Der Lokleitung-Adventskalender, Türchen 6 (1221 Klicks)

Hallo zum Türchen sechs unseres Adventskalenders.





Heute fahren wir mal in die Schweiz.

Wie viele von Euch wissen ist die Schweiz nicht wirklich mein bevorzugtes Fotoland. Einerseits hat man hier zwar den Taktverkehr und die Halbpreisabos erfunden, aber die Formgebung der meisten Schweizer Schienenfahrzeuge vermag mich leider kaum zu begeistern. Schlimm ist auch die böswillige und vorsätzliche Unterdrückung des Eszett in der Schweiz, ohne welches mein Name nicht existieren würde.
Aber sei's drum, ich weiß, dass viele Zeitgenossen das anders sehen, und ich habe ja auch gelegentlich dennoch auf den Auslöser gedrückt. Erstaunlicherweise ist dabei der Adventskalenderbeitrag mit den bisher meisten Fotos herausgekommen. Ich ordne mal chronologisch...




Die Schweizer Re 4/4I kann zusammen mit der Ae 4/4 der BLS als die Urahnin aller modernen Drehgestell-Elloks angesehen werden. Vier Loks hatte man das hübsche TEE-Farbschema aufgemalt, um sie vor ebensolchen Zügen einzusetzen. Am 1. Juli 1980 begegnete mir das Reh 10034 im Bahnhof Basel SBB. Damals hätte ich nicht erwartet, dass gerade diese Lok betriebsfähig erhalten bleibt. Sie gehört seit 2009 dem Verein TEE-Classics:






Am selben Tag und in denselben Farben kam auch einer der fünf RAe TEE II-Züge vorbei. Es dürfte sich um einen Einsatz als TEE "Iris" gehandelt haben, der von Brüssel über Luxembourg, Strasbourg und Basel nach Zürich fuhr:






In der Schleife Schlaufe vor der Mustermesse warteten das Vierachs-Tram 423 und das Düwag 609 auf Abfahrt. Bei der Gestaltung der riesigen Schweizer Straßenbahnstromabnehmer hat man sich offenbar vom Geweih des einheimischen Rotwildes inspirieren lassen. Für meinen Geschmack sieht das allerdings etwas unharmonischer aus als auf den Hirschen:






Wenn man den Schweizern eines zugestehen muss - Ausstellungen organisieren können sie vorzüglich. Am 30. Oktober 1982 fand in Basel die Ausstellung "Eisenbahn 82" statt. Auf dem Gelände des Rangierbahnhofs Basel-Wolf waren zahlreiche alte und neue Lokomotiven aufgestellt, alle schön mit Fotografierabstand, und mit etwas Glück erwischte man auch mal eine halbe Sekunde, in der kein Passant die Fotolinie störte. Hier traf ich auch zum ersten Mal die (meiner Meinung) bis heute unangefochten schönste Schweizer Lok, die Baureihe Re 4/4 IV. Die vier Drehstromloks trugen damals noch unterschiedliche Versuchsfarbgebungen - die 10101 hatte graue Seiten und rote Köpfe:






Damals rangierten in Basel noch die kleinen Ee 3/3 II. Im Gegensatz zu den "normalen" Ee 3/3 waren sie umschaltbar zwischen dem Schweizer Stromsystem 15 kV 16 2/3 Hz Wechselstrom und den französischen 25 kV 50 Hz. Optisch weisen sie leichte Ähnlichkeiten mit der deutschen Baureihe 163 auf. Die fünfzehn Zweisystemloks wurden bis 2010 ausgemustert. Lok 16506 stellt die französische BB 15050 mit ihrem Zug aus belgischen Eurofima-Wagen bereit:






Kommen wir ins Jahr 1988, zur Veranstaltung "20 Jahre Tramclub Basel" am 12. Juni 1988. Hier wurde ein gigantisches Programm für Straßenbahnfans zu einem guten Teilnehmerpreis geboten. Von den vielen Bildern zeige ich hier die Zweiachserparade aus den Wagen 190, 199, 181, 192 und 2017 im Depôt Wiesenplatz...





...und das Foto vom "Extrazug" aus das Tw 199 und den "Badwännli"-Beiwagen 1045 und 1046. Es gab bei dieser Veranstaltung wirklich alles für den geneigten Fan, auch Verkaufsstände mit Souvenirs jeglicher Art, nur eines gab es nicht - Getränke. Wer einmal eine mehrere Stunden in brütender Hitze in mit Fans vollgestopften Straßenbahnwagen oder, noch besser, eine halbe Stunde im prallen Sonnenschein im "Badwännli" zugebracht hat, der hätte jeglichen Mondpreis für eine Flasche Wasser, Cola, Krügerlbier oder das so beliebte Stangenbier gerne gezahlt. Diese Chance zur Aufbesserung der Vereinskasse hat der Tramclub Basel verpasst:






Weiter ins Jahr 1993, als die Bahnfreunde Rhein-Neckar-Pfalz eine Vereinsreise nach Aigle veranstalteten, also in den Teil des Landes, wo man die Schweizer gut verstehen kann. Am Bahnhof von Aigle begegnet mir mit der 10104 wieder eine meiner vier Lieblingsloks, mittlerweile komplett im profanen rot lackiert. Wenn man genau hinsieht kann man auch den Zentralfriedhof auf dem Bild erkennen:






Unweit von Aigle befindet sich der Bahnhof Bex, wo die abschnittsweise mit Zahnstange ausgerüstete Meterspurstrecke nach Villars und zum Col de Brettaye beginnt. Triebwagen 21 ist am Morgen des 23. Juli 1993 gerade angekommen und die Milchkannen werden vom mitgeführten Anhänger abgeladen:






Nebenan wartet der dreiachsige Triebwagen 16 auf Abfahrt:






Weiter ins Jahr 1994, in welchem die Bahnfreunde nach Bern gereist sind. Am Viktoriaplatz begegnet uns das Achtachser 720, eines von sechzehn gleichartigen Wagen, mit aufgeklebter Liniennummer. Seit damals wurde der Wagenpark in Bern fast völlig ausgetauscht, lediglich die zwölf 1989/90 gebauten Pseudo-Niederflurbahnen (mit Stufen an allen Einstiegstüren) sind heute noch vorhanden. Von den Achtachsern wurde das Wagen 719 als Museumsstück zurückbehalten:






Schon damals Museumsstücke waren die Kastendampflok 18 (Baujahr 1894) und ihr Beiwagen 26:






Und, weil sie so schön sind, nochmal ein Bild einer Re 4/4 IV, nämlich der 10103 im Hauptbahnhof Bern am 9. Oktober 1994:






Nochmal zurück nach Basel, wohin wir am 18. April 2009 im Rahmen einer TEE-Sonderfahrt gelangt waren und viel gelernt hatten, beispielsweise über Coop, Betonbremsklötze und Wendeschlaufen. Auch die Fahrerin eines der letzten einsatzfähigen Düwag-Gespanne (mit das Wagen 624 und 652 am Bahnhof Basel SBB) hat uns viel über korrektes Verhalten im Verkehr und deeskalierende Fahrweise beigebracht:






Mein letzter Besuch in der Schweiz fand anlässlich eines Weihnachtsmarktbesuchs in Zürich am 7. Dezember 2019, also vor fast exakt einem Jahr statt. Am Paradeplatz fuhr mir das Märlitram vor die Kamera. Das Wagen stammt aus dem Jahr 1913 und fährt ohne erkennbare Wagennummer, man hat mir aber glaubhaft versichert, es trüge die Nummer 1208:






Im Linienverkehr kommen im Wesentlichen das Tram 2000 und das Cobra zum Einsatz. Es war mir eine Pflicht, auch das Tramtunnel im Nordwesten Zürichs zu besichtigen, durch welches die Linien 7 und 9 im Linksverkehr fahren. Doppeltraktion Tram 2000 mit führendem Wagen 2068 in der Station Waldgarten mit Anti-Junkie-Beleuchtung:






Wer jetzt noch ein bisschen Weihnachtsstimmung am Nikolaustag braucht, dem empfehle ich das Video vom singenden Weihnachtsbaum auf dem Züricher Weihnachtsmarkt (man versteht kein Wort und es ist völlig frei von Schienenverkehr oder sonstigem ÖPNV, aber so herzig ). Dazu bitte >>> hier klicken - The Singing Christmas Tree <<<





Zum Schluss noch ein Foto von das Cobra 3055 in der weihnachtlichen Fußgängerzone an der Haltestelle Rennweg. In diesem Sinne wünsche ich einen schönen Nikolaustag, oder, wie der Schweizer wohl sagen würde, Samichlaustag:


Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung



4-mal bearbeitet. Zuletzt am 07.12.20 08:53.