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Endzeitstimmung in und um Mülheim (Teil 3 von 3, 23 Bilder, nicht nur Strab) (2070 Klicks)

16. Mai 2012 12:53
Nachdem ich heute dank des Katholikentages meine Arbeitszeit nach hinten verschieben dar, bleibt mir Zeit, den letzten Teil des Mülheim-Berichtes einzustellen. Die beiden ersten Teile findet ihr hier >>> Teil 1 <<< und hier >>> Teil 2 <<<; die Bilder entstanden am 23. Februar 2012 - die Bilder im heutigen Teil sind überwiegend außerhalb von Mülheim entstanden.

Nach einem gepflegten Mittagessen in Styrum (siehe Teil 2) wäre ich gerne mit dem ETA nach Duisburg-Meiderich-Süd gefahren und dort nach Ruhrort umgestiegen. Mangels direkter Strecke führte mich mein Weg dieses Mal mittels S-Bahn nach Oberhausen Hauptbahnhof. Von dort wollte ich weiter nach Duisburg-Ruhrort fahren.


Im Oberhausener Hauptbahnhof rangierte an diesem netten Hauptsignal, das in seiner Jugendzeit offenbar zu wenig gegossen wurde, die Osterfelder 294 831:



Bemerkenswert auch das Signal R015, das nur Hp0 zeigen kann:



Von hier aus fuhren früher(TM) ETA 515 direkt nach Duisburg-Ruhrort. Zufällig habe ich in der Endzeit der ETA am 25. Februar 1993 - also fast exakt 19 Jahre vor meinem aktuellen Besuch - in Oberhausen Versuchsfahrten beiwohnen können. Damals hat man untersucht, ob man die ETA durch moderne Elektrofahrzeuge mit gleicher Fahrgastkapazität ersetzen könnte; eingesetzt waren 401 090 und 590 (Sorry für die Qualität, das Dia zeigt leider deutlichen Fremdlichteinfall):



Allerdings wäre die Streckenelektrifizierung dann doch zu aufwändig geworden, und so ist nach einem Zwischenspiel mit DB-Dieseltriebwagen heute die Nordwestbahn auf der Strecke mit LINTen unterwegs. Ein Blick in den Innenraum des Lint zeigt, wie ich mir attraktive Personenbeförderung vorstelle - ordentlich und eingermaßen sauber, welch ein Kontrast zu den Mülheimer Straßenbahnwagen:



Ein Foto am Endbahnhof Ruhrort musste natürlich auch sein, der 648 435 wartet am Hochbahnsteig mit "PlusPunkt" auf die Rückfahrt nach Oberhausen:



Am 12. August 1984 sah es hier noch etwas anders(ter) aus. Der Bahnhof hatte noch Weichen und war demnach auch noch ein Bahnhof, der "PlusPunkt" war noch nicht erfunden, der LINT auch noch nicht. Im Hintergrund gab es noch die beschrankte Weiterführung der Strecke ins Werksgelände von Thyssen, und der 515 543 war noch nicht für die Rückfahrt vorbereitet:



Aber kommen wir zurück zur Straßenbahn - direkt am Bahnhof Ruhrort hält die Duisburger Linie 901, mit der ich zurück nach Mülheim fahren wollte. Der nächste Zug fuhr nur bis Zoo/Uni, aber ich stieg mal ein. Am Zoo entstand dann das Bild des Duisburger CDU-Wagens 1006, der noch mit den ursprünglichen Scheinwerfern ausgerüstet ist:



Dagegen sind die Umbauten, wie hier beim 1018, eine ästhetische Katastrophe:



Den Fahrgästen dürften solche Details allerdings ziemlich egal sein, da zählt mehr Pünktlichkeit und Sauberkeit, und in dieser Hinsicht sind die Duisburger Wagen leider auch nur unwesentlich besser als ihre Mülheimer Kollegen. Die ungepolsterten Plastikschalensitze sind zumeist abgewetzt, der Fußboden voll festgetretener Kaugummis, Graffiti und Scheibenkratzerei ist auch nicht selten:



Einige Wagen besitzen zumindest stellenweise Sitzpolster. Insgesamt war mein Eindruck, dass diese Wagen, schon aufgrund ihres schmalen Profils, trotz vier Wagenteilen eigentlich ein sehr geringes Fassungsvermögen haben. Die Ausrichtung mancher Sitze zum Mittelgang hin ist auch nicht gerade optimal. Und die Lüftung...
...naja:



Ich fuhr weiter nach Mülheim und stieg um in den Wagen 277, einem der M6C-NF mit dem Mittenwalder Mittelteil auf EEF. Der Blick ins Mittelteil zeigt, dass die Ausstattung den KT4D-Umbauten aus Cottbus und Brandenburg durchaus ähnlich ist. Auch hier wieder verschiedene Polsterungen:



Mülheim besitzt fünf dieser Wagen, von denen allerdings einer derzeit nicht einsatzbereit ist. Was mich stark verwundert ist, dass zwei weitere Wagen dieses Typs schon nach kurzer Einsatzzeit nach Unfällen nicht wieder aufgearbeitet, sondern abgestellt und verschrottet worden sind. Niederflurigkeit ist doch eigentlich ein Qualitätsmerkmal, das man nicht außer Acht lassen sollte. Allerdings kenne ich die näheren Umstände der Entscheidung zur Verschrottung nicht.

Ein Bild der Wendestelle am Kaiserplatz:



Nun machte ich mich auf, die Linie 112 nach Oberhausen abzufahren. Als ich zuletzt in der Gegend war, hatte Oberhausen keine Straßenbahn mehr bzw. noch keine Straßenbahn. Die Linie 112 scheint mir sehr gut frequentiert, sie verläuft in weiten Teilen auf der betonierten "ÖPNV-Trasse", die auch von Bussen mitbenutzt wird. Auch das bietet zwar nicht unbedingt angenehme Optik, doch scheint es mir, als würde mit dieser Trasse zumindest eine sehr bedarfsgerechte Erschließung erfolgen. Am Bahnhof Sterkrade stieg ich aus. Hier befindet sich ein großes Umsteigeterminal zwischen der Straßenbahn, zahlreichen Buslinien und der DB. Endlich kam mal einer der Oberhausener Wagen - MGT6D 210 der Stoag - die grüne Farbgebung steht den Fahrzeugen ausgesprochen gut:



Aus der Gegenrichtung kam der Mülheimer 277 zurück:



Nebenan gibts Currywurst mit Pommes für zwei Euro, und noch weiter nebenan wiederum einen PlusPunkt und eine Altbauellok im Regionalverkehr:



Mit Wagen 271 fuhr ich weiter zum Neumarkt, für das Endstellenfoto. Auch er trägt noch das alte Mülheimer Logo mit den vier Trompeten auf der Front:



Sein Armaturenbrett zeigt sich mit kleineren Tastern geringfügig verändert...



...und sein Innenraum ist eine optische Katastrophe, mit Graffiti, drei verschiedenen Sorten Fußboden und drei verschiedenen Sorten Polster (davon hier nur zwei sichtbar):



Es war mittlerweile dunkel geworden, und so fuhr ich weiter bis zur Mülherimer Stadtmitte, um noch einige Tunnelfotos anzufertigen - zunächst mit dem Duisburger 1024:



...und dem Mülheimer M6D 290:



Die Strecken nach Oberdümpten und zur Grenze Borbeck habe ich an jenem Tag nicht mehr geschafft, denn ich hatte noch einen interessanten Heimweg vor mir. Zwecks günstiger Heimfahrt und interessanten Privaten hatte ich den Weg übers Siegerland gewählt:



Ich fuhr also zum Hauptbahnhof Mülheim weiter, wo noch das Abschlussbild des B100 Nr. 5013 im CE-Lack entstand. Den aus Docklands-Wagen bestehenden Vorzug habe ich leider verpasst. Aber dann gibt's wenigstens einen Grund, mal wieder hinzufahren.



Beim Warten am Bahnhof kam mein erster Zug leider schon eine Viertelstunde zu spät. Übrigens ohne entsprechende ansage, wenn auch sonst jeder Signalhalt und jeder Schotterstein im Gleis bei der DB angesagt wird. Unterwegs setzte man dann noch etwa vier Minuten Verspätung drauf, und der Anschlusszug in Bochum Hbf war - natürlich - weg. Einen Service-Point gibt es nicht, und so wandte ich mich als "Gestandeter" an eine der freundlichen Fahrkartenverkäuferinnen. Sie schrieb mir meine zuggebundene Fahrkarte auf den nächst möglichen durchgehenden ICE nach Mannheim um - für den hatte ich am Computer keinen günstigen Sparpreis mehr bekommen können.


Während der Wartezeit auf den ICE 605 entstand dann noch das Foto dieses Flööört von Abellio Nederland (!), den ich nun leider nicht testen konnte.


Ich trat dann die Rückfahrt nach Mannheim um 19:38 Uhr an, der Zug fuhr mit zwei Minuten Verfrühung um 22:22 Uhr in Mannheim ein. Damit war ich immer noch eine Stunde und neunzehn Minuten früher(TM) als geplant.


Ein kleines Fazit (Achtung, dies ist mein ganz subjektiver Eindruck):
Leider erscheint mir die Mülheimer Strab extrem heruntergewirtschaftet. In einer Zeit, in der es gilt, Leute vom ÖPNV zu überzeugen, die auch andere Verkehrsmittel nutzen könnten, wird das mit versifften Fahrzeugen und Haltestellen sowie stundenlangen Ausfällen ganzer Umläufe sicher nicht gelingen. Die Strecke zum Flughafen halte ich nicht für wirtschaftlich mit der Straßenbahn betreibbar. Daher denke ich, dass es aus Fuzzysicht zwar schade ist, diese einzustellen, irgendwie aber auch logisch.
Im Gegensatz dazu denke ich, dass die Linie 110 durchaus Fahrgastpotenzial bietet. Eine Modernisierung mit ordentlichen Bahnsteigen und Niederflurwagen ist aber im gesamten Netz unabdingbar, nur so wird man sich der Zukunft stellen können. Im Übrigen müssen Fahrzeugreinigung und wohl auch -wartung stark verbessert werden. So, wie das jetzt aussieht, hält eine viel zu kleine Werkstatttruppe einen stark unterschiedlichen Fahrzeugpark am Leben, indem man immer nur das Notwendigste repariert, um am nächsten Tag überhaupt genügend Bahnen zur Verfügung zu haben. Dass muss früher(TM) oder später zum Kollaps führen, und die Anzeichen dafür sind da. Es gibt extrem viel zu tun.


Zum Abschluss wiederum ein Bild aus besseren Tagen: Wagen 227 in der damaligen Endschleife, der Stadtgrenze zu Oberhausen, am 27. April 1987:


Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung
Thema Autor Datum/Zeit

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Lokleitung 16. Mai 2012 12:53

Re: Endzeitstimmung in und um Mülheim (Teil 3 von 3, 23 Bilder, nicht nur Strab) (580 Klicks)

Eisdebahn 16. Mai 2012 16:20

Re: Endzeitstimmung in und um Mülheim (Teil 3 von 3, 23 Bilder, nicht nur Strab) (488 Klicks)

VRR-Linie 112 16. Mai 2012 18:02

Endzeitstimmung in "Ludwigshafen an der Ruhr" (609 Klicks)

Joerg Diether 16. Mai 2012 23:16

Re: Endzeitstimmung in "Ludwigshafen an der Ruhr" (488 Klicks)

VRR-Linie 112 17. Mai 2012 11:38

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Tw237 18. Mai 2012 09:50

Re: Endzeitstimmung in "Ludwigshafen an der Ruhr" (411 Klicks)

Lokleitung 18. Mai 2012 12:20



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