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Fixe Idee - zum Plattensee (Teil 1/3, 20 Bilder) (868 Klicks)

26. August 2021 11:28
Mahlzeit,

und willkommen zu einem ziemlich aktuellen Reisebericht.
Er gliedert sich in drei Teile - Link zu >>> Teil 2 <<< und >>> Teil 3 <<<



Relativ regelmäßig veranstaltete die ungarischen Eisenbahn MÁV mit ihrer Unterabteilung MÁV-Nostalgia in den vergangenen Jahren ein oder mehrere "Retro-Wochenenden" am Nordufer des Plattensees (Balaton). Schon im vergangenen Jahr wollte ich daran teilnehmen - Fahrkarten, Unterkunft und Mietwagen waren schon gebucht. Leider war ich kurzfristig erkrankt (nein, kein Covid) und mein Arzt riet mir im Jar 2020 am Morgen dringend davon ab, am selben Abend noch nach Ungarn zu fahren, ich habe mich damals an seinen Rat gehalten.


Leider wurde am Nordufer des Plattensees, zwischen Szabadbattyán und Balatonfüred, damals fleißig elektrifiziert. Und so hatte ich wenig Hoffnung, dass ich noch einmal die Gelegenheit bekäme, auf der schönen, eingleisigen und nicht elektrifizierten Strecke alte ungarische Diesel- oder gar Dampfloks zu fotografieren. Ab 1. April 2021 wurde auch damit begonnen, den bisherigen Unternehmensteil "MÁV-Nosztalgia" aufzulösen und in die neue Firma "MÁV Rail Tours" überzuleiten. Noch vor einigen Wochen habe ich bei meiner Suche auf der Webseite der MÁV nichts über ein Nostalgiewochenende im Jahr 2021 gefunden.

Dank eines guten Tipps (danke!) wurde ich aber knapp zwei Wochen vor dem Event doch noch über die bevorstehende Veranstaltung informiert. Der mit den Nostalgiezügen befahrene Streckenabschnitt war zwar gegenüber 2020 deutlich eingekürzt worden, aber dafür wurde fast jeder Zug tagsüber historisch bespannt.

Wie immer gab es recht konkrete Daten im Internet (man musste nur an der richtigen Stelle suchen), die entsprechenden Kursbuchseiten waren ebenfalls online abrufbar. Zufälligerweise hatte ich schon Monate zuvor gemeinsam mit meiner Frau für den an das betreffende Wochenende angrenzenden Freitag frei genommen. Wir entschlossen uns kurz für einen Spontantrip zum Balaton - Hinfahrt in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, dort zwei Übernachtungen und Antritt der Rückfahrt am Sonntagnachmittag, wiederum mit einer Fahrt über Nacht. Die Arbeitszeit am Montag mussten wir noch ein wenig nach hinten verschieben, das war aber kein Problem. Auf einen Mietwagen haben wir verzichtet, stattdessen besorgten wir uns Balatón-72-Stunden-Tickets.





Beginnen wir am Anfang. Es war Donnerstag, der 5. August 2021. In Mannheim waren gerade erst neue Zuganzeiger installiert worden. Zu deren besseren Schutz hatte man die Transparentfolie einfach draufgelassen:






Der ICE 613 verließ Mannheim pünktlich um 19:31 Uhr und erreichte München Hbf leicht vor Plan um 22:24 Uhr. Es handelte sich um den 412 055, also einen ICE4. Das 1.-Klasse-Upgrade, das uns die DB kurz vor der Reise zum günstigen Preis angeboten hatte, haben wir gerne wahrgenommen. Zumindest hat man in der Först Klass einigermaßen Platz für die Beine und es sind ordentliche Armlehnen an den ICE4-typischen Foltersitzen angebaut. Ankunft in München:






Nebenan stand die 103 222 der Firma Schienenabenteuer mit einem Rungenwagen und einem DomeCar und erinnerte an bequemere Reisekonzepte:






Während des Wartens auf unseren Nachtzug entdeckte ich am Nebengleis ein kleines rotes Fahrzeug einer aussterbenden bzw. auswandernden Gattung. Keine 118er, keine 144er oder 141er im Abstelldienst, so wie ich das in Erinnerung hatte...
...aber man wird ja genügsam im Alter






Im 4er-Abteil des ungarischen Liegewagens waren eine junge Frau und ihr fünfjähriger Sohn auf dem Weg zum Opa unsere Begleiter. Der Morgen verlief unterhaltsam, sie konnte uns ein paar Tipps geben und wir konnten uns mit der Information revanchieren, dass der Zug in Budapest-Kelenföld hält und die beiden daher nicht bis in die Innenstadt durchfahren müssen. Ausstieg kurz nach 9:00 Uhr in Kelenföld:






Das Wetter war perfekt. Der Liegewagenschaffner hatte zwar einen kleinen Kaffee und einen süßen Keks serviert, aber in einer Bäckerei vor dem Bahnhof gab's dann nochmal Kaffee und mit Mohn gefüllte Gebäckteilchen:






Fahrkartenschalter und Geschäfte sowie der Zugang zur "grünen" Metrolinie 4 befinden sich heute in der breiten Unterführung, die zu den Bahnsteigen führt. Das alte Bahnhofsgebäude wird nicht mehr für den Fahrgastbetrieb genutzt:






Nebenan endet die Straßenbahnlinie 49, während die Linie 1 in einiger Entfernung ihre Haltestelle hat:





Wir hatten ausreichend Aufenthalt einkalkuliert, um zu frühstücken und zwei Balaton72-Stunden-Tickets zu kaufen. Ich hatte mir zwar zuhause extra die Äpp der MÁV heruntergeladen, aber den Kauf dieser Fahrkarten trotzdem nicht hingekriegt. Am Schalter war's kein Problem.

Unser Zug war der IC 19704, der wie die meisten IC auf dieser Linie den schönen Namen "Kék Hullám" ("Blaue Welle") trug. In Balatonfüred wurde von der 431 190 (V43 1190) auf die 418 330 (M41 2330) umgespannt:






In Balatonakali-Dörgicse kreuzten wir die frisch lackierte 418 308 - die 300er-Ordnungsnummer kennzeichnet sie als eine von 35 remotorisierten und klimatisierten Loks der ursprünglich 114 Loks umfassenden Baureihe M41:






Zwei Stationen weiter, in Zánka-Köveskál, kreuzte eine der unvermeidlichen "Bzmot"-Brotbüchsen aus tschechoslowakischer Produktion, die in Ungarn als Baureihe 117 eingruppiert sind:






Wir hatten eine Unterkunft in Balatonszepezd gebucht. Unmittelbar am dortigen Haltepunkt befand sich ein Restaurant, das wir sogleich aufsuchten. Der Küchenchef empfahl laut Speisekarte "gefüllte Kartoffelpuffer".
Wir hatten keineswegs die Vorstellung, dass der Kartoffelpuffer riesige Ausmaße haben sollte - zentimeterdick und tellergroß, außerdem noch ca. 5 cm hoch mit Gemüse und wahlweise Fleisch gefüllt und mit Sauerrahm und Käse bestreut. Die vegetarische Variante trug noch einen ganzen Camembert obendrauf






Das offenbar zum Restaurant gehörige Pferd verfügte über einen Ballen Heu, ein paar Eimer Wasser und einen eigenen Sonnenschirm. Irgendwo stand noch eine kleine Kutsche herum und ein Plakat, auf dem ebensoche Fahrten angeboten wurden:






Kartoffelpuffer mit Bahnblick. Wer wirklich grooooßen Hunger hat ist hier richtig:






Die Unterkunft war knapp 1500 Meter entfernt und ausgesprochen gut. Wir wussten ja, dass es den Ungarn schon zu Zeiten des Kommunismus - verglichen mit anderen Staaten des Warschauer Pakts - relativ gut gegangen ist. Aber auf dem Weg zum Hotel kamen wir an diesem Trabant aus purer Bronze vorbei - so viel Wohlstand hätten wir uns nicht träumen lassen:






Nach Bezug des Zimmers gingen wir noch zu einem kleinen Strandbad, schließlich waren wir am Balaton, und die 30° Celsius luden geradezu zum Baden ein. Lediglich den Namen des Strandbades fanden wir doch etwas bedenklich, aber der derzeitigen Pandemielage angemessen:






Eine Runde zur Abkühlung im See, stets beaufsichtigt von einem David-Hasselhoff-Ersatz, der zwar keine rote Boje dabei hatte, aber zumindest eine rote Badehose trug:






Strandbad mit Bahnblick ist auch nicht schlecht, wenn sich auch hier nicht unbedingt gute Fotostellen befanden:






Auf dem Weg zurück ins Hotel konnten wir noch diesen schönen Regenbogen beobachten - auf der Südseite des Sees schien es zu regnen. Einer meiner Kollegen fragte mich nach der Rückkehr, ob denn Regenbogen im Orbánland nicht mittlerweile verboten wären. Ich weiß es nicht. Vielleicht habe ich mit diesem Foto unwissentlich gegen irgendein Gesetz verstoßen. Aber das ist mir im Interesse der Vielfalt eigentlich ziemlich egal:






Zuletzt verlinke ich in diesem Teil den Plan mit dem Geltungsbereich der Balaton24- und Balaton72-Stunden-Tickets. Das hier und in den beiden folgenden Teilen beschriebene Geschehen spielte sich hauptsächlich in dem von mir rot hervorgehobenen Streckenabschnitt, zwischen Balatonfüred und Tapolca ab:



Im Teil 2 geht es weiter mit Samstag, dem ersten Tag des Retro-Wochenendes.
Dann auch mit dem Schwerpunkt auf Eisenbahnbildern, versprochen.

Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung




3-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.08.21 00:07.
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Lokleitung 26. August 2021 11:28

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Eisdebahn 26. August 2021 11:50

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Lokleitung 26. August 2021 12:02

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Eisdebahn 26. August 2021 12:09

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Sandhase 26. August 2021 13:37



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