Damals, v 27 J – 1995-05-02 - Zwischen Riesling und Dornfelder (m19B) (916 Klicks)

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Damals, v 27 J – 1995-05-02 - Zwischen Riesling und Dornfelder


In der 'Vor-Kamera'-Zeit.

Meine Mutter spielte Handball. Bei Eintracht Frankfurt. Das brachte es mit sich, dass 'de Bubb' zu solchen Anlässen auch mitgenommen wurde. Zu auswärtigen Turnieren zum Beispiel. So lernte ich sogar die Straßenbahn in Kopenhagen kennen, die mit den mir vertrauten DÜWAGs und den herrlichen großen Vierachsern einen bleibenden Eindruck hinterließ.
Schaffhausen kam so auf dem selben Weg in meine Erinnerungen. Da war es ein Ausflug von einem Turnier in Todtnau.
Etwas näher liegt Ludwigshafen. Scheinbar wurde das Spielgeschehen für den Bubb mit fortschreitendem Abend immer langweiliger, so schlich ich mich mit einem weiteren (weiblichen) 'Opfer' elterlicher Zwangsmaßnahmen aus der Halle in den Eingangsbereich. Hier konnte man vor der Türe stehend wenigstens 'e bissi Trambahn gugge'..
Was sah man? Dieselben Sechsachser von DÜWAG wie die in Frankfurt!
Eigentlich war das auch schnell wieder langweilig. Als nächster Zug kam aber ein seltsames. langes Gespann: zwei Triebwagen – gekuppelt? Das sieht ja toll..?! Nee, das waren doch keine zwei Triebwagen, der hintere hatte ja nicht die typische, von mir als so überaus 'modern' empfundene, schräge Frontscheibe – das Ding war genauso senkrecht verglast, wie des Heckteil des ersten Triebwagens! Außerdem waren dort durch die Innenbeleuchtung gut sichtbar keine Führerstandseinrichtungen, sondern Sitzbänke zu erkennen! Langsam tastete ich mich zu der Erkenntnis durch, dass das Beiwagen (wir sagten damals sicher noch 'Anhänger'..) waren.
Mann - einen Anhänger mit Gelenk!
So was gibt’s ? !
Das hatten wir noch nicht mal in Frankfurt!
Dann kam meine Mutter – und der Abend war gelaufen..

Ca. Drei Jahrzehnte später

Nachdem im Spätherbst des Jahres zuvor bereits zwei Fahrten, zunächst zur Heidelberger Straßenbahn (wegen den GT6-ZR), dann auch nach Ludwigshafen, reichlich schönen Trambahnbetrieb auf 1000mm zum fotografieren boten, sollte nun auch die Rhein-Haardt-Bahn etwas mehr 'zum Zuge' kommen.
Das es dort durchaus schon schwierig werden würde, Straßenbahn im Straßenbahn-Farbton (Creme, Beige oder Elfenbein) zu fotografieren, hatte ich schon gemerkt. Vollreklame (das ist für mich das creme/türkis der Straßenbahn) hatte schon in verschiedenen Ausführungen Einzug gehalten und: neue Niederflurtriebwagen kamen auch schon vereinzelt zum Einsatz.

Das es sich bei der RHB um eine nach der >Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung für Schmalspurbahnen< konzessionierte Eisenbahnstrecke handelt, ist auf den ersten, flüchtigen Blick nicht zu erkennen. Nach Einstellung des Güterverkehrs im Jahr 1959, sind die hier verkehrenden Fahrzeuge eigentlich Straßenbahnen die eher den Eindruck unterstreichen, es handele sich um eine Überlandstraßenbahn. Die Fahrzeuge (auch die extra dafür vorgehaltenen Reservetriebwagen der Ludwigshafener Straßenbahn) müssen jedoch mit Dreilicht-Spitzensignal, Sifa und Horn ausgerüstet sein.

Im Jahr 1959 erhielt die RHB zwei Gelenktriebwagen von der Düsseldorfer Waggonfabrik (DÜWAG), die denen an viele andere Betriebe gelieferten Wagen ähnelten, jedoch eine andere Tür- und Fensteranordnung aufwiesen (TW 1123 und 1124). Passend dazu wurden sechsachsige Gelenkbeiwagen (1217 und 1218) geliefert, die in Konstruktion und Dimension den Triebwagen entsprachen. Diese waren und blieben für Deutschland einzigartig. Zwei weitere, identische Züge (1011+1051 und 1012+1052) kamen nach Ludwigshafen.
Vier Jahre später wurden nochmals sechs dieser Gespanne (1013+1053 bis 1018+1058) geliefert.
Nach dem DÜWAG-Baukastenprinzip entstanden wiederum vier Jahre später fünfteilige Gelenktriebwagen mit 38,5 m Länge, die bis Mitte der 90er Jahre als längste Straßenbahnwagen der Welt galten.

Die beiden letztgenannten Fahrzeugversionen waren also das 'Markenzeichen' der RHB für dreißig Jahre. Da deren Ablösung bereits beschlossene Sache war, intensivierte ich mein Vorhaben merklich, dort noch einige schöne Landschaftsaufnahmen, mit Straßenbahnen, zu machen.

Die Wetterlage am (freien) 2. Mai lud geradezu zu einem Foto-Ausflug ein, der allerdings nicht ganz so früh gestartete wurde. So begann der Fototag um kurz nach elf im Depot der Rhein-Haardtbahn in Bad Dürkheim.





Von der aus Ludwigshafen kommenden Strecke verläuft nur das letzte Viertel der RHB-Strecke durch Weinanbaugebiet und davon nur der wirklich allerletzte Teil, östlich von Bad Dürkheim, führt dann auch durch Wein'berge'. Zwischen Oggersheim -dem eigentlichen Ortsende von Ludwigshafen- und Ellerstadt ist eher normaler Landwirtschaftsbetrieb zu finden. Aber das Gelände steigt, obwohl es eher einen Flachlandcharakter zu haben scheint, stetig in Richtung Pfälzer Wald an. Was aber optisch kaum bemerkt wird. Und ab Ellerstadt -über Gönnheim und Freidelsheim- fährt man dann nur noch durch Weinanbaugebiet.



Die Ortsdurchfahrt in Ellerstadt und das Reststück in Bad Dürkheim, ab der Unterführung der DB-Strecke nach Grünstadt, sind eingleisige Streckenabschnitte. Von den Stationen Ellerstadt Ost (mit Gleisdreieck) nach West befährt die Bahn die nach ihr benannte Bahnstraße, die im Kreuzungsbereich mit der Georg-Fitz-Strasse (L 526) leicht verschwenkt ist.





Vielleicht ist es nicht so bekannt, aber die Pfalz ist seit 2008, trotz der vielen anderen hier angebauten Rebsorten, mit über 5400 Hektar zum der Welt größten Riesling-Anbaugebiet geworden. Darüber hinaus sind 40% der gesamten Anbaufläche 'Rot': diese Rotweine erreichen eine überragende Qualitätsstufe, allen voran der Dornfelder, der neben Spätburgunder und Portugieser zu den Spitzen-Rotweinen aus Deutschlands größtem Rotweinanbaugebiet zählt.
Genug erzählt: einfach probieren ! Vielleicht vorher noch schnell nach einem Lagerplatz im Keller Ausschau halten..

















Durch die nachmittags im Berufsverkehr zusätzlich verkehrenden von der BASF in Ludwigshafen kommenden und in Bad Dürkheim endenden Leistungen, konnte fast jeder Fotopunkt 'abgearbeitet' werden: die Züge sind einfach herrlich ins Abendlicht gefahren. Dummerweise hab ich den morgentlichen Berufsverkehr leider nie fotografiert. Der bringt die Züge zu einem 'Tagesaufenthalt' wieder nach Ludwigshafen zurück.











Wie gut die Silhouette des Pfälzer Waldes (dessen vorderer Teil 'Haardt' heißt) in den Morgenstunden zur Geltung kommt, war schon oben zu sehen.
Mit dieser Aufnahme am späten Nachmittag, bei dem die bis zu 500m hohen Bergspitzen sich gut sichtbar abheben, möchte ich für heute schließen.




mit vielen Grüßen
Peter Bäuchle