Zitat
Es entsprach ja nicht nur dem zeitgeist Betonklotz nach Betonklotz hochzuziehen, sondern es gab schlicht keine gewachsene historische Grundlage für diese Stadt, die schützenswert gewesen wäre.
Genau das ist ja das Problem im Denken: sicher gab es eine schützenswerte historische Grundlage und zwar die Bebauung der Innenstadt ab eben der Stadtgründung und knapp 100 Jahre im Aufbau einer Stadt sind m.E. schon Zeit genug, um von gewachsener Stadt zu sprechen. Man muß ja nicht immer gleich eine 1000-jährige Stadt haben um von einer historisch gewachsenen Stadt zu reden. Daß es eben nicht schützenswert war, lag eben an der individuellen Ansicht der Herren, die eben damals das sagen hatten. Das ist ja eben die Argumentation, weshalb eben in dieser Zeit nach dem Krieg all das gestrige verschwinden mußte, weil es eben verschnörkelt und nicht funktional, sachlich oder eben nur "altes Gerümpel" war. Der Krieg hat hier auch in den Köpfen arge Wunden hinterlassen, man wolte sich eben "modern" zeigen, das war cool oder "fresh", wies heute heißt. Wenn man nach LU geht, gibt es auch noch schöne Ecken, die eben auch fürs Auge angenehm sind. Gerade der Hemshof, der ja verschont geblieben ist, ist einfach schön, anzusehen. Und (zu lesen auf der Stadt-Homepage) auch dieses Relikt der alten Zeit wollten die Oberen ja Anfang der 70er ebenfalls plattmachen, jedoch hat man das nicht durchgezogen, heute ist man froh darüber. Ja, in der Wirtschaftswunderzeit hatte man genug Geld und daher wurde vieles abgerissen, statt es zu bewahren, Tw237 hat das ja richtig erkannt. Das geht heute auch munter weiter. Dazu kam eben auch das rigide Denken der damaligen Architekten, die eben das "funktionale" Bauen wollten, wenn sich einer dagegen ausgesprochen hatte, wurde man entsprechend schnell in eine bestimmte Ecke gestellt und wer wollte/will das schon. Auch heute noch sind die Leute schnell mit so Totschlagargumenten wie "Disneyland" bei der Hand, wenn man nicht unbedingt für einen Betonklotz sich ausspricht.
Andere Städte haben den Wiederaufbau etwas feinfühliger hingekriegt, siehe z.B. Freiburg, andere eben etwas "moderner", wie z.B. Pforzheim. Nicht jedes moderne Haus muß zwangsläufig häßlich oder einfallslos sein. Wer mal durch Freiburgs Altstadt geht, wird feststellen, daß man auch fürs Auge angenehm bauen kann. Früher(TM) haben sich die Bauten harmonisch ins Gesamte eingefügt, heute muß das Neue "herausstechen" "provozieren", "im kritischen Dialog" mit der Umgebung stehen oder was die Architekten sonst noch so für nette Beschreibungen fürs Häßliche erfinden.
Ich wohne auch in LU, aber nicht direkt in der Innenstadt sondern knapp außerhalb, hier gibt es noch schöne Häuser aus den 20er Jahren oder vorher; mir gefällt es auch hier, keine Frage, nur eben manche (und insgesamt zu viele) Ecken sind zu arg.