Richtung Norden, und dann mal hier und mal dort (Teil 6, 42 Bilder, 1 Scan) (1103 Klicks)

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Längst wird es Zeit, meinen Reisebericht fortzusetzen, aber ich habs bisher nicht geschafft, mich mal hinzusetzen und weiter zu schreiben. Aber jetzt. Zum Ende von Teil 5 hatte ich Helsinki am Sonntag, den 29. September mit dem Flugzeug verlassen...

...um nur wenige Minuten später in Norrköping zu landen. Der Flug war extrem kurz, weil zwischen Finnland und Schweden die Zeit um eine Stunde zurückgedreht wurde.
Nach der Landung:



User Kirunavaara hatte mir vorab einige Reisetipps gegeben, und mir auch erklärt, wie man das wohl seltsamste Fahrkartensystem der Welt handhaben muss. Den Automaten habe ich gefunden, aber Tageskarten gibts am Automaten nicht. Nur Einzelfahrscheine lassen sich mit Kreditkarte erwerben. Wenn der Automat will. Der am Flughafen brach immer zum gleichen Zeitpunkt den Dialog ab, egal, ob ich ihn in deutscher, englischer oder schwedischer Sprache zum funktionieren bringen wollte. Aber der Busfahrer war nett "we make it tax-free for you", und nicht nur für mich, sondern auch für eine nette Mitpassagierin. In Norrköping fährt man MAN, und die Linie 116 fährt zur Innenstadt:



Wir hatten uns in der Innenstadt verabredet, und nach der Begrüßung wurde es endlich mal wieder Zeit, etwas zu essen. Und damit natürlich auch mal wieder Zeit für ein Essensbild. Die Menüpreise in Schweden waren übrigens deutlich günstiger als in Finnland, und die Folienkartoffeln waren sehr lecker:



Norrköping ist ein nettes kleines Städtchen mit vielen schönen Ecken:



Gut gestärkt wurde ich erstmal mit einer 24-Stunden-Karte versorgt für die man idiotischerweise eine Chipkarte braucht, die man dann mit der Tageskarte "auflädt". Papierfahrscheine gibt es nur als Einzelkarten, und die Chipkarten muss man erstmal kaufen - oder jemanden kennen, der davon einige auf Vorrat hat - danke, Kirunavaara. Wir fuhren die beiden Straßenbahnlinien ab - das Netz ist recht übersichtlich, und am Sonntag werden weniger Züge als werktags benötigt, und so waren nur Niederflurwagen im Einsatz. Von der Endschleife Vidablick der Linie 3...



...kommt man nach einem zehnminütigen Fußweg an die Endschleife Fridvalla der Linie 2...



...wo sich ein Fahrgastunterstand im Straßenbahndesign befindet:



Gegen Abend fuhren wir in die Innenstadt zurück, mit vielen schönen Ecken, aber durch die Fußgänger nicht immer leicht aufzunehmen:



Mit dieser Kreuzung zwischen Linie 3 und einem Einrücker beende ich den Sonntag - wir ließen den Abend gemütlich ausklingen.



Am nächsten Morgen nach dem Frühstück machte ich mich alleine auf den Weg. Noch lag die Stadt im Nebel, und erstmals begegneten mir nun auch die ehemaligen Duisburger Düwags. Auf der Strecke der Linie 3, bei der Haltestelle Basturban, begegnet mir der Tw 67 "Mülheim", der nach der Frühspitze schon einrückt. Wenn man Tram-info glauben darf, dann ist das der ehemalige Duisburger Wagen 1067:



In der Gegenrichtung kämpft sich Wagen 45 durch den Nebel:



Der Einsatzbestand beläuft sich auf 15 Niederflurwagen, die im Wesentlichen dem Frankfurter Typ "S" entsprechen und teilweise aus Frankfurt erworben wurden oder aus einer von Frankfurt nicht wahrgenommenen Option stammen (Nr 31 bis 45). Daneben gibt es zehn ehemalige Duisburger (Nr 61 bis 70), von denen allerdings nicht mehr alle regelmäßig eingesetzt werden. Die meisten Haltestellen sind mit DFIs ausgestattet, und manche DFIs sind mit Spinnennetzen ausgestattet:



Die Kinder haben brav gewartet, bis die Bahn vorüber war...



Wagen 70 (ex DVG 1070) ist der Duisburger mit der höchsten Nummer im Linienverkehr. Front und Heck der Fahrzeuge wurden massiv umgebaut, und neben einem Niederflur-Mittelteil wurden die Wagen auch mit einem Gleichstromchopper ausgerüstet:



Der 70er in der Endschleife Klockaretorpet...



...wo der Fahrgastunterstand aus Streckmetall besteht. Wie früher(TM) an der Grenze zur DDR, nur nicht so scharfkantig:



Etwas weiter stadteinwärts befindet sich ein Kinder-Verkehrsgarten. Im Gegensatz zur Jugendverkehrsschule in Mannheim erscheint die dortige Straßenbahn aber nicht betriebsfähig, aber immerhin gibt es eine:



Alle Wagen tragen sowohl den Namen einer Stadt mit Straßenbahn (oder die mal eine Straßenbahn hatte) und den Namen einer für Norrköping bedeutenden Person. Die Städtenamen sind am Führerstand jeweils rechts angeschrieben, der Tw 66 (ex DVG 1066) heißt "Braunschweig":



Wie der Name der Haltestelle "Folkets Park" schon vermuten lässt, befindet sich dort ein Vergnügungspark, der aber offenbar seine besten Zeiten schon hinter sich hat:



Die zugehörige Minigolfanlage war leider gerade außer Betrieb:



Ich fuhr wieder etwas weiter stadteinwärts. Es ist erstaunlich, wie hübsch dieser Wagentyp aussehen kann, wenn man ihn nicht wie in Frankfurt lackiert:



Meine nächste Station war der Bahnhof. Ein lokbespannter Nahverkehrszug der SJ zeigte sich mit einer Ellok vom Typ Rc6 im aktuellen schwarz:



Aber eigentlich war ich wegen diesem Zug gekommen. Der private Fernzug von Veolia war mir von Kirunavaara wärmstens empfohlen worden. Am modernen Taurus von Hectorrail...



...hingen zahlreiche alte Personenwagen, darunter auch ein offenbar sehr guter Speisewagen. Leider konnte ich nicht mitfahren, da der Zug im Winterhalbjahr nicht täglich fährt und ich noch einen Tag in Norrköping bleiben wollte:



Draußen vorm Bahnhof gibt es diese abenteuerliche Fahrleitungskonstruktion. Hier müssen relativ oft Schwertransporte durch, und diese Art der Fahrleitungsbrücke erlaubt es, den Fahrweg für den Schwertransport in kürzester Zeit profilfrei zu machen:



Nun war es Zeit für ein kleines zweites Frühstück, nicht zuletzt, weil es draußen recht frisch war, und ein warmer Kaffee gut wärmte. In einem kleine Cafe bei einem Einkaufszentrum gabs leckeren Kuchen dazu:



Weiter draußen, kurz vor der Enstation Fridvalla, zeigt sich Wagen 42 in Tw-17-Manier vor der Östra Eneby kyrka:



Wagen 65 "Kassel" auf dem Weg stadtauswärts:



Zur Mittagszeit suchte ich mir ein kleine Lokal, wo ich das Tagesgericht, eine Art Kartoffelauflauf mit Speck bestellte, sehr lecker und sehr günstig. Salat gabs von der Salatbar, und alkoholfreie Getränke und Brot auch nach Belieben. Die Bierflasche diente übrigens als Kerzenhalter:



Nach dem Mittag musste ich mir die Chipkarte zunächst mit einer neuen 24-Stunden-Karte aufladen. Nun wusste ich ja, wie das geht. Lustigerweise bekommt man zu der Aufladung eine schöne Quittung, die aber nicht als Fahrkarte gültig ist. Und genauso unsinnig ist es, dass die 24-Stunden Karte nicht etwa ab der ersten Entwertung gilt, sondern schon ab dem Kauf im Geschäft...



Mit Kirunavaara hatte ich mich zu einer kleinen Betriebshofbesichtigung verabredet. Ich fuhr zum Betriebshof. Beim Entwerten im Wagen musste ich mich dann entscheiden, ob ich auf die alte 24-Stunden-Karte fahren wollte, die noch 45 Minuten gültig war, oder ob ich auf die neu geladene 24-Stunden-Karte fahren wollte.

Zwei Tage zuvor hatte eine Museumsnacht stattgefunden, und offenbar war von der Veranstaltung dieser Doppeldecker noch anwesend:



Auf einem Abstellgleis stehen zahlreiche schwedische Vierachser "M67" und ehemals Berliner Tatra T6 abgestellt. Wegen Lieferverzug der Bombardier-Niederflurwagen musste man für eine kurze Zeit auf die Gebrauchtwagen aus Berlin zurückgreifen; sie werden aber nicht mehr eingesetzt. Vorn Wagen 13 "Magdeburg":



Der Beweis dafür, dass auch Wagen mit Übereinanderscheinwerfern gut aussehen können, wenn es keine Gt4 sind. Wagen 87 sieht aber schon leicht ramponiert aus:



Die Busse fahren mit Gas, und hier wird es getankt:



In der Halle stand - leider etwas eingezwängt - der Wagen 63 mit dem schönen Namen "Mannheim". Obwohl man in Schweden ja die richtigen Buchstaben zur Verfügung gehabt hätte und man ihn eigentlich hätte "Månnem" nennen können:



Reiner Zufall ist es, dass ich genau diesen Wagen als einzigen der Duisburger, die nach Norrköping kamen, am 19. Juni 1986 als DVG 1063 beim Hauptbahnhof Duisburg schon einmal fotografiert habe:



Neben dem historischen Wagen 131 steht der Wagen 23 "Nürnberg". Er war einer der drei Münchner GT6N-Prototypen, die man dort als Baureihe R1.1 bezeichnet hatte und hörte in München auf die Nummer 2702. Alle drei Wagen kamen nach Norrköping, und neben den drei Münchnern war auch der Bremer Prototyp eine Zeitlang als Wagen 21 hier heimisch. Er wurde aber nach Bremen zurückgegeben um dort als historisches Fahrzeug aufbewahrt zu werden. Die Zukunft der drei Münchner ist recht ungewiss. Zurzeit sind sie nicht betriebsfähig abgestellt. Als Prototypen leiden sie unter der Tatsache, dass es kaum serienmäßige Ersatzteile gibt und die Elektronik ziemlich störanfällig ist:



Nahe der Haltestelle Albrektsvägen endete die Strecke der Linie 2 bis 2009 in einer großen Blockumfahrung. Für die Verlängerung hat man eine Art Friesenheimer Kurve gebaut - die 90-Grad-Kurve ist eingleisig. Aber nicht wegen des mangelnden Platzes, sondern weil man für eine zweigleisige Streckenführung irgendwelche Versorgungskanäle hätte umlegen müssen, um den Untergrund für ein zweites Gleis tragfähig genug zu machen:



Gleich nebenan ist die Tröselstraße:



Noch einige Eindrücke von den Bauwerken Norrköpings - das ehemalige Straßenbahndepot gehört heute zu e.on:



Historische Innenstadt:



Wagen 70 "Essen" an der Verzweigung der Linien 2 und 3:



Wagen 67 "Mülheim" trägt als einziger eine Art Reklame. Er ist als "Zeitmaschine" ausgestattet, im Innern laufen auf Bildschirmen historische Bilder aus Norrköping, unter Anderem auch alte Straßenbahnbilder. An der Haltestelle Himmelstalundsvägen zwischen Holzhäusern und Wohnblocks:



Wagen 66 "Braunschweig" kommt entgegen:



Mit diesen Ansichten beendete ich den Montag. Den letzten Teil meiner Reise gibts dann demnächst in diesem Forum.

Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 22.11.13 02:19.