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60. Düwag-Geburtstag in MA/LU heute!!!! (mB) (1819 Klicks)

09. Dezember 2018 00:40
Heute, vor 60 Jahren wurden Mannheim und Ludwigshafen DÜWAG-Städte.
Am 9.12.1958 nahmen die Verkehrsbetriebs Mannheim-Ludwigshafen mit Tw312 den ersten Düwag-Gelenkwagen in Betrieb. Ihm sollten noch 194 weitere Wagen folgen, davon alleine 147 Wagen des DÜWAG-Standardsechsachsers und darin sind die Wagen für die anderen Betriebe im Rhein-Neckar-Raum (HSB, OEG, RHB) noch nichteinmal enthalten. Insgesamt waren im Bereich der heutigen RNV 284 DÜWAG-Wagen unterwegs, die die Stadtbilder über Jahre hinweg prägten.










Einen ganzen Bilderbogen aus 60 Jahren Düwag-Sechsachser habe ich auf meiner Seite im Fratzenbuch gepostet, wo das Bilderhochladen nicht so umständlich ist: [www.facebook.com]


(auch sichtbar, wenn man dort nicht angemeldet ist)

Dass es überhaupt so viele Wagen gab, war dem späteren Mannheimer OB Ludwig Ratzel zu verdanken, der in seiner Zeit als Aufsichtsrat und 1. Bürgermeister weitsichtig in einen modernen Wagenpark investierte.
Ludwigshafen war - wie heute auch - in Sachen ÖPNV eher ablehnend und zurückhaltend. Es ist überliefert, dass Ratzel nahezu im Alleingang 70 Wagen auf einmal bestellte, obwohl vorerst eine weitere kleine Serie von 17 Wagen ausgereicht hätte - Die Verbandstypen waren ja noch jung. Doch wohlwissend, dass jede Investition in den ÖPNV in "LU" zu einem Eklat führen würde, wollte er es nicht auf weitere Diskussionen in der Zukunft ankommen lassen und stellte die linksrheinischen Vertreter einmalig vor eine "große Tatsache".


Mit den DÜWAGs wurde auch ein neues, einfacheres Lackschema eingeführt, das nur noch einen hellelfenbeinfarbenen Wagenkasten (RAL1015) und einen dicken schwarzen Zierstreifen hatte, der die vollkommene Form des DÜWAGs ideal betonte. Über dem schwarzen Streifen war noch eine silberne Alu-Zierleiste angebracht. Schon der zweitgelieferte Wagen hatte einen dünneren Zierstreifen. Alle Wagen der ersten und zweiten Serie hatten noch den klassischen DÜWAG-Gummipuffer und eine verschlossene Frontschürze, hinter der sich eine Notkupplung verbarg.
Im Laufe der Lieferserien wurde das Erscheinungsbild etwas vereinfacht. Die Türrhamenverstärkungen fielen schon ab der zweiten Serie weg. Ab der dritten Serie kam eine andere Deckenverkleidung, ein grauer Feinrillenboden statt des schwarzen Rillenbodens, ein geschwungener Frontausschnitt, ein kleiner statt eines großen Heckscheinwerfers und Dachluken, um mal ein paar auffällige Details zu nennen. Auch ab der dritten Serie kam der über viele Jahre charakteristische Brose-Scheinwerfer mit dem "U-Glasmuster" zum Einbau und das Geschränk für den Heckführerstand entfiel. Stattdessen gab es einen Schalter hinter einer Klappe über Tür 1 zum Rückwärtsfahren. Der Zierstreifen bestand dann aus einem mitteldicken Streifen und je einem schmalen Zierstreifen darüber und darunter – dieses Erscheinungsbild ist über Jahrzehnte Standard.
Die alten Serien wurden in einigen dieser Details später angepasst. Im Heck aller Wagen befand sich ein Schaffnerplatz, dessen Einrichtung in den letztgelieferten Serien nur noch provisorisch war. Zu Zeiten des Schaffnerbetriebs wurde in den Wagen der Fahrgastfluss angewendet: Zeitkarteninhaber stiegen beim Fahrer (Tür4) oder Schaffner (Tür1) ein, Barzahler beim Schaffner. Die Mitteltüren waren dem Ausstieg vorbehalten. Dem Fahrgast wurde ein Wagen mit Fahrgastfluss (statt Pendelschaffner wie im 2-Achser) dadurch angekündigt, dass die Zielfilme rot beschriftet waren und die Liniennummer weiß auf rotem, statt schwarzem Grund aufgedruckt war.

Charakteristisch für die Mannheim-Ludwigshafener Wagen waren die Übersetzfenster, die im Baujahr 67 durch Klappfenster ersetzt wurden.


Zu Beginn des Jahres 1965 spaltete sich der Ludwigshafener Betriebsteil ab. Die Ludwigshafener Wagen wurden fortan in einem gelblicheren beige (RAL 1014) mit rotem Zierstreifen lackiert.

1967-68 wurden alle Wagen auf Einmannbetrieb umgerüstet, was durch das blau/weiß/rote-Schaffnerlos-Schild angezeigt wurde.

Ab Mitte der 70er Jahre wurde damit begonnen die Wagen mit einem Scheinwerfer auf zwei Scheinwerfer umzubauen, in den 1980er Jahren kam ein Generalumbau, bei dem es für alle Wagen zwei Scheinwerfer, doppelte Rück- und Bremsleuchten gab. Die früher(TM)en Blechtüren wurden durch Plastikkram ersetzt.

Anfang der 90er wurden 23 Mannheimer Wagen noch mit niederflurigen Mittelteilen zu Achtachsern erweitert. Der letzte Einsatz eines Mannheimer Wagens war am 15.6.2003, in Ludwigshafen fuhr Wagen 125 als „letzter Mohikaner“ noch bis 2011.

Der erstgebaute Wagen 312 sollte sinnvollerweise Museumswagen werden, wurde 1994 dennoch auf vielfachen Wunsch eines Mitarbeiters verschrottet.

Viele Wagen fanden in anderen Betrieben im In- und Ausland noch eine neue Heimat, wo sie jedoch größtenteils auch nicht mehr fahren. Einen Wagen der ersten Serie gibt es nicht mehr. Der älteste, 2018 noch fahrende Wagen ist geradeeinmal 58 Jahre alt.

Diese 148 Wagen, die über so viele Jahre das Stadtbild prägten und für die meisten heute noch lebenden Mannheimer das sind, woran sie bei „Straßenbahn“ denken, sind heute nur noch in geringer Anzahl vorhanden.

Eine Hand voll rottet im Betriebshof Rheingönheim vor sich hin, bis sie jemand in handliche Stücke schneidet. Oder erkennt vielleicht doch noch jemand den Wert dieser Fahrzeuge? Viel Zeit dafür ist jedenfalls nicht mehr, denn die nächste zukunftsweisende Fahrzeuggeneration ist im Anrollen.

Die historischen Bilder stammen von Werner Rabe bzw. aus dessen Sammlung(vor 1962 verm. Rudnicki), die jüngeren sind von mir.
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Tw237 09. Dezember 2018 00:40



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