Der Paradeplatz ist erstens BOStrab-Bereich und keine Eisenbahn und unterliegt daher anderen Vorschriften als der Bahnhof Käfertal.
Aber es wurden in der Vergangenheit auch schon Stimmen laut, dass man an diesem Knotenpunkt die unterschiedlichen Fahrbeziehungen signaltechnisch gegeneinander absichern müsse, was dort den absoluten Kollaps bedeuten würde. Glücklicherweise gibt es für ältere Anlagen einen gewissen Bestandsschutz, aber heutzutage sollen eben Kollisionspunkte möglichst signaltechnisch abgesichert werden. Ein wunderschönes Beispiel für den Einsatz von viel Signaltechnik mit eher wenig Bedarf sind die Ausweichen auf der Strecke Neuostheim - SAP-Arena.
Die jetzige Gleislage und Verkehrsführung in Käfertal stammt aus den Jahren 1993-95, als der Bahnhof für das 1995er Liniennetz so umgebaut wurde, dass man mit möglichst wenig finanziellen Mitteln das geplante Betriebsprogramm durchkriegt. Und damals gab es noch keine Berufsverkehrsline 15, für die Strecke nach Heddesheim wurde ein 20-Minuten-Takt mit einer einzigen morgendlichen Verdichtungsfahrt vorgesehen. Geschweige denn die Idee einer Linie 16 nach Franklin.
Mal ein paar Fakten:
In Käfertal gibt es, im Gegensatz zum Paradeplatz, eine eingleisig abzweigende Strecke (nach Heddesheim) und eine Wendeschleife, die in beiden Richtungen befahren werden kann und muss. Selbst wenn man das ganze Eisenbahngedöns außer Acht lassen würde, ginge es deshalb trotzdem nicht ohne signaltechnische Sicherung.
Außerdem geben die die Bogenradien in Käfertal für manche Fahrbeziehungen maximal 10 km/h her, die dort auch durch eine Geschwindigkeitsprüfstrecke überwacht werden.
Folgefahrten können im Gleis 2 Richtung Mannheim auch nur auf das Zwischensignal einfahren, wenn der erste Zug nicht länger als 32,5 Meter (= Länge einer V6) ist, und dann auch nur mit maximal 10 km/h, egal woher die Fahrt kommt. Steht im Gleis 2 schon ein 40m-Wagen oder ein Zugverband, dann passt der zweite Zug nicht an den Bahnsteig und wird daher vor dem Einfahrsignal zurückgehalten.
Bei Ausfahrten Richtung Mannheim und Weinheim wirken außerdem die Einschaltzeiten der Bü Rebenstraße und Ladenburger Straße verzögernd, da die Einschaltung der jeweiligen Halbschrankenanlage mit der Einstellung der Fahrstraße angestoßen wird (in Richtung Weinheim ist dann der Bahnhof für Fahrten von/nach Heddesheim dicht), das Ausfahrsignal aus Käfertal aber erst zeitverzögert auf "Fahrt" wechseln darf, wenn gewährleistet ist, dass die Schranken bei normaler Hinfahrt geschlossen sind.
Durch die dichte Belegung (zu den Spitzenzeiten die OEG von/nach Weinheim und die 5A/15 von/nach Wallstadt/Heddesheim jeweils im 10-Minuten-Takt) kommt es schon heute oft vor, dass man, wenn man im Betriebshof mit einem Sonderzug (Überführungsfahrt, Fahrschule, Salonwagen etc) abfahrbereit steht, erstmal zehn bis 12 Minuten auf die Ausfahrt warten muss. Mehr geht einfach nicht, jeder Linienzug, der irgendwo um einige Sekunden oder Minuten aufgehalten wird, hält seinerseits wieder einen anderen Zug auf.
Der Umbau des Bf Käfertal wird einen Teil dieser Schwachpunkte beseitigen. Insbesondere werden die Züge aus Heddesheim ein eigenes Einfahrgleis bekommen und die kritische Kreuzung wird erst westlich der Bahnsteige, in der stadteinwärtigen Bahnhofsseite liegen. Damit werden gleichzeitige Ausfahrten Richtung Weinheim und Heddesheim sowie gleichzeitige Einfahrten von Weinheim und Heddesheim wieder möglich.
Eines wird sich dadurch nicht ändern. Der Bü Rebenstraße wird bei der Belegung mit den jetzigen Linien und der zusätzlichen Linie 16 dann zu etwa drei Vierteln der Zeit geschlossen sein.
Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger a.k.a. Lokleitung
5-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.10.23 11:01.