurde 2005 abgestellt und 2006 zerlegt:



Ebenfalls unten, 141 254 vom Bw Seelze. Sie wurde im August 1963 abgenommen und im Januar 2003 verschrottet:



oben rangierte die unvermeidliche V60 in Gestalt der 260 908. Sie war eine der Loks, die nicht mehr mit Funkfernsteuerung ausgerüstet wurden; die 1961 gebaute Lok ging 2004 außer Dienst und wurde in Magdeburg-Rothensee zerlegt:



Eine "typisch norddeutsche" Baureihe waren die 291er, die sich von den allseits bekannten 290 durch andere Motorisierung unterschieden und damals ausschließlich in Bremen, Hamburg-Wilhemsburg, Osnabrück und Emden beheimatet waren. 291 097 war damals erst dreieinhalb Jahre alt. Nach Funkfernsteuerungseinbau im Jahr 1997 durfte sie sich 295 097 nennen - Seit August 2013 ist sie abgestellt, aber offenbar noch vorhanden:



In der gesamten Republik gab es die V100 - natürlich immer seltener im originalen rot. 211 249 war bereitgestellt, um die wenig später eingestellte Strecke nach Bielefeld zu befahren, wo es einen Bahnhof mit dem wunderschönen Namen "Dissen - Bad Rothenfelde" gab, obwohl damals noch niemand wusste, was "dissen" eigentlich ist. Die 1962 bei Krupp gebaute Lok wurde 1988 ausgemustert und diente von 1991 bis 1993 beim Bau des Kanaltunnels, Danach wurde sie zurück nach Deutschland überführt und anschließend in die Schweiz verkauft, wo sie sich noch heute bei der Firma Sersa als "Gretli II" in weißer Farbe im Einsatz befindet:



Kommen wir zum Schluss noch zur 220 065, die damals beim Bw Oldenburg beheimatet war. Sie kam mit einem Zug aus vierachsigen Umbauwagen aus Bielefeld auf dem oberen Teil des Bahnhofs an:



Nachdem sie vom Zug abgespannt war, konnte ich dieses Portrait aufnehmen:



Die 1959 an das Bw Villingen ausgelieferte Lok kam im Mai 1983 noch zum Bw Lübeck und wurde Mitte 1984 abgestellt. Über den Zwischenhändler Layritz gelangte sie 1987 zur Verschrottung nach Italien:


Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung



4-mal bearbeitet. Zuletzt am 13.12.13 23:32.