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[US] (halb)Rundreise durch das Land von Mickey Mouse, Teil 5: Canyons & Phoenix (624 Klicks)

20. Juni 2022 20:15
Mahlzeit,


hiermit möchte ich meinen USA-Reisebericht um einen fünften von voraussichtlich sieben Teilen ergänzen.

Die bisherigen Teile sind hier zu finden:

1: [bit.ly]
2: [bit.ly]
3: [bit.ly]
4: [bit.ly]


Auch dieser Teil wird wieder etwas weniger bahnlastig, dennoch wieder nicht „bahnfrei“ sein.

Nach der zweitägigen Las Vegas-Erfahrung wollten wir uns nun wieder der spektakulären Natur des Landes zuwenden.
Nicht jedoch, ohne vorher einzukaufen. Da sich bei all dem Erlebbaren nie die Zeit gefunden hat unsere Kleidung zu waschen, deckten wir uns nochmal ausgiebig mit Klamotten ein. Und die sind in den USA relativ preisgünstig zu haben.

Getankt haben wir in Las Vegas auch nochmal. Immerhin lag hier der Spritpreis gut 50 % unter dem in San Francisco.

Wir hatten nun eine lange Fahrt zum Bryce Canyon in Utah vor uns. Der Weg dorthin sollte uns noch durch ein Stück Arizona führen.

Was sich für unser Zeitbudget jedoch noch einmal negativ auswirkte, war der Umstand, dass Utah wieder in einer anderen Zeitzone liegt, dort also schon eine Stunde früher(TM) die Öffnungszeiten enden.
Zudem war auch noch Sonntag. Dieser für uns Deutsche sehr limitierende Faktor soll in den USA, selbst im hochchristlichen Utah, nicht weiter stören. Die Geschäfte sind in der Regel an allen Tagen geöffnet; ein Umstand, den ich sehr begrüße.

Da jedoch das Essen in der Gastronomie für Fahrtage wie diesen oft nicht möglich war, wollten wir uns noch etwas mit Futter auf die Hand ausstatten und steuerten einen Supermarkt an.


Zwischenzeitlich haben wir auch schon die Erfahrung gemacht, dass Safeway eher teuer ist, insbesondere, wenn man keine Mitgliedskarte hat, Target preislich ganz okay ist und Walmart eigentlich alles und das zu attraktiven Preisen hat.

Auf Google Maps entdeckte ich dann einen „Food Discount“ mit dem Namen „Boomers“. Das versprach doch günstige Preise. Und so war es dann auch.
Vorstellen muss man sich die Bude etwa wie einen Aldi vor 50 Jahren mit Verkauf von Paletten und aus Kisten. Und Scannerkassen gab es auch nicht.
Allerdings war auch das Angebot sehr begrenzt. Frische Sachen gab es gar nicht.
Aber etwas Schokolade, Wasser, Kekse und sogar eine Tube Sonnencreme konnten wir für nur 50 ct. erwerben.

Für den Rest mussten wir noch anderweitig einkaufen. Über die wirklich sehr niedrigen Preise bei Boomers haben wir uns dann erstmal nicht weiter gewundert, bis ich die Packung mit den Keksen öffnete und mir ein widerlich-beißender Weichmachergeruch entgegenkam. Auch die Sonnencreme roch nicht gerade gut.
Bei genauerem Hinsehen stellte sich heraus, dass das Zeug teilweise über ein Jahr bereits abgelaufen war. Nun gehöre ich nicht zu denen, die alles wegwerfen, nur weil das Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist, aber diese Waren waren definitiv ein Fall für die Tonne.



Am Nachmittag erreichten wir dann Bryce Canyon. Der Eintritt beträgt 35 $ je Fahrzeug, unabhängig von der Besetzung.







Ein Grund, weshalb ich Wandertouren per se lieber mit dem ÖPNV mache, von meinem Unwillen Auto zu fahren ganz abgesehen, ist dass man nicht zu dem Punkt zurücklaufen muss, an dem man gestartet ist.
Nun sind Wandertouren mit ÖPNV in den USA leider nicht wirklich angesagt, doch begegnet man diesem Problem so, dass man sein Fahrzeug im Nationalpark abstellen kann und innerhalb der Parks Busse verkehren.
So ist der Bryce Canyon perfekt mit Bussen erschlossen, die auf einer Straße im Hinterland des Rimtrails verkehren. Diese Busse sind kostenlos und kommen etwa alle 10 Minuten.

Da wir schon relativ spät dran waren, sind wir mit dem Bus zum weitesten Punkt hinausgefahren, um zurückwandern zu können. Wohl wissend, dass wir zwischenrein nicht mehr auf den Bus können, da der letzte schon um 20 Uhr fährt.






Wir starteten mit dem Rimtrail, der eine atemberaubende Sicht in den Canyon bot. Und etwas Abseits der Bushaltestellen und Parkplätze war das ganze auch sehr entspannt und alles andere als überlaufen.






An einer Stelle konnte man sogar in den Canyon hinabsteigen und einen Rundgang machen.








Der Blick von Unten, der diese „Zapfen“ aus der Nähe zeigt, ist unbedingt zu empfehlen!









Am nächsten Tag stand dann der ungleich berühmtere Grand Canyon auf dem Plan.
Also suchten wir uns eine Bleibe etwa auf halbem Weg und wurden in Kanab fündig, wo es ein „Hüttenhotel“ gab. Hier ein Bild bei unserer Abreise am nächsten Morgen.
Von hier an sollten wir eine erneute weite Fahrt vor uns haben. Was das ganze wieder etwas entspannte, war der Umstand, dass der Grand Canyon in Arizona war, was bedeutete, dass wir zeitzonenbedingt eine Stunde dazu bekommen haben.







Schon bei der Anfahrt auf den eigentlichen Park boten sich immer wieder spektakuläre Aussichten.
Aber wer nun denkt „alles schön und gut, aber mit Eisenbahnen hat das nichts zu tun“, der irrt….








Es gibt tatsächlich eine Eisenbahn, die durch den Nationalpark bis direkt an den Canyon fährt!
Und zwar die Grand Canyon Railway, die von Willams aus verkehrt.
Leider war das nicht ganz unsere Richtung, sonst hätte ich natürlich auf einer Mitfahrt bestanden. Immerhin stand bei unserer Ankunft die Abfahrt zurück nach Williams etwa eine Stunde bevor, sodass ich zumindest noch ein Bild des Zuges im schönsten Sonnenlicht machen konnte.









Am Ende des Bahnhofsbereichs stand noch eine Diesellok älterer Bauart abgestellt.
Offenbar fährt man auf der Strecke zu einzelnen Anlässen auch mit Dampf.









Blick von oben in den Canyon hinunter.
Vom Vortag wissend, dass es von unten oft noch spektakulärer wirkt als von oben, haben wir uns bevor wir den Rimtrail nahmen in den Canyon hinunterbegeben.






Doch wir sollten gewarnt sein….


Tatsächlich hätte man bis ganz runter gut 5 Meilen laufen müssen. Schon bergab haben wir bis zur 1.5-Meilen-Wasserstelle mehr Zeit gebraucht als gedacht, sodass wir nach ca. 2 Meilen wieder umgekehrt sind. Und im Gegensatz zum Bryce Canyon gab es hier nur einen Weg, sodass man den gleichen Weg, den man runter ist, wieder hoch musste.






Wieder oben angekommen bestiegen wir einen der Busse, um entlang des Rimtrails zum Auto zurückzuwandern.
Auch hier sind die Busse kostenlos und verkehren auf gleich mehreren Linien. Das Angebot ist besser als in mancher amerikanischen Großstadt.



Abschließend noch einige Eindrücke vom Grand Canyon:












Nach unserem Besuch beim Grand Canyon stand für die überübernächste Nacht eine Übernachtung in einem historischen Airstream-Wohnwagen in Joshua Tree an, die meine Freundin als AirBNB buchen konnte. Also waren noch zwei Nächte zwischenrein zu verbringen. Daher haben wir geschaut, was man von in ca. 2-3 h Fahrentfernung vom Gand Canyon aus in südlicher Richtung finden konnte.
Dabei sind wir auf Cottonwood gestoßen, wo wir die nächste Nacht in einer Art Motel verbrachten, bei dem man mit dem Auto bis ans Zimmer heranfahren konnte.

Dummerweise hatten wir bei der Buchung vergessen darauf zu achten, dass wir eine 24-Stunden-Rezeption benötigen. Da wir zum Glück rechtzeitig darauf kamen, dies noch einmal zu prüfen, stellten wir fest, dass die Rezeption um 21 Uhr schließt, während wir frühestens um 23 Uhr ankommen würden.
Das Hotelpersonal war so freundlich uns die Zimmerkarte unter die Fußmatte zu legen, während sie uns die Zimmernummer telefonisch mitteilten.
Am nächsten Morgen folgten dann Check-in und -out in einem Zuge.









Am nächsten Morgen konnten wir um die Ecke beim Black Bear Diner ein ortsübliches Frühstück zu uns nehmen.








Auch eher zufällig entdeckte ich auf Google Maps die „Verde Canyon Railroad“. Zeitlich passte es hier leider auch nicht mit einer Mitfahrt, aber ich konnte herausfinden, dass die Abfahrt eines Zuges kurz bevorstand. Also legten wir unsere Route für die weitere Fahrt gen Süden über den Bahnhof und ich konnte noch schnell dieses Foto machen.
Bei weiterem Nachschauen im Internet sah ich, dass die Strecke sehr schön sein muss. Wäre definitiv was, was ich mir bei einem künftigen Besuch vornehmen würde.








Wir starteten unsere Tour erst abseits der großen Straßen, was uns so manchen schönen Ausblick bot.
An dieser Stelle hatte es einigermaßen Datennetz, sodass ich die nächste Unterkunft buchen konnte. Ziel für heute war Blythe, an der Grenze zwischen Arizona und Kalifornien








Etwa auf halber Strecke wechselten wir wieder auf die Interstate. Ich staunte nicht schlecht, als ich Schilder sah, die darauf hinwiesen, dass Radfahrer den Seitenstreifen nutzen sollen. Und das auf einer Autobahn bei ca. 130 km/h
Gesehen haben wir natürlich keine Radfahrer. Gerade im Bereich der Auffahrten stelle ich mir das sehr gefährlich vor.







Einen kleinen Abstecher machten wir noch in den Lake-Pleasant-Park, der jedoch im Bereich des eigentlichen Sees bisweilen etwas ungepflegt wirkte, ganz anders als die bisherigen Parks, die wir bereist hatten.
Etwas abseits bot sich dennoch die ein oder andere schöne Aussicht.






Und wenn wir schon in der Nähe waren, bot sich natürlich auch ein Abstecher nach Phoenix an. Die Stadt ist mit 1,6 Mio. Einwohnern die größte der USA ohne Bahnanschluss, obwohl zumindest die Gleise der Güterbahnen mitten durch die Stadt führen. Eine Rückkehr der Amtrak-Züge nach Phoenix ist jedoch vorgesehen.

Wir fuhren also von der Interstate ab und landeten erst einmal in einer großen Baustelle, die der Erweiterung der bestehenden Straßenbahn dient.
Unweit der Abfahrt befindet sich bereits ein großer P+R-Platz, wo wir unser Auto guten Gewissens abstellen konnten, trotz einiger dubioser Gestalten in der Umgebung.
Wohl auch aus diesem Grund sind die Parkplätze bewacht und zusätzlich mit Kameras versehen.
Der Wachmann ist zudem zur Reinigung der Bahnen zuständig, wenn diese die Endstation erreichen.

Für 4 $ kauften wir uns Tageskarten und der Fahrspaß in den sauberen und gut klimatisierten Bahnen des japanischen Herstellers Kinky Sharyo konnte beginnen.






Die Straßenbahn in Phoenix besteht seit 2008 und scheint gut nachgefragt zu sein. Immerhin wird sie gleich in mehreren Stadtbereichen erweitert.
Wir nutzten die Bahn für die etwa 30-minütige Fahrt in die Innenstadt. In der Innenstadt verkehrt die Bahn durch zwei Parallelstraßen im Richtungsbetrieb. Wir hatten sogar das Glück im Linksverkehr durch eine der beiden Straßen zu fahren, da die andere zu diesem Zeitpunkt zwecks Einbaus neuer Weichen gesperrt war.

Die Straßenbahn Phoenix bietet nicht die überragende Schönheit moderner französischer Systeme. Vielmehr sieht es aus, als hätten hier Deutsche gebaut. Viel Beton, wenig Herausragendes, Hochkettenfahrleitung.
Aber man muss sagen, dass es nicht besonders viel Stadtbild gibt, das durch eine andere Anlageform hätte aufgewertet werden können.
Darüber hinaus gilt festzuhalten, dass die Bahn zumindest überragend gut funktioniert. Die Bevorrechtigung funktioniert gut und die Züge müssen nicht außerhalb der Haltestellen stoppen oder irgendwo den MIV vorlassen. Wenn die Bahn kommt, wartet alles andere. So muss das sein!


Von Phoenix aus hatten wir dann noch gut 2-3 Stunden Fahrt vor uns bis Blythe




Am nächsten morgen hatten wir dann noch die Strecke bis Joshua Tree mit ca. 3 Stunde vor uns. Zwischenzeitlich stand noch ein Einkauf auf dem Programm.







Als wir starteten, schien der Tank noch gut gefüllt zu sein. Zwar hatte uns ein Mitreisender im Zug schon den Tipp gegeben „bei halbem Tank besser umkehren und Tanken“.
Doch die vor uns liegende Strecke sah auch weniger nach Prärie aus als das, was wir schon hinter uns hatten.
Allerdings sahen die Tankstellen dann so aus….

Und dann kam sie irgendwann: Die Anzeige „knapper Tank“. Fast schon panisch versuchten wir möglichst viel rollen zu lassen und schalteten die Lüftung aus. Klimaanlage haben wir eh nicht genutzt. Bis wir dann irgendwo im „Bordcomputer“ die Anzeige fanden, was knapper Tank nun wirklich heißt. Wir waren auf dieser Fahrt so gefahren, dass wir mit einer Gallone 38 Meilen weit gekommen sind. Und exakt eine Gallone hatten wir noch im Tank.
Die nächste Tankstelle sollte in 26 Meilen kommen. So knapp war es noch nie…
Und künftig sollten wir auf den Tankstand wohl besser achten.





Bis die AirBNB um 15 Uhr bezugsfertig war, suchten wir einen Walmart SuperStore auf, in dem es wirklich alles gab. Insbesondere das Cornflakes-Regal war gigantisch.
So deckten wir uns mit allem ein, was wir brauchten und vielem, was wir mit nach Hause nehmen wollten.






Zum Abschluss noch ein Bild unserer schön abseits gelegenen AirBNB in einem alten Airstream. Und davor gab es sogar noch einen kleinen Pool.
Innendrin gab es alles, was man brauchte, Dusche, PiBu, Bett, Küche. Dafür, dass das mal ein ganz normaler Wohnwagen war, war es sehr geräumig….


So viel für heute….


Im nächsten Teil geht es dann ins Southern California Railway Museum in Perris.

Bis dahin

Alla hopp!
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Tw237 20. Juni 2022 20:15



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