08. Dezember 2020 13:49
Hallo zum Türchen acht unseres Adventskalenders.




Wir fahren heute nach Rumänien.

Ich war bisher nur einmal dort und zwar im August 2012.



Nach Arad aus Ungarn mit dem Zug angereist, bespannt mit einer der allgegenwärtigen Elloks der Reihe 060-EA, die zwischen 1965 und 1991 in ASEA-Lizenz in verschiedenen Varianten gebaut wurden. allein für Rumänien wurden 931 Loks gebaut, weitere 103 Lokomotiven für die jugoslawische und 45 für die bulgarische Staatsbahn:






Diese Loks stehen längst auch bei zahlreichen Privatbahnen im Dienst und sid vor allen Zuggattungen anzutreffen:






Besonders kultig sind die äußerlich sehr hübschen Malaxa-Triebwagen, die innen allerdings mit Plastiksitzen "modernisiert" wurden und damit nicht wesentlich mehr Komfort bieten als zum Beispiel ein ICE4:






Kommen wir zur Straßenbahn in Arad, die zur Zeit des Besuchs ein lustiges Sammelsurium aus deutschen und österreichischen Gebrauchtfahrzeugen war.
Beispielsweise ex. Ludwigshafen 138 an der Piața Podgoria...






...Stuttgart 494, bei dem man die falsch übereinander angeordneten Spitzenlichter für ein harmonischers Erscheinungsbild korrigiert hat...






...TW 1159 aus Halle, der wie eh und je mit seinem Beiwagen über den Bulevardul Revoluției in die Südstadt fährt...






...oder der Tw 1069 nach Leuna, der mit dem Zweirichtungsbeiwagen 150 behängt ist:






Tw 1174 nach Ammendorf hat in Halle schon die Reklame für das Modehaus Wöhrl getragen. Die hat den Rumänen angeblich so gut gefallen, dass sie seinen Beiwagen genauso angemalt haben - man hat uns glaubhaft versichert, dass es in Halle keinen Beiwagen mit Wöhrl-Reklame gegeben hat:






Die Fahrt auf der 2004 gebauten Strecke zur Platforma Vest mit dem ex-Bochumer Gt6 35 war ein echtes Erlebnis. Es hätte wohl kaum eine Verbindung gegeben, für die es überflüssiger gewesen wäre, eine Straßenbahnstrecke zu bauen, denn sie endet außerhalb des Industrie- und Gewerbegebietes - die Busse fahren bis direkt zu den jeweiligen Firmen. Und so war außer zwei deutschen Straßenbahnfans und dem Fahrer auch niemand in der Bahn - auf dem Rückweg steigen auf halber Strecke drei berufstätige Frauen zu, die den Fahrer wohl gut kannten und sich angeregt mit ihm unterhielten. Immerhin verkehren auf dieser Strecke werktäglich zwei Fahrten pro Richtung. Endstation im Niemandsland:






Ex-VBL-Triebwagen 133 an der Endstation der Linie 6, Rheingönheim Piața Gai:






T4D 1180 an der Ausfahrt des Betriebshofes UTA unter aufmerksamer Bewachung






Der Sechsachser 240 hörte in Mainz auf dieselbe Nummer, zuvor in Heidelberg hieß er 205:






Im Zuge der Linie 3 überquert T4D 1087 den Fluss Mureș und biegt sogleich auf den Anna-Inetska Boulevard ein






Letztes Bahnbild aus Arad für heute ist mein Lieblings-Bielefelder 303 und mittlerweile wohl der einzig noch im Einsatz verbliebene der vier Wagen, im Betriebshof Micãlaca:


Seit 2014 fahren in Arad sechs dreitelige Niederflurwagen vom Typ Astra Imperio, in diesem Jahr sollen noch einmal vier weitere dazukommen.





Die rumänische Privatbahn RegioTrans hat sich in Frankreich mit Gebrauchtmaterial versorgt und setzt neben einigen RRR-Garnituren mit BB 25500 vor Allem unzählige Caravelles ein - abfahrbereit im Westen Arads:






Kommen wir nun nach Timișoara. Auch hier fährt man Gebrauchtwagen - das Stadtbild bestimmen weitgehend die Hansa- und Wegmann-Vierachser aus Bremen und einige Rathgeber-Wagen aus München. Wegmann 3523 am Bahnhof Timișoara Nord. Dreißig dieser Wagen hat man mit einem neuen Aufbau mit runder Front versehen und nennt sie nun "GT4 Armonia". Zum Zeitpunkt unseres Besuchs gab es diese Umbauvariante aber noch nicht:






Der Achtachser 174 hieß in Karlsruhe 176. Auf dem Bild sieht er recht frisch aus. Wenn man dem Internet glauben darf sind mittlerweile aber alle ex-Karlsruher und ex-Düsseldorfer Wagen aus dem Liniendienst ausgeschieden:






Hinter dem Kennzeichen 00966 verbirgt sich der Bremer Hansawagen 3420:






Der ex-Münchener P-Wagen 2044 wendet in der Endschleife Ronaț der Linie 5. Die Linie 5 wurde im Jahr 2017 "wegen Personalmangels " und schlechtem Gleiszustand stillgelegt, soll aber irgendwann zweigleisig neu aufgebaut werden:





Soviel zum Thema "Gleiszustand" - an Auslastung mangelte es hier zumindest im Jahr 2012 nicht. Der Hansawagen 3476 - ehemals der Bremerhavener Wagen 81 - kommt in Ronaț an:






In unmittelbarer Nähe der Schleife befinden sich auch Gleisanlagen der Eisenbahn; Lok 69-0032 war im Rangierdienst beschäftigt:






Nochmal ein Hansa, der Wagen 3453:






Und zum Abschluss dieses Teils einer der wenigen "echten" rumänischen Straßenbahnwagen die wir in diesem Land angetroffen haben. Im Gegensatz zu allen zuvor gezeigten Wagen ist der Timiș II extrem jung - zum Zeitpunkt der Aufnahme war der 1990 gebaute Vierachser gerade mal zwölf Jahre alt. Was ihn nicht vor der Ausmusterung schützte - die Timiș-Wagen waren extrem primitiv gebaut und außerdem recht unzuverlässig. Aufgenommen im Betriebshof RATT:




Mittlerweile hat man beim türkischen Hersteller Bozankaya sechzehn fünfteilige Niederflurwagen in Multigelenkbauweise bestellt, wovon der erste im kommenden Jahr in Dienst gestellt werden soll.

Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung




2-mal bearbeitet. Zuletzt am 08.12.20 13:57.
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Lokleitung 08. Dezember 2020 13:49

Re: Der Lokleitung-Adventskalender, Türchen 8 (519 Klicks)

jockeli 08. Dezember 2020 17:15

Re: Der Lokleitung-Adventskalender, Türchen 8 (465 Klicks)

Lokleitung 08. Dezember 2020 22:23

Re: Der Lokleitung-Adventskalender, Türchen 8 (516 Klicks)

Erbsenzähler89 08. Dezember 2020 22:02



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