Reif für die Insel: (Straßen-/Stadt-/Eisen-)bahnen in England - Teil 2a (mB) (847 Klicks)

Morsche,

nun melde ich mich zurück mit Teil 2 des Englandberichts, der vom dritten Reisetag handelt.

Am morgen beschlossen wir zu Fuß in die Stadt zu gehen, um einige Straßenbahnfotos zu machen. Zur Einführung ins britische Straßenbahnwesen sei erwähnt, dass man in UK schon recht früh damit begann sämtliche Betriebe einzustellen.
Ein Grund, warum sich die Straßenbahn weniger behaupten konnte war wohl, dass Beiwagenbetrieb über kurze Testphasen nicht hinauskam und man Solowagen, die ja keinen Kapazitätsvorteil zum Bus haben recht einfach durch diesen ersetzen kann.
Schade eigentlich. Wäre es nicht geil, Gelenkniederflurwagen in doppelstöckiger Bauart einzusetzen? Selbst wenn dies mit dem Nachteil verbunden ist, dass das Oberdeck dann nicht niederflurig wäre.

Wie dem auch sei, mit Glasgow stellte 1962 der vorletzte Betrieb seine alte typisch britische Straßenbahn mit Doppeldeckern ein. Nur Blackpool überlebte als Altbetrieb bis heute.

Schon im Laufe der 80er Jahre entdeckte man in UK wieder die Straßenbahn für sich und begann an neuen Netzen zu planen.



Die Straßenbahn in Manchester war 1992 der erste neue Trambetrieb, der dann auch in Betrieb ging. Durch die Nutzung von alten Eisenbahntrassen und wohl auch durch die zur Planungszeit noch nicht sehr weite Niederflurtechnik hat man sich für ein Hochflursystem entschieden.
Meines Wissens das einzige hochflurige Straßenbahn(!)System in Europa, das nicht aus irgendwelchen abgehobenen und nie realisierten Stadtbahnplänen resultiert, sondern von vorneherein so geplant war.

Hier fädelt ein Tw am alten Zentralbahnhof, der heute eine Eventhalle ist, in die Stadtstrecke ein.




Im Gegensatz zu ihren Kölner Geschwistern machen die Kisten mit ihren ganz heruntergezogenen Schürzen einen geschmeidigeren Eindruck, was zu einer besseren Stadtbildverträglichkeit führt.





So reizvoll dieses System auch ist, die Anlage von Hochbahnsteigen in Innenstadtbereichen ist immer schwierig.





An anderen Stellen klappte das schon besser.





Durch die Umgestaltungen am Bf. Vicky wurde stellenweise eingleisig gefahren






Umgestaltungen am Bahnhof






der Ticketschalter im viktorianischen Stil, was sonst. Man beachte auch die Streckenkarte im Hintergrund.






So solls mal aussehen.





Auch eine Art sich das Fundbüro zu sparen.






Von Piccadilly kamen wir in die Stahlstadt Sheffield, die 1997 durch den Film "Ganz oder gar nicht" Weltruhm erlangte.
Die Straßenbahn fährt hier hinter dem Bahnhof ab und wurde 1994 eröffnet.





Die Fahrzeuge stammen alle noch aus der ersten Lieferung und wurden bei Düwag in Düsseldorf gebaut.





Blick von der Bahnhofsbrücke Richtung Innenstadt. Zu sehen ein Fahrzeug in der Hausfarbgebung des Betreibers Stagecoach.





Aufgrund von Bauarbeiten war zum Tag unseres Besuchs das halbe Netz außer Betrieb. Deshalb setzten die Bahnen bereits an der Kathedrale um.
Die Tageskarte für die Tram ist mit 4 Pfund (ca. 5,80€) relativ günstig. Zu erwerben ist sie beim Schaffner im Zug.




In Meadowhall besteht Übergang zur Eisenbahn.




Außerhalb ist die Tram oft unabhängig trassiert und verkehrt mit 80 Km/h auf Sicht.
Zu sehen ist hier übrigens ein Wagen im Traditionsfarbschema der 1960 eingestellten alten Straßenbahn.





Kreuzung zweier Bahnen im aktuellen Lackschema.





Was bei den getakteten Anzeigen nur bei genauem Hinsehen auffällt ist das Fehlen von Liniennummern. Im Gegensatz zu Nottingham oder Manchster hat man in Sheffield Buchstaben vergeben. Hier ein Zug der Linie B wie blue line, Bild 16 zeigt zwei Züge der Linie Y, wie yellow line.





Die kurze Stichstrecke zum Herdings Park wird nur alle 30 min bedient. Ansonsten herrscht ein 10er Takt.






Blick in den Innenraum. Das komfortable Interieur erinnert etwas an einen Stuttgarter Stadtbahnwagen.







Interessant auch die große Höhe der Fahrleitung. Vielleicht hält man sich die Option für Doppeldecker ja offen :-)






In kurvenreichen Strecken windet sich die Straßenbahn durch das hüglige Sheffield.
Als ich dabei stand dieses Foto zu machen, zuckte ich zusammen als ich ein übermenschlich lautes "Kumm her!" ertönen hörte. Ungefähr so wie das meiner Mutter, wenn ich als Kind zu nah an irgendwelche Gleisanlagen o.ä. kam. Schließlich hatten weder ich, noch sie einen „Ausweis“, der uns das gestattet hätte :-)
Doch erst nach mehrfachem Drehen und Wenden erkannte ich einen Vicky Pollard-Verschnitt, der in feinstem Yorkshire-Monnemerisch seinen Hund erzog und wahrscheinlich "come here" meinte :-)



Anschließend sind wir nach Nottingham weiter gefahren zu Robin Hood . Davon berichte ich dann in Teil 2b