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Meine persönlichen Abschiedsbilder, Teil 1 (6 Fotos) (693 Klicks)

20. Oktober 2005 00:20
Wir haben es alle gelesen, in Nürnberg hats gebrannt. Die "Außenstelle" des DB-Museums war dabei nichts weiteres als der Rundlokschuppen des ehemaligen Bw Nürnberg Hauptbahnhof, gleich beim Haltepunkt Nürnberg-Neusüdersbühl und von der Bahnstrecke Nürnberg - Fürth gut einzusehen. Über das, was im Schuppen stand gibt es nur wenige Äußerungen, nicht mal auf der Webseite des DB-Museums ist eine Liste der verbrannten Fahrzeuge.Die Einträge in Drehscheibe-online sind mittlerweile dermaßen zahlreich und außerdem natürlich mit einer ganzen Reihe von Antwortpostings extrem unübersichtlich.

Auf der Website von www.elektrolok.de gibt es eine einigermaßen plausibel erscheinende Liste über die verbrannten Loks und Wagen - ich habe mal nach Dias der gelisteten Loks gekramt und möchte Euch in den nächsten Tagen hier einige "persönliche" Abschiedsbilder zeigen.

Herausgehoben werden von offizieller Seite immer nur der "Adler"-Zug, der im Jahr 1935 für das hundertjährige Eisenbahnjubiläum in Dutschland nachgebaut worden ist - er hat als Nachbildung der ersten deutschen eisenbahn zwar eine gewisse Bedeutung, ist aber kein Original, und einen zweiten, nicht betriebsfähigen Nachbau gibts in den Museumshallen. Außerdem erwähnt man gerne die 23 105 als die "letztgebaute DB-Dampflok". Das ist zwar markant, aber 23er gibt es noch eine ganze Menge, und darunter mindestens zwei betriebsfähige.

023 105
Die 23 105 durfte schon 1984 wieder eine Sonderfahrt unternehmen - zum Eisenbahnjubiläum 1985 wurde sie im Aw Kaiserslautern betriebsfähig aufgearbeitet und bespannte am 30.12.1984 einen Sonderzug von Kaiserslautzern nach Bad Münster am Stein, hier aufgenommen beim Umsetzen in Langmeil. Nachdem ihre Fristen vor einigen Jahren abgelaufen waren war sie zuletzt nicht betriebsfähig:


45 010
Viel schwerer als die offiziell angesprochenen Verluste wiegt für mich der Verlust einer meiner absoluten Lieblingsloks, der 175 059 - sie war ein Einzelstück und wird wohl kaum mehr zu ersetzen sein. Ebenso schlimm dürfte der Verlust von 45 010 sein. auch ein Einzelstück und letzte Vertreterin der größten deutschen Güterzugdampflok-Baureihe - vielen von uns noch gut bekannt als langjährige Leihgabe der DB im DGEG-Museum in Neustadt (wie auch die 23 105). Auch bei der BR 45 hatte sich gezeigt, dass Gigantomanie nicht immer positiv ist, die Loks waren für viele Strecken zu schwer und wurden als Splittergattung früh ausgemustert. 45 010 überlebte als Lok für Versuchsfahrten beim Bundesbahn-Zentralamt in Minden. Ich habe sie mal zufällig in "freier Wildbahn" erlebt, als sie in einem 221-bespannten Lokzug den malerischen Ludwigshafener Hauptbahnhof auf Gleis 13 durchfuhr.


175 059
Wie ihr wisst bin ich nicht unbedingt ein Dampflok-Freak, und so hänge ich sehr der 175 nach - leider war es mir nie vergönnt, mal in einem von ihr gezogenen Zug mitzufahren. Ein bißchen zur Geschichte: Die E75 waren die letzten deutschen Elloks mit Stangenantrieb und als solche eine Nachfolgebaureihe der E77. In zwei Nummerngruppen wurden 30 Loks gebaut, E75 01 bis 12 waren für den Einsatz in Bayern und E75 51 bis 69 waren für den Einsatz im Raum Halle/Leipzig vorgesehen. In den Vierzigerjahren wurden aber alle E75 nach Bayern abgegeben, im Austausch dafür gingen die bayrischen E77 nach Mitteldeutschland.

22 Loks wurden nach dem Krieb durch die DB wieder instand gesetzt, die letzten davon wurden 1972 ausgemustert. 175 009 und 059 standen noch lange Zeit in Wetzlar als Heizloks. Zur Erhaltung vorgesehen, stellte sie die DB im Reisezugwagen-Ausbesserungswerk München-Neuaubing geschützt ab. Dort habe ich beide Loks am 07.07.1981 fotografiert.




Wie man gut erkennen kann, hatte 175 059 noch die originale Front mit den Blendschuten über den Frontfenstern. 175 009 war dagegen mit gummigefassten Fensterscheiben leicht "modernisiert" worden und zumindest äußerlich in besserem Zustand.

Im Jahr 1982 hatte man beide Loks ins Ausbesserungswerk München-Freimann gebracht, um aus den beiden Wracks für das 150jährige Eisenbahnjubiläum wieder eine betriebsfähige Lok herzustellen. Bei einer Besucherführung trafen wir völlig unverhofft in der S-Bahn-Halle auf die Lok:


Die 175 wurde ein absolutes Schmuckstück, man verpasste ihr eine graue Farbgebung à la Fotografieranstrich. Und obwohl man für die Wiederherstellung die 175 059 ausgewählt hatte erhielt die Lok die Nummer E75 09 - schließlich wollten die Bayern eine bayerische Lok wieder aufbauen. Die "echte" 009 stand bis zu ihrer Verschrottung noch lnge Zeit im Freigelände des Aw, die Loknummern hatte man übestrichen und gehofft, dass den Nummerntausch keiner bemerkt.

In ihrem schmucken Outfit nahm die 175 059 alias "E75 09" an den DB-Jubiläumsparaden in Nürnberg teil, wo ich sie am 22.09.1985 mit drei 4yg-Wagen fotografierte. Leider erlitt sie schon wenige Jahre später einen Schaden, und da sie mit nur 70 km/h Höchstgeschwindigkeit an Sonderzügen nur schlecht einzusetzen war verzichtete man auf eine erneute betriebsfähige Aufarbeitung und stellte sie als rollfähiges Ausstellungsstück ab.



Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 20.10.05 00:22.
Thema Autor Datum/Zeit

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Lokleitung 20. Oktober 2005 00:20

Re: Meine persönlichen Abschiedsbilder, Teil 1 (6 Fotos) (402 Klicks)

Heinrich Fuchs, ehem. Fabrikant 20. Oktober 2005 01:14

Von mir vielen Dank dazu! (owt) (436 Klicks)

Fantômas 20. Oktober 2005 01:16



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