Potsdam Hauptbahnhof vor 14 Tagen (6 ergänzende Bilder) (555 Klicks)

Im April 1991 bin ich zum ersten Mal mit dem Auto in die Zone aufgebrochen, um die langsam sterbenden 118er zu fotografieren. Bei dieser Gelegenheit bin ich am Morgen des 09. April 1991 auch am Potsdamer Hauptbahnhof vorbeigekommen. Auf dem Bahnhofsvorplatz war viel Betrieb, und mindestens vier bis sieben Imbissbuden der "Neu-Kapitalisten" warben um Kundschaft. Meist handelte es sich aber um Mikrowellenfraß á la "Heiße Hexe" (gibts das noch?) - geschäftstüchtige Wessis hatten den unerfahrenen Ossis weisgemacht, man könne richtig viel Geld mit Essen machen, selbst dann, wenn es nicht schmeckt.

Über die ausgedehnten Gänge des Empfangsgebäudes gings nach oben.

Am Bahnsteig hielten die "Sputnik"-Personenzüge, die auf dem Berliner Außenring verkehrten. I.d.R. waren das Wendezüge aus BR 243 und Doppelstock-Einzelwagen in der bordeauxrot/beigen "Hauptstadt-der-DDR"-Farbgebung. Auf den Gütergleisen war ebenso viel Betrieb, Taigatrommel 120 036 des Bw Hagenow Land überholt den wartenden Sputnik:



Schnellzüge gabs auch noch, sehr überrascht wurde ich aber von der fabrikneuen Knödelpresse 230 007, die erst fünf Tage zuvor von der Reichsbahn abgenommen worden war. Was für eine schöne Garnitur, mit richtigen Sitzwagen mit Fenstern zum öffnen, einem Mitropa-Speisewagen und einem Postwagen:



Die 132 231 des Bw Halberstadt wartete am Bahnsteig auf die Abfahrt:



Die Gleise am unteren Bahnsteig waren noch nicht elektrifiziert. Von hier aus hatte man nach der Offnung des "Schutzwalls" relativ kurzfristig eine Verbindung in den Westen eingerichtet; wenn ich mich recht erinnere fuhren die Wendezüge nach Berlin-Wannsee. Dafür nutzte man vier-und fünfteilige Doppelstockeinheiten und vierachsige 118er des Bw Berlin-Ostbahnhof. Die 118 548 war zuvor eine der Loks für Honnis Regierungszug gewesen:



Fast exakt vor zwanzig Jahren - am 06. August 1992 - war ich nochmal da. Die vierachsigen 118er (nach der Umzeichnung zum Jahreswechsel 1991/1992 dann 228er) waren schon verschwunden, aber vereinzelt war die sechsachsige Ausführung noch da. Am unteren Bahnsteig wartete die 228 721 des Bw Jüterbog zur Fahrt in ihre Heimatstadt, während oben gerade die letzte 155 vorbeikam:



Auch oben gabs noch eine einzige 228-Leistung; aus dem Norden kam 228 731 des Bw Neustrelitz. Sie hatte einen Zug frisch modernisierter Halberstadter Wagen dabei:



Schon 1992 konnte man ahnen, wie es mit dem Bahnhof abwärts ging. Die Fahrgastzahlen hatten rapide abgenommen, die Anzahl der Reisezüge und besonders die Länge der Reisezüge war viel geringer geworden, und von den vier bis sieben Imbissbuden war nur eine geblieben. Seither bin ich nicht mehr dort gewesen.

Und fragt mich bitte nicht nach Straßenbahnbildern aus jener Zeit. Ich habe keine gemacht. Und urige Obusse gabs damals auch noch. Allerdings immer gerade außer Betrieb, wenn ich dort war. Aber eh egal, ich hätte sie sicher ignoriert ***grmbl***

Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 09.08.12 07:57.