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Adventskalender, Türchen 22 (899 Klicks)

22. Dezember 2018 23:05
Es war Dienstag, der 22 Dezember 1992 und an der Zeit, mal wieder nach Luxembourg zu fahren. Seit 1983 habe ich das kleine Großherzogtum ziemlich regelmäßig besucht, besonders dann, wenn mir der Kaffee ausgegangen ist. Es hat sich regelmäßig gelohnt, für 200 luxemburgische Francs in der zweiten oder ganz dekadent für 300 LUF in der ersten Klasse ein Tagesticket "OEKO-Billjee" zu erwerben und damit alle Verkehrsmittel im Land benutzen zu dürfen. Heute ist die Fahrkarte für die zweite Klasse mit 4€ übrigens um gut einen Euro billiger als damals (1. Klasse heute 6€).

Kurz vor Weihnachten stand natürlich auch ein Besuch des Chrëschtmaart auf dem Place d'Armes in der Hauptstadt auf dem Programm, um ein paar leckere Gromperekichelcher zu verzehren.

Im September 1992 war gerade der Haltepunkt Howald neu eröffnet worden. Im Wesentlichen handelte es sich um ein ca 2 Kilometer langes Ausziehgleis des Hauptbahnhofs, dessen Ende mit einem Bahnsteig versehen wurde, welcher direkten Zugang zum Parkdeck eines Supermarktes geboten hatte. Vereinzelte Fahrten wurde von Luxembourg nach Howald verlängert, um einerseits den Fahrgästen das Umsteigen in den Stadtbus zu ersparen und andererseits den Hauptbahnhof von wendenden Zügen zu entlasten. Vom Parkdeck des Supermarkts hatte man eine gute Aussicht auf die vorbeiführende Ligne 6 Luxemborg - Bettembourg. Auch vor 26 Jahren war das Wetter nicht gerade freundlich, sodass an diesem Tag nur wenige Fotos entstanden sind.

Vorbei kam mit der 804 eine der kultigen 800er, sie hatte einen deutschen Gs im Schlepp. Die sechs Loks der Baureihe 800 wurden 1954 von Anglo-Franco-Belge (AFB) in La Croyère geliefert und waren Lizenzbauten der Electro-Motive-Division von General Motors. Im Wesentlichen handelte es sich um an die europäischen Größenverhältnisse und Standards angepasste GM SW-900. Ihr Hauptaufgabengebiet war stets der schwere Rangierdienst, sie erwiesen sich als sehr robust und bewährten sich gut. Erst nach der Jahrtausendwende wurden sie langsam durch Vossloh G1000BB und G1206BB verdrängt. Als erste Lok schied die 801 nach einem Rangierunfall im März 2004 aus dem Betriebsbestand der CFL aus. Die abgebildete 804 blieb als letzte der sechs Loks bis 2009 im Dienst.

Der kleine Hp. Howald war schon im Jahr 2000 wieder außer Betrieb genommen worden. Seit Dezember 2017 befindet sich direkt an den Streckengleisen der Ligne 6 ein neuer Bahnhof gleichen Namens, als Zwischenhalt für die Züge zwischen Bettembourg und Luxembourg. Im Endausbau wird er durch eine Brücke überführt werden, auf der ab 2020 auch die neu gebaute Luxemburger Straßenbahn verkehen wird, mit direkter Umsteigemöglichkeit zur Eisenbahn.

Erstaunlicherweise sind von sechs Loks der Reihe 800 heute noch drei erhalten, nämlich jene mit den geraden Loknummern. Die 802 und 806 zählen zur Sammlung des gemeinnützigen Vereins "Patrimoine Ferroviaire et Tourisme" (PFT) im belgischen Saint Ghislain. Die 804 gehört seit 2009 zum den luxemburgischen Nationaldenkmälern unter der "Service des Sites et Monuments du Luxembourg". Ende April 2018 wurde ihre Restaurierung abgeschlossen, und so sieht sie heute wieder fast fabrikneu aus.


Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung
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