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Geburtstag unterm Damoklesschwert: 62 Jahre Tw 62 (mB) (1879 Klicks)

28. September 2014 00:23
Hallo,

vor genau 62 Jahren ging der heutige Triebwagen VBL 62 in Betrieb, damals noch unter seiner ersten Nummer, 153, der Verkehrsbetriebe Mannheim-Ludwigshafen. Grund genug mal auf die vergangenen 62 Jahre 62 zurückzublicken und einen Blick in die Bilderkiste zu werfen.



Vorerst mal einen Blick auf die Übersichtszeichnung:



Technisch gesehen ist der Verbandstyp II eine technische Besonderheit des Unbesonderen. Während die Fahrzeugtechnik im Ausland, insbesondere in den USA oder Italien bereits in den 20er und 30er Jahren große Fortschritte gemacht hat, die in den Peter-Witt-Wagen, den Stanga-Gelenkzügen und dem besonders innovativen stromlinienförmigen PCC-Wagen mündeten, ist man in Deutschland stehen geblieben.
In der Nachkriegszeit hatte man nicht nur einen großen Entwicklungsrückstau und die Notwendigkeit relativ schnell große Anzahl einfacher und robuster Fahrzeuge zu liefern.
So muteten diese Fahrzeuge schon bei ihrer Erscheinung urig an. Dennoch waren sie ein wichtiger Schritt der Modernisierung, gerade wenn man an Betriebe wie Mannheim denkt, deren Fahrzeuge (Bj. 1900-1942) mehr so auf dem Entwicklungsstand von 1910 waren.





Aufgrund des Alters und der Durchreichungen durch viele Hände, weiß ich bei den meisten Bildern natürlich nicht von wem sie sind. Sollte hier jemand in seinem Urheberrecht verletzt fühlen, nehm ich das betreffende Bild raus. Alle die nicht betroffen sind, aber sich gerne aufrgeben (solls ja geben) bitte wegschaun ;-)





Als er 1952 bei der Waggonfabrik Rastatt gebaut wurde, hatte er so in etwa dieses Lackschema, das die Mannheimer Straßenbahn ab ca. 1920 nutzte. Oben weiß und unten beige mit Nummern in Schattenschrift.
Er gehörte zur ersten Serie von Verbandstyp II-Triebwagen, die die Verkehrsbetriebe Mannheim-Ludwigshafen beschafften. Aufgefallen ist diese durch die vier Teleskopschiebetüren, während die jeweils vordere Tür der Folgeserien nur einen Türflügel hatte.




Hier eine Aufnahme aus der Anfangszeit. Er rückt gerade aus dem Btf. Collinistraße auf die Linie 16 aus, vermutlich auf die Rheinau.
Wie auch später bei den Düwag-GT6 war Mannheim-Ludwigshafen mit weitem Abstand der größte Beschaffer von Fahrzeugen dieses Typs, was ihn als erstes Nachkriegsfahrzeug sehr prägend machte für Stadt und Betrieb.

Kleiner Exkurs: Egal ob Falkenried, andere Holzwagen, Verbandstyp, Düwag oder GTN: In Mannheim beschaffte man immer sehr große Serien eines fast identischen Wagentyps über Jahre oder Jahrzehnte. Dadurch hatte man, beispielsweise im Vergleich zu Heidelberg, einen weniger bunten Fahrzeugpark (für so manchen Fuzzi machte das HD dann interessanter). Auf der anderen Seite hätte man es, wäre man in Mannheim traditionsbewusster gewesen, sehr einfach gehabt einen repräsentativen Fuhrpark historischer Wagen aufzubauen mit vergleichsweise wenigen Exponaten. Heute ist von alle dem nur noch wenig übrig. Aber fast von allem was. Hier mal ein paar Brocken, da ein Fahrwerk,...usw....









Der Paradeplatz auf einer Postkarte zu Beginn der Wirtschaftswunderzeit. Verbandstyp mit Brezelfenster. Zu dieser Zeit war dieser Wagentyp bereits Stadtbildprägend. Stilistisch passt er gut zu der schlichten 50er-Jahre-Architektur, die die Mannheimer Innenstadt noch bis heute dominiert.







Ob das hier unser 62 ist kann ich natürlich nicht sagen. Zumindest ist es einer seiner Erstserienbrüder. Im Hintergrund noch die Reste des alten Kaufhauses, die 1965 beseitigt wurden.







Hier einmal Bruderwagen 152 an der Endhaltestelle Diffenéstr..
Der Innenraum hatte einen Holzfußboden und hatte eine Bestuhlung aus Durofol-Schalen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Verbandstyp-II-Bauarten hatten sämtliche Mannheimer Verbandstypen keine Schiebetüren an den Plattformtrennwänden. Das lässt sich auf dieser Aufnahme ganz gut erkennen.







Eine ganz besondere Rolle kommt hier dem erst ein Jahr alten Wagen zu. Er war der Eröffnungszug der neuen Streckenführung auf die Rheinau. Während man anderswo Strecken ganz stilllegte, baute man hier eine komplette Strecke durch den Rheinauer Ortskern neu. Dafür gab man die ungünstig zur Bebauung liegende Strecke durch die Rhenaniastraße auf.







1960 trat unsere heutige BOStrab in Kraft. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Erscheinungsbild wieder etwas gewandelt. Die Anpassungen waren bei diesen recht neuen Fahrzeugen nichts besonderes. Das Augenfälligste dürfte sein, dass man statt des einen Rücklichts nun ein Rück- und ein Bremslicht unterhalb es Scheinwerfers hatte.
Die Lackierung und die Beschriftung fällt auch einfacher aus. Statt der Lackierung in Beige/weiß nutzt man nun einen Komplettanstrich in Hellelfenbein.






In dieser Zeit ist er auch an der Endhaltestelle Diffenéstraße zu sehen. Es war damals die Endhaltestelle der Linie 5, die später noch zum Inbegriff für den Einsatz alter Fahrzeuge werden sollte. Noch heute identifizieren viele Mannheimer und Ludwigshafener historische Fahrzeuge mit genau dieser Linie, der "alten 5er". Meine Eltern erzählten mir auch schon Früh von der "alten 5".







Mit der Betriebstrennung von Mannheim und Ludwigshafen kam TW 153 nach LU, wo er seine heutige Nummer, die 62 erhielt. Mit der Zeit bekam er auch einen Neuen Lack in Beige mit rotem Zierstreifen.






Hier ist er noch im Mannheimer Lack, aber schon mit Ludwigshafener Nummer im Btf. Luitpioldhafen zu sehen.






Sein letztes Einsatzgebiet waren die Linien 18 (Oppau-Rheingönheim) und 5 (E-Werk-Rheingönheim) Hier fotografierte ihn Günter Rudnicki bei Auffahrt auf den Viadukt. Darüber entsteht gerade die Hochstraße.







Hier ist er auf der Linie 5 zu sehen, in Farbe. Auch dieses Foto stammt von Günter Rudnicki










Mit Aufgabe der Strecke durch die Rheingönheimer Hauptstraße benötigte man keine Zweirichter mehr. So endeten die meisten seiner Geschwister auf dem Schrott.
Neben ihm überlebten noch die Wagen 59 und 76. Sie kamen ins Viernheimer Museum und fielen bei dessen Auflösung leider dem Schneidbrenner zum Opfer. In Mannheim hatte sich der Wagen 298, wie 76 ein Zentralfahrschalterwagen, noch in Top-Zustand bis 1997, eher er auf dem Luzenberg verschrottet wurde.






Tw 62 tat noch als Arbeitswagen weiterhin seine Dienste. Hier fotografierte ihn Günter Rudnicki mit Besuch aus Mannheim 1974 auf dem Viadukt kurz vor dessen Schließung.










In den Jahren 1978-80 veränderte er sein Aussehen am stärksten. Er wurde in der ZWM zum Schleifwagen umgebaut und blieb so bis etwa 2004 im Einsatz.







In diesem Zustand fotografierte ihn Kurt Schutti mit dem PDH am TdoT bei VBLu.








Nach seiner Abstellung hat er etwas gelitten. Da aber schon aus wesentlich weniger ein ansehnliches historisches Fahrzeug wurde/wird (man Erinnere an Potsdam 9 ) oder an den Stuttgarter Gartenschauwagen ), sollte das keine Unmöglichkeit darstellen.
Ich spare schon und hoffe unterdessen, dass die Kiste noch so lange lebt, bis ihr die Kohle zugute kommen kann.

Nach der Veschrottung der Wagen 237 und 1307 vor einigen Jahren ist der Wagen 62 nun der letzte noch erhaltene Zweiachser der Straßenbahn in Mannheim und Ludwigshafen. Es wäre schön, wenn es gelänge dieses kleine Fahrzeug mit seiner interessanten Geschichte auf Dauer zu erhalten.



alla hopp
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Tw237 28. September 2014 00:23

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Frieder Schwarz 28. September 2014 08:00

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Tw237 03. Oktober 2014 12:24

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jo-ke 28. September 2014 08:55

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DerFrankfurter 28. September 2014 13:15

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Führerbremsventil 28. September 2014 14:20

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Fabegdose a.k.a. Dr. Düwag 28. September 2014 17:59

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Führerbremsventil 28. September 2014 19:32

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Der Regenleisten 0 305 29. September 2014 21:12

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Tw237 03. Oktober 2014 12:32

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Führerbremsventil 03. Oktober 2014 19:02

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Hummelchen 03. Oktober 2014 21:12

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Der Regenleisten 0 305 03. Oktober 2014 23:06

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Führerbremsventil 04. Oktober 2014 11:20

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Tw237 04. Oktober 2014 11:49

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Hummelchen 04. Oktober 2014 11:56

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Führerbremsventil 04. Oktober 2014 17:22

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Tw237 03. Oktober 2014 12:26

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1-er 29. September 2014 11:25

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Fotofuzzi 29. September 2014 20:32



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