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Unterwegs mit dem Heidelberger Straßenbahner - oder: Einmal quer durch Nordtansania (995 Klicks)

24. August 2018 19:49
"auf vielfachen Wunsch einer einzelnen Dame" erscheint mein Berich nochmals in diesem Forum:

Wenn einer eine Reise tut ….................................................... , schreibt er einen Forenbericht.

Als gewöhnlicher Mitteleuropäer kommt einem der Öffentliche Personennahverkehr in Afrika schon spanisch vor, so oder so ähnlich könnte die Umschreibung für diese Reiseschilderung auch lauten.

Aber der Reihe nach:
Wenn wir ganz unten (in einer Art Tabelle gesehen) einmal anfangen, ist „laufen“ die gängigste Form um von A nach B zu kommen, wobei diese Art der Fortbewegung eigentlich – europäisch gesehen - nicht zum Personennahverkehr gehört.
Da in Afrika der Begriff „kurze Strecke“ ganz andere Dimensionen als in Europa hat, gehört laufen eigentlich mit dazu:
Kleines Beispiel: Unser Guide erklärte uns, sein Sohn hätte es „nicht weit“ in die Schule, er würde laufen!
Also: 7 km – einfache Strecke.

Da müssten bei uns schon 2-3 Kioske auf der Strecke liegen.



Kommen wir zur nächsten Stufe der gedachten Tabelle, die in Europa wohl als „eine Art Taxi“ angesehen würde:
Buchstäblich „an jeder Straßenecke“ stehen – vornehmlich in kleinen Rudeln – die Mokickfahrer.
Nach kurzen Preisverhandlungen fahren Diese ihre Kunden auf dem Sozius zum gewünschten Ziel.

Das Gepäck wird auf dem dafür vorgesehenen Träger mitgenommen. Dies kann durchaus auch mal eine kleine Ziege (in einer Art Weinkiste) oder 3 m lange Wasserrohre (die dann entsprechend rechts und links herausragen und leicht die Fahreigenschaften beeinflussen) sein.
Transportiert wird eigentlich alles – mehr oder weniger.

In ländlicheren Gebieten fährt das Tuktuk – im Vergleich zur Mokick etwas kippsicherer, aber bestimmt auch preislich nicht mehr so günstig – dafür mit mehr Ladekapazität:



Die nächste Stufe wäre der Bus; in Europa als 8-Sitzer ausgelegt, nimmt man in Tansania mit, „was rein geht“.
Die Fahrstrecke (also die 2 Endpunkte) steht auf der Motorhaube, anderen Fahrziele – oder etwa „Sorry kein Dienst“ - einstellen entfällt also. Feste Haltestellen gibt es keine, der Fahrer hält „wo's gerade passt“ - also in etwa mit "Halt auf Zuruf" in Europa vergleichbar.
Fahrpläne gibt es keine, auf meine Frage, in welchen Takt die Kleinbusse fahren, erhielt ich die Antwort, dass man „nicht lange warten“ müsse.
Auf meine Frage, wie der Fahrer (im völlig überfüllten Bus) Fahrkarten verkaufen würde, erhielt ich den Antwort, dass in dem Kleinbussen ein Kondukteur mitfahren würde, der kassiere - aha.





Das Gepäck kommt aufs Dach, mitgenommen wir einfach alles, gerne auch die Maisernte, ein Sofa oder ein Doppelbett. Beim Auf- und Abladen helfen die anderen Fahrgäste – oder warten mit einer bewundernswerten Gelassenheit bis es weitergeht.
Umsteigen funktioniert ebenfalls – dauert halt.



Danach kommt der Überlandverkehr: Hier fährt der Bus deutlich seltener („man muss lange warten“).
Und es gibt – zumindest in den Städten – feste Haltestellen:



Aber, wie man sieht – ohne Fahrplan!

Lange warten ist natürlich dehnbar, so fährt der Überlandbus Arusha – Keekorok einmal am Tag, als Fahrdauer (rund 435 km über den 2300 m hohen Pass im Ngorongoro-Schutzgebiet) wird mit „sehr viele Stunden“ angegeben.



Mitgenommen wir → einfach alles! Meine mir Angetraute fragte (scherzhafter Weiße) „ob eine Ziege auch ginge“ - diese Frage wurde (leicht unverständlicher Blick) mit „ein der zwei schon, eine Kuh aber nicht“ und „natürlich muss für diese bezahlt werden“ beantwortet.
Die Frage, ob die Ziege dann aufs Dach müsse, haben wir uns für den nächsten Besuch aufgehoben.



Klimaanlage hat der Bus auch – manuell regelbar und handbedient, wie ein mir bekannter Triebfahrzeugführer zu sagen pflegt.
Auf eine (ursprünglich von mir vorgesehene) Mitfahrt verzichtete ich dann doch. Ah – der Fahrpreis liegt übrigens zwischen 10,-- bis 15,-- Dollar, je nach Strecke.

Bei kleinen Pannen ist die Hilfe der Fahrgäste natürlich gerne gesehen – oder man wartet eben und gibt durch das Fenster gute Tipps (Im Bus hat man zumindest den Vorteil, dass man nicht überfahren wird).





Bei größeren Problemen (der LKW hatte Achsenbruch) ist dann doch die Mithilfe aller gefragt:

Kurzerhand wird um den LKW herum eine neue Straße gegraben – dauert eben ein bisschen, aber bis ein Abschleppwagen kommt, dauert es (lt. vertrauenswürdiger) Auskunft auch etwa 2-3 Tage.

Natürlich habe ich auch ein Bild von der anderen Seite gemacht – aber dies verdient nicht mal den Namen „Schnappschüsse“, unsere Polizei würde wohl so ziemlich 95% der Autofahrer ein Knöllchen wegen „nicht angepasster Geschwindigkeit“ geben – aber wie sagt man doch so schön:
Andere Länder – Andere Sitten!

Und die Geschwindigkeit wirkt sich eben auf die Qualität der Bilder aus („warum will Der auch alltägliche Situationen fotografieren?“)

Die Zeit, die zur Klärung der Formalitäten für die Durchfahrt durch den Nationalpark benötigt wird, nutzt das Fahrpersonal gerne (?) um kleine Reparaturen auszuführen, z.B. an der Lenkung:





Leider bin ich nicht Fachmann genug (auch dauerte unser Aufenthalt an dieser Stelle nicht allzu lange) um beurteilen zu können, ob „ein paar kräftige Schläge mit dem Hammer“ als Reparatur gelten kann.

Obwohl, wenn ich mir's recht überlege – in Afrika wahrscheinlich schon.

Die Fahrgäste nehmen den Aufenthalt mit einer bewundernswerten Gelassenheit – auch habe ich niemand fragen hören: „Wann kommt den der Ersatzbus“.



Mit meinem letzten Bild (auch eine Art „Personennahverkehr“) endet mein wohl letzter Bericht (ich denke für andere Foren taugen meine Reiseschilderungen eigentlich nicht):

Wenn der Überlandbus sich „leicht verspätet“ (Gründe siehe oben) und die Fahrgäste am Fahrbahnrand warten (eine Verspätungs-App gibt es wohl eher nicht), greift die letzte Art Personenverkehr:



Die Geländewagen der Safari-Teilnehmer fahren auch immer Strecken ohne Touristen. Auf diesen Leerfahrten (bitte nicht verwechseln mit „Sorry kein Dienst") nehmen sie dann gerne ÖPNV-Wartende mit – der Preis ist dann Verhandlungssache, in Bar zu entrichten, ohne Fahrschein.

Und weil es wohl der letzte Bericht von „meinereiner“, ist (die, die wie ich mit „Gelber Limonade“ groß geworden sind, wissen, wovon ich spreche), eine kleine Rätselaufgabe:

Welche Tierart filmt (oder hat es zumindest versucht) der Mann mit der weißen Bacecap im Vordergrund?

Bei mehr als 3 richtigen Antworten (oder ggf. auch Forenmitgliederwünschen) zeige ich gerne ein paar Tierfotos von unserem „Ausflug“ - falls die Zeit noch reicht.


Salü Erhard

P.S.: Falls Ihr meint, ich hätte den Zug vergessen: Unser Reiseleiter beantwortete meine entsprechende Frage mit: „Gibt nix – Alles kaputt“, aber „er habe gehört, im Süden sollen einige fahren“.

Aber – da waren wir ja nicht.
Thema Autor Datum/Zeit

» Unterwegs mit dem Heidelberger Straßenbahner - oder: Einmal quer durch Nordtansania (995 Klicks)

Heidelberger Straßenbahner 24. August 2018 19:49

Re: Unterwegs mit dem Heidelberger Straßenbahner - oder: Einmal quer durch Nordtansania (557 Klicks)

Fabegdose a.k.a. Dr. Düwag 24. August 2018 21:45

Re: Unterwegs mit dem Heidelberger Straßenbahner - oder: Einmal quer durch Nordtansania (565 Klicks)

Lokleitung 25. August 2018 11:34

Re: Unterwegs mit dem Heidelberger Straßenbahner - oder: Einmal quer durch Nordtansania (510 Klicks)

Lokleitung 27. August 2018 06:29

Re: Unterwegs mit dem Heidelberger Straßenbahner - oder: Einmal quer durch Nordtansania (560 Klicks)

Sandhase 28. August 2018 18:54

Re: Unterwegs mit dem Heidelberger Straßenbahner - oder: Einmal quer durch Nordtansania (496 Klicks)

Lokleitung 28. August 2018 23:43

Re: Unterwegs mit dem Heidelberger Straßenbahner - oder: Einmal quer durch Nordtansania (645 Klicks)

Heidelberger Straßenbahner 25. August 2018 18:42

Re: Unterwegs mit dem Heidelberger Straßenbahner - oder: Einmal quer durch Nordtansania (534 Klicks)

Eisdebahn 27. August 2018 13:10

Re: Unterwegs mit dem Heidelberger Straßenbahner - oder: Einmal quer durch Nordtansania (494 Klicks)

Eisdebahn 31. August 2018 22:04



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